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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Zimmermann, Alfred: Ein Brief über Maler und Malerei
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Wiener Ausstellungen - Berliner Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0298

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Eigenschaft, scheint mir, hat er sich gründlich WIENER AUSSTELLUNGEN

erhalten. Wenn sie dazu beitrug, daß sein _ . , ... . . „. ... .. _. M „__.«

, , , j i, • r\'e Ausstellung bei Miethke, die „Die Neue Kunst

Werk ein so herrliches wurde, soll sie ge- U vorfuhrt und eine Orientierung über die jüng-

priesen sein! Allerdings waren die alten sten Richtungen in Malerei und Plastik geben will,

großen Meister zum großen Teil sehr viel- krankt wie so mancher ähnlicher Versuch daran,

seitig, ein absolut nötiges Attribut der Geniali- da? ihre Arrangeure selbst kein Verhältnis zu dem

..?'„. . . . . ° . . , haben, was sie bringen. Wer aber etwas propagiert,

tat ist Einseitigkeit demnach nicht. Leibis woran er selbst nicht glaubt, wird stets Gefahr laufen,

einziger Lebenszweck war seine Kunst. Er seine gut gemeinten Bemühungen in unerfreuliche

wollte nicht da leben, Haltlosigkeit und Unein

wo er sich am besten heklichkeit zerflattern zu

.. . sehen; wo die einem m-
amusieren, sondern Ä—neren Verständnis einer

dort, wo er am un- &ge^^^ \ künstlerischen Richtung

gestörtesten arbeiten & \ entstammendeSicherheit

konnte. Sich müd ar- Ü \ ß fehlt, wird notwendig die

, . ,. Auswahl etwas Zufallt-

beiten und sich für die V 'T 1 ges an sich haben und

Arbeit wieder zu er- ^j*"' * jjJr^^IW aus der Sre"en Fulle des

holen bei Jagd und Neuesten Echtes und Fal-

Kartenspiel war alles, // '^^L sches Richtunggebendes

. , r / ^^«^fc —s_ und Mitlaufendes unter-

was er für sich bean- \Mn* ä { J schiedslos herausgreife

spruchte. Ueber die 3: '\i ÜAl^K^Ä und nebeneinander?'

gemeinsten Sorgen des :M ~"7' f^^^wJ len- lnfoIgedessen wir"

Daseins war er durch j, V cr¥ fm ken die turbulenten Ex-

, „ , if ®B \ „-UP- pressionisten, denen die

seinen letzten Erfolg ) --xSF' Ausstellung gewidmet

hinaus, so konnte er V.X l J \ i scheint, wie eine Folie

sich wieder ganz nach \ IUI j V/l ^ zu den paar Bildern, die

Lust seinem Daseins- \ , • ^-4 als Vorläufer und Bahn-

. ^^^Hr ^ Jtllw brecher doch nur eine

zweck ergeben und ma- ^\^W' |^ / Art Auftakt sein sollten ;

len. Er versteckte sich | V\ j 1 ^"W Manet und Renoir, c^-

nach Berbling und ^ A«' ^""fl To** zanne und Van Gogh

malte die Frauen in ' W^a * VT erscheinen als glorrei-

.,,.,„ ... . i^im \X eher Abschluß, auf den

der Kirche. So schlicht » ^ -J^E""*** f^Wte». völlige Decadence folg

ehrlich wie der ganze y ftJ statt daß siealsUrsprun

V' wBP^ß^iZr^ jener Richtungen wirken,

allem Theatralischen WfäE*7l\ 1P *£S in denen wir die künstleri-

, .. ... , . . V V i / sZ4Zk' sehe Kraft unserer Zeit

abgeneigt, so schlicht / \* / > \ gären sehen. Die Werke,

ist auch seine Malerei, / f -f die durCD ihre Heran"

d.h. seine Maltechnik. A iL-^- / f ^ Ziehung als Ahnen der

Jeder Pinselstrich „JH? l J> neuen Kunst zu solcher

Bi •. . T, ^' \ 1 f / Apotheosegelangen, sind

mußte sitzen, ein Kor- ) V L_-~ z^ei späte Arbeiten Ma-

rigieren, Uebermalen ^\ Z^0"^ nets, die Bar und die

oder Lasieren war i</~\ Badenden und ein aller-

gänzlich ausgeschlos- ^\-K liebstes Eisläuferbild Re-

b _ . . %s^_) noirs von 1868, und von

sen. Das einzige, was >*a"—' den eigentlichen Vätern

er sich erlaubte, war: adolf Hengeler Zeichnung aus den desExpressionismus vier

abkratzen bis zur Lein- .fliegenden blättern« van Goghs, die die Ent-

wand Eine nette Illu- Mit Erlaubn'5 von Braan & Schneider, München wicklung des Meisters

. ..' , . p , knapp und gut charak-

stration dazu ist fol- terisieren und drei en-

gende Aeußerung. Eines Abends war davon zannes, die zum Teil schon an derselben Stelle zu
die Rede, daß der Maler X. ein sehr schönes sehen waren. In welchen Formen die nachfolgende
Bild vollendet habe. „Ich weiß nicht, ich Generation die Ausdeutung und Ausbeutung dieser

, , . , . ■ , , . t -., beiden großen Meister versucht, wird hier nicht klar,

glaube nicht recht daran," entgegnete Leibi, da plc^ssoi matisse) bracqÜe, Derain, Herbin
„ich habe den Kerl im Verdacht, daß er la- so wenig charakteristisch vertreten sind, daß Burty,
siert." Lasieren bedeutete für ihn Unehrlich- Marchand, Lhote, Leger, Melzer, Mitläufer mä-
keit, und was ist in jener Zeit zusammen- »igen Ranges, ihnen gleichberechtigt erscheinen. Mit
, , . ..... mehr Sympathie sind Friesz, Vlaminck, van Don-

lasiert worden - eine malerische Betati- gen behandelt, also Maler, die hübsch tief in der
gung, die die heutige Kunst fast gar nicht Vergangenheit wurzeln. Von Parallelerscheinungen
mehr kennt. in Deutschland sind manche herausgegriffen, die bloß

* * verkleidete Modemaler sind wie Rappaport oder

* Bato, oder arg verrohte Impressionisten wie Klein

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