MAX SVABINSKY FAMILIEN BILDNIS
Münchner Glaspalast 1913
cholie des späten Delacroix in den Erkennt- dem Maler des „Massacre" trennte, war das Ver-
nissen der letzten Abschnitte zum Ausdruck werfen alles Literarischen; wir heute sind so
zu bringen. Es fehlt nicht an Widersprüchen weit gekommen, hinter diese „Bereicherung"
— so wenig wie im Journal oder in den Briefen ein großes Fragezeichen zu setzen. Wir haben
— so wenig wie in dem Leben selbst. Ur- einmal erkannt, daß, „bevor die Literatur auf
teile wechseln, verschieben sich, Einsichten die Leinwand Delacroix' gelangte, alles Lite-
wandeln sich unter der Vertiefung der Erleb- rarische längst zur ausschließlichen Anschau-
nisse. Man sucht aber in Arbeiten wie diesen ung des Malers geworden war — und haben
nicht Tatsachen und feststehende Urteile, son- ferner die unheilvolle Begriffsvermischung, die
dern Erlebtes. Und um ein schönes Wort aus sich in diesem Wort vollzogen hatte, einge-
der Einleitung Meier-Gräfes herzusetzen: „Man sehen. Der Protest gegen das Literarische in
sieht einen Menschen Künstler sein" — und der Malerei war vollauf gerechtfertigt, sobald
neben ihm, „wie einen enormen Schatten", man unter literarisch etwa das gleiche wie be-
seine Aufgabe. grifflich, über das Wissen, die literae gehend
Diese Einleitung, die Meier-Gräfe dem verstand — weil hier tatsächlich alles Frucht-
Bande mitgab, hat jenseits ihres Zweckes an bare nur aus einem gänzlich unvermittelten,
dieser Stelle ihre Sonderbedeutung. Er hat rein anschaulichen Augenerlebnis erwachsen
sie bereits vor längerer Zeit in der „Neuen kann. Der Protest wurde ein Irrtum, sobald
Rundschau" veröffentlicht und schon damals man den Begriff literarisch nicht nur auf das
empfand man das Aktuelle der Ausführungen Ganze, sondern abstrahierend nur noch auf das
in ihrer Stellung zum Begriff des Literarischen. Gegenständliche der Kunst bezog. Denn auch
Was die Generation der Impressionisten von Hamlet und Ophelia oder Dante und Beatrice
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Münchner Glaspalast 1913
cholie des späten Delacroix in den Erkennt- dem Maler des „Massacre" trennte, war das Ver-
nissen der letzten Abschnitte zum Ausdruck werfen alles Literarischen; wir heute sind so
zu bringen. Es fehlt nicht an Widersprüchen weit gekommen, hinter diese „Bereicherung"
— so wenig wie im Journal oder in den Briefen ein großes Fragezeichen zu setzen. Wir haben
— so wenig wie in dem Leben selbst. Ur- einmal erkannt, daß, „bevor die Literatur auf
teile wechseln, verschieben sich, Einsichten die Leinwand Delacroix' gelangte, alles Lite-
wandeln sich unter der Vertiefung der Erleb- rarische längst zur ausschließlichen Anschau-
nisse. Man sucht aber in Arbeiten wie diesen ung des Malers geworden war — und haben
nicht Tatsachen und feststehende Urteile, son- ferner die unheilvolle Begriffsvermischung, die
dern Erlebtes. Und um ein schönes Wort aus sich in diesem Wort vollzogen hatte, einge-
der Einleitung Meier-Gräfes herzusetzen: „Man sehen. Der Protest gegen das Literarische in
sieht einen Menschen Künstler sein" — und der Malerei war vollauf gerechtfertigt, sobald
neben ihm, „wie einen enormen Schatten", man unter literarisch etwa das gleiche wie be-
seine Aufgabe. grifflich, über das Wissen, die literae gehend
Diese Einleitung, die Meier-Gräfe dem verstand — weil hier tatsächlich alles Frucht-
Bande mitgab, hat jenseits ihres Zweckes an bare nur aus einem gänzlich unvermittelten,
dieser Stelle ihre Sonderbedeutung. Er hat rein anschaulichen Augenerlebnis erwachsen
sie bereits vor längerer Zeit in der „Neuen kann. Der Protest wurde ein Irrtum, sobald
Rundschau" veröffentlicht und schon damals man den Begriff literarisch nicht nur auf das
empfand man das Aktuelle der Ausführungen Ganze, sondern abstrahierend nur noch auf das
in ihrer Stellung zum Begriff des Literarischen. Gegenständliche der Kunst bezog. Denn auch
Was die Generation der Impressionisten von Hamlet und Ophelia oder Dante und Beatrice
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