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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 20.1904-1905

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Von Ausstellunge und Sammlungen - Personal- und Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischtes - Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.12355#0598

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NEUE BUCHER <^=v»

muß: er ist ernst zu nehmen. Und in diesem Sinne
wünsche ich den Künstlern noch recht viele Millers.

Zürich Dr. Hermann Kesser

Friedrich Preller der Jüngere. Tage-
bücher des Künstlers, herausgegeben und bio-
graphisch vervollständigt von Max Jordan. Mit
36 Abbildungen. München-Kaufbeuren 1904, Ver-
einigte Kunstanstalten. Geb. M. 10.—.

Die Tagebücher eines Malers, wie Preller d. J.,
sind für die Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts
eine sehr willkommene Quellenschrift. Preller als
der begabte Sohn eines berühmten Vaters stand mit
so viel interessanten Persönlichkeiten zeitlebens in
Verkehr, daß uns seine ausführliche Lebensge-
schichte vielleicht noch mehr Beiträge gibt zum Ver-
ständnis anderer als seiner selbst. Die Kenntnis
von Prellers Lebensgang erklärt uns etwas zunächst
Unverständliches an seinem malerischen Haupt-
thema. In einer starken Pietät scheint der persön-
liche Kern der Malerei des jüngeren Prellers zu
liegen. — Das wird gerade durch eine sehr aus-
führliche vom Freunde feinfühlig ergänzte Auto-
biographie klar. Sehr bedauerlich ist's, daß dem
inhaltreichen Buch ein Personenverzeichnis fehlt,
das würde schon bei der Durchsicht das vielfach
Interessante des Buches erkennen lassen und dem
Quellensucher die ständige Benutzung des Buches
erleichtern. Erfreulich ist die chronologische An-
ordnung der Bilder Prellers, und wenn auch die
Mehrzahl der Abbildungen von Prellerschen Werken,
die das gediegene Buch zieren, bei den jüngeren
Generationen wenig Freude wecken wird, rück-
wärtsschauende Freunde und Fremde Prellers fühlen
sich doch auch auf einen Weg geführt, von dem
aus die künstlerische Welt des letzten Jahrhunderts
ihre besonders charakteristische Formation und
Flora zeigt. e. w. b.

Blätter für Gemäldekunde von Dr. Theodor
von Frimmel. Zu beziehen durch die Buchhandlung
Gerold & Co., Wien I, Stephansplatz 8. Jedes Heft
etwa 1 M. (Bisher erschienen 13 Hefte.)

Bildersammler und Bilderkenner sind im all-
gemeinen recht stille Leute, die um so seltener ihre
Besucher über die Kunstweisen und Kunstwerte ihrer
Gemälde aufklären, je mehr sie sich dem Studium
ihrer Schätze hingeben. Th. v. Frimmel hat sich
nun zwar durch Geschichten und Kataloge be-
deutender Galerien und kritische Werke zur Ge-
mäldekunde einen Namen als Bilderkenner erworben,
der ihn ganz besonders zur schrullenhaften Schweig-
samkeit berechtigen dürfte. Aber Frimmel macht's
gerade umgekehrt. Er gibt ganz allein Blätter für
Gemäldekunde heraus, und hier teilt er anderen
Bilderfreunden und Sammlern seine reichen Kennt-
nisse über Galerien, über Maler, Malergruppen, über
verschollene und wiedergefundene Originale, über
Maltechnisches mit. Die Auswahl der Themata ist
zweifellos geschickt und obwohl es gewiß nicht an
Zeitschriften für ältere Kunst fehlt, pflegen Frimmels
gut illustrierte Blätter für Gemäldekunde ein eigenes
Gebiet in origineller Weise und kommen gerade
einem Wunsche ernster Bildersammler entgegen, den
sonderbarerweise ältere Kunstzeitschriften selten
erfüllen. Auch die Kunstliterarischen, die persön-
lichen Notizen über Künstler, die Notierungen von
Preisen des Kunsthandels und der »Briefkasten« der
Frimmelschen Blätter überzeugen in sehr einladender
Weise von dem Geschick, der Um sieht und den reichen
Erfahrungen und Kenntnissen des erfreulicherweise
sehr mitteilsamen Herausgebers und Redakteurs:
Theodor v. Frimmel. b

Volbehr, T h., Bau und Leben der bil-
denden Kunst. (Aus Natur und Geisteswelt.
Bd. 68.) Mit 44 Abbildungen. Leipzig 1905. (B. G.
Teubner.) M. 1—, geb. M. 1.25.

Wie der Titel des Schriftchens recht gut an-
deutet, wird in ihr die Kunst einmal mehr natur-
wissenschaftlich betrachtet. Ohne sich etwa in be-
sondere physiologische Betrachtungen zu verlieren,
gibt uns Volbehr hier sehr viel von Naturwissen-
schaftlern gefördertes Material, um uns so das künst-
lerische Schaffen der Völker und der Einzelnen unter
den verschiedenen Himmelszonen besser verstehen
zu lassen. — Da Volbehr bei dieser mehr kosmi-
schen Betrachtung auch die primitivsten Kunst-
äußerungen der Völker seelisch zu erklären hat,
konnte er sich natürlich nicht mit einer sehr schwie-
rigen begrifflichen Erklärung des > Kunstwerkes«
aufhalten.— Das ist sehr gut, denn bei Vermeidung
fruchtlosen Verfechtens ästhetischer Meinungen hat
uns Volbehr etwas geschrieben, das für ein doppeltes
Publikum Wert besitzt. Das Buch ist sehr geeignet,
dem Heranwachsenden in die Hand gegeben zu
werden, der anfängt, zu schauen, nachzudenken, zu
urteilen. Es ist viel nützlicher, fruchtbarer für die,
die viel schauen wollen, als eine dickleibige Kunst-
geschichte. Aber das kleine Buch gibt auch dem
kunstgeschichtlich Wissenden und dem, dem das Auge
fortwährend künstlerische Fragen gibt, manche gute
weiteranregende Antwort. Unter Deutschlands ganz
billigen Büchern sind solche Gaben selten, gewiß —
wie dies so oft bei führenden Menschen der Fall —
ist auch Volbehrs Meinung in manchen Fällen zu
apodiktisch, auch hätte er statt der zitierten Ge-
währsmänner auf die Quellen dieser besser zurück-
gehen sollen, aber das ist in Anbetracht des guten
Ganzen gern in Kauf zu nehmen. Bredt

Daun, Dr. Berthold, Die Kunst des
19. Jahrhunderts. Ein Grundriß der mo-
dernen Plastik und Malerei. 12 Lfgn. mit
mehr als 250 Abbildungen. Charlottenburg 1904.
(Georg Wattenbach.) 1.—4. Lieferung je M. 1.20.

Mit einem literarischen Bedürfnis des Publikums
kann das Erscheinen so vieler Kunstgeschichten
des 19. Jahrhunderts entschieden nicht erklärt werden,
denn an solchen ist kein Mangel. Erklärlich ist für
den Kunsthistoriker das Erscheinen so vieler gleich-
artiger Werke nur aus einem Grunde. Kein Kunst-
historiker kann mit der Geschichte des uns nächst-
liegenden Jahrhunderts ganz zufrieden sein. Jeder
Kollege glaubt die Aufgabe besser lösen zu können.
Wenn das Kunstgeschichte-Schreiben so weiter blüht,
wird man die wenigen Kunsthistoriker rühmen
müssen, die ihre Lust, etwas besser zu machen,
unterdrückt haben. Dauns hier angezeigtes Werk
hat einen Vorzug. Es beschränkt sich auf Plastik
und Malerei und auch auf diesem engeren Gebiete
will es uns nicht mit allen möglichen Namen be-
lasten. Das Werk führt uns dafür möglichst nahe
zu den Führern, deren Art uns auch die Kleineren
verstehen lehrt. Ein abschließendes Urteil läßt sich
allerdings über das Werk, das in Lieferungen er-
scheint, nicht bilden. Sicherlich dient aber das
tiefere Eingehen in die Kunst Einzelner besser der
künstlerischen Erziehung als Werke voller Namen
und Daten. Und künstlerisches Interesse wecken
ist besser als mit Kunstgeschichten Belastungs-
proben fürs Gedächtnis anzustellen. Möchte Daun
auch in der Kunst der Gegenwart lieber zu wenig
Namen nennen, als daß er versäume, auf den gei-
stigen Gehalt der verschiedenen künstlerischen
Strömungen und deren gesamtes Ziel seine Leser
aufmerksam zu machen. dr. e. w. b.

Redaktionsschluß: 3. August 1905 Ausgabe: 17. August 1905

Für die Redaktion verantwortlich: F. Schwartz
Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. — Druck von Alphons Eruckmann. — Sämtlich in München
 
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