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Fortlage, Arnold: George Minne
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0394
GEORGE MINNE GRABMAL DES DICHTERS RODENBACH (MARMOR)
geschaffen, zumeist lagernde, halbaufgerichtete hier den Bildhauer nie verleugnend, den Text
Gestalten, von denen eines der schönsten hier desDramas„SchwesterBeatrix"vonMaeterlinck
abgebildet ist: das Grabmal für Rodenbach geschmückt hatte: streng-herbe Blätter von
(Abb. S. 353), eine aus dem Marmorblock sich hieratischer Gebundenheit, voll von innerem,
loslösende Trauernde, gleichsam ein Symbol glühendem religiösen Feuer einer leidenschaft-
der von der Erde sich loslösenden Sehnsucht liehen Begeisterung, in starren Linien eines bald
nach dem Ueberirdischen. primitiv, bald revolutionär anmutenden Stilis-
Minnes Kunst zeigt sich nicht nur auf seinem mus, von dem knorrigen Pathos, das ja überhaupt
eigentlichen Gebiete der Bildhauerei, sondern für Minnes Kunst charakteristisch ist. —
auch in zahlreichen graphischen Arbeiten, die So schafft der Künstler in ländlicher, fried-
eine statuarische Kraft nie verleugnen. Es voller Abgeschiedenheit, nur ringend mit seinem
gibt frühe graphische Arbeiten von Minne, und harten Material und dem quälenden Weh der
gleich sieht man in ihnen die hart umrissenen, Menschheit, selber geführt von lauterem Stil-
knappen, eckigen und spitzen Konturen, die empfinden und sicherer Geschmacksbildung,
er auch seinen Figuren gegeben, jene auf den Schon die Zeitgenossen vermögen die Grenze
ersten Blick nichts weniger als liebenswürdige seiner schöpferischen Gestaltungskraft zu er-
oder einschmeichelnde Art der Gotik. — Er kennen; es liegt uns fern, ihn den ganz Gro-
hat mehrere Werke neuerer Schriftsteller seines Den, den Genialen der Kunst beizuzählen,
Heimatlandes mit Illustrationen versehen, z. B. aber wir dürfen ihn sicher zu den Seltenen
Werke von E. Verhaeren, Gregoire le Roy und rechnen, die still, ihres Weges und Zieles sich
Maeterlinck. Bei uns erregten s. Z. (im ersten bewußt, die Formen einer vergangenen Zeit
Jahrgang der „Insel" 1900) die kraftvollen neubelebend, so mit eigenen Werken unsere
Zeichnungen Aufsehen, mit denen Minne, auch Zeit bereichern.
Die Kunst für Alle XXVIII. 353 45
geschaffen, zumeist lagernde, halbaufgerichtete hier den Bildhauer nie verleugnend, den Text
Gestalten, von denen eines der schönsten hier desDramas„SchwesterBeatrix"vonMaeterlinck
abgebildet ist: das Grabmal für Rodenbach geschmückt hatte: streng-herbe Blätter von
(Abb. S. 353), eine aus dem Marmorblock sich hieratischer Gebundenheit, voll von innerem,
loslösende Trauernde, gleichsam ein Symbol glühendem religiösen Feuer einer leidenschaft-
der von der Erde sich loslösenden Sehnsucht liehen Begeisterung, in starren Linien eines bald
nach dem Ueberirdischen. primitiv, bald revolutionär anmutenden Stilis-
Minnes Kunst zeigt sich nicht nur auf seinem mus, von dem knorrigen Pathos, das ja überhaupt
eigentlichen Gebiete der Bildhauerei, sondern für Minnes Kunst charakteristisch ist. —
auch in zahlreichen graphischen Arbeiten, die So schafft der Künstler in ländlicher, fried-
eine statuarische Kraft nie verleugnen. Es voller Abgeschiedenheit, nur ringend mit seinem
gibt frühe graphische Arbeiten von Minne, und harten Material und dem quälenden Weh der
gleich sieht man in ihnen die hart umrissenen, Menschheit, selber geführt von lauterem Stil-
knappen, eckigen und spitzen Konturen, die empfinden und sicherer Geschmacksbildung,
er auch seinen Figuren gegeben, jene auf den Schon die Zeitgenossen vermögen die Grenze
ersten Blick nichts weniger als liebenswürdige seiner schöpferischen Gestaltungskraft zu er-
oder einschmeichelnde Art der Gotik. — Er kennen; es liegt uns fern, ihn den ganz Gro-
hat mehrere Werke neuerer Schriftsteller seines Den, den Genialen der Kunst beizuzählen,
Heimatlandes mit Illustrationen versehen, z. B. aber wir dürfen ihn sicher zu den Seltenen
Werke von E. Verhaeren, Gregoire le Roy und rechnen, die still, ihres Weges und Zieles sich
Maeterlinck. Bei uns erregten s. Z. (im ersten bewußt, die Formen einer vergangenen Zeit
Jahrgang der „Insel" 1900) die kraftvollen neubelebend, so mit eigenen Werken unsere
Zeichnungen Aufsehen, mit denen Minne, auch Zeit bereichern.
Die Kunst für Alle XXVIII. 353 45