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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 28.1912-1913

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Fechter, Paul: Delacroix der Schriftsteller
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https://doi.org/10.11588/diglit.13091#0625

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\ rum sind unsere vergangenen Genüsse in der sagte (in der oben zitierten Stelle), die Tat-

;\ Erinnerung viel stärker, als sie in Wirklich- sache bestehe nicht wirklich, da die Idee sie

J keit waren? Warum verweilt unser Sinnen so malt und idealisiert und ihr dadurch ein zweites

h gern an Orten, die wir nicht wiedersehen werden, Leben verleiht." Stellen wie diese rufen un-

3 wo unsere Seele Glück empfand? Warum — willkürlich die Erinnerung an das schöne Selbst-

5 wie grausam und traurig zeigst du dich, Natur, bildnis des alternden Delacroix in der Samrn-

y in dieser mächtigen Gabe! — Warum verschönt lung Mesdag im Haag herauf: die menschliche

i die Erinnerung unsere Freunde, wenn wir sie wie die künstlerische Blickweite spiegelt sich

■j verloren haben? Weil im Denken, das sich hier wie dort mit dergleichen gedämpften Trauer

J der Regungen des Herzens erinnert, dasselbe einer vertieften Erkenntnis.

D vorgeht, wie wenn sich die schöpferische Kraft Die Aufsätze umspannen fast dieselbe Zeit

J seiner bemächtigt, um die wirkliche Welt zu wie die Tagebücher. Der erste ist datiert vom

h beleben und daraus Geschöpfe der Phantasie Mai 1829; die letzten Aufzeichnungen stam-

5 Zugewinnen. Dann „komponiert" das Denken, men aus den sechziger Jahren. So geben auch

/ das heißt, es wählt und veredelt. Man kann sie ein Entwicklungsbild, zeigen in Stücken,

^ nicht denken, ohne zu veredeln. Dafür sind wie dem Essay über die Kunstkritiken oder

( schon unsere Vorurteile da. Die meinen zum in dem Brief über den Wettbewerb den vehe-

'i Beispiel unterscheiden sich in allem von denen menten Elan des Jünglings, der den Schlacht-

J meines Nachbarn. Worin bestehen sie? In ruf prägte: „Vive Rubens toujours et l'amitie!"

) meiner Art das Ding, das ich sehe, zu ideali- — lassen den Selbstbesitz des Mannes in dem

5 sieren, das heißt, es in meiner Art zu kom- beherrschten Aufsatz über Prudhon wider-

) ponieren. Das meinte ich, wenn ich anfangs klingen, um zuletzt die resignierende Melan-

ADOLFO WILDT DER HEILIGE, DER JÜNGLING UND DER WEISE (MARMOR) 5

Münchner Glaspalast 1913 l

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