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können (wie es bei Delacroix der Fall war) zu erste einer Reihe von weiteren sein möge, die
einer absolut „unliterarischen" Anschauung uns das Gesamtwerk des Literaten Delacroix
werden, und ein Schlächterladen kann daneben in einer ebenso würdigen Form, wie dieser
die reinste Literatur repräsentieren — wie wir Band sie zeigt, vermittelt. Das Journal liegt
es heute in den Tagen des akademisch ge- bisher im Deutschen nur in einer unzureichen-
wordenen Impressionismus mehr als einmal den Andeutung vor, die Briefe fehlen (obwohl
erleben können. Die Bedeutung Delacroix' für vor längerer Zeit bereits einmal verheißen)
die Gegenwart beruht nicht zum wenigsten noch gänzlich: Hier ist eine Aufgabe, die wohl
darin, daß von seinem Werk aus am klarsten des Schweißes der Edlen wert ist.
diese Einsicht sich entwickeln kann.
Am Schlüsse seiner Introduktion stellt Meier- Daß der Künstler Eigenes geben soll, dem stimmen
Gräfe die Briefe, das Journal und die Auf- gar viele zu,die dann verlangen, daß dies Eigene ganz
~ . . > . . , . , ^ so aussehen solle, wie sie es sich denken. Hans Thoma
satze Delacroix nebeneinander — mit dem Er- . ., , . ,, .„,,,.,
,..„,. ... »i _ . - , In der Kunst gibt es keine allgemeine Wahrheit.
gebms, daß die reichste Norm die Tagebucher Eine Wahrheit in der Kunst ist etwas, dessen Um-
bleiben — daß wir aber auch neben ihnen und kehrung auch wahr ist. Oscar wude
neben den hinreißenden Jugendbriefen die Auf- Jede Zeit schreibt ihre Geschichte am wahrsten in
sätze so wenig entbehren möchten wie gewisse den Kunstwerken, die sie schafft. Hermann Gtimm
Prosaschriften Goethes, in denen er, einem „Lieber Herr'1, sagte Schwind einst einem
Fürsten ähnlich, zur Menge redet. Uns Un- Ästhetiker, für mich gibt es nur zwei Gattungen
, ... , . , ° o i_, n j von Bildern, das sind die verkauften und die unver-
beteihgteren sei erlaubt, an diesen Schluß den kauften? und die verkauften sind mir alleweil die
Wunsch zu knüpfen, daß dieser Essayband der liebsten. Das ist meine ganze Aesthetik."
KARL Vi lLFERT TRÄUMENDE
Münchner Glaspalast 1913
576
können (wie es bei Delacroix der Fall war) zu erste einer Reihe von weiteren sein möge, die
einer absolut „unliterarischen" Anschauung uns das Gesamtwerk des Literaten Delacroix
werden, und ein Schlächterladen kann daneben in einer ebenso würdigen Form, wie dieser
die reinste Literatur repräsentieren — wie wir Band sie zeigt, vermittelt. Das Journal liegt
es heute in den Tagen des akademisch ge- bisher im Deutschen nur in einer unzureichen-
wordenen Impressionismus mehr als einmal den Andeutung vor, die Briefe fehlen (obwohl
erleben können. Die Bedeutung Delacroix' für vor längerer Zeit bereits einmal verheißen)
die Gegenwart beruht nicht zum wenigsten noch gänzlich: Hier ist eine Aufgabe, die wohl
darin, daß von seinem Werk aus am klarsten des Schweißes der Edlen wert ist.
diese Einsicht sich entwickeln kann.
Am Schlüsse seiner Introduktion stellt Meier- Daß der Künstler Eigenes geben soll, dem stimmen
Gräfe die Briefe, das Journal und die Auf- gar viele zu,die dann verlangen, daß dies Eigene ganz
~ . . > . . , . , ^ so aussehen solle, wie sie es sich denken. Hans Thoma
satze Delacroix nebeneinander — mit dem Er- . ., , . ,, .„,,,.,
,..„,. ... »i _ . - , In der Kunst gibt es keine allgemeine Wahrheit.
gebms, daß die reichste Norm die Tagebucher Eine Wahrheit in der Kunst ist etwas, dessen Um-
bleiben — daß wir aber auch neben ihnen und kehrung auch wahr ist. Oscar wude
neben den hinreißenden Jugendbriefen die Auf- Jede Zeit schreibt ihre Geschichte am wahrsten in
sätze so wenig entbehren möchten wie gewisse den Kunstwerken, die sie schafft. Hermann Gtimm
Prosaschriften Goethes, in denen er, einem „Lieber Herr'1, sagte Schwind einst einem
Fürsten ähnlich, zur Menge redet. Uns Un- Ästhetiker, für mich gibt es nur zwei Gattungen
, ... , . , ° o i_, n j von Bildern, das sind die verkauften und die unver-
beteihgteren sei erlaubt, an diesen Schluß den kauften? und die verkauften sind mir alleweil die
Wunsch zu knüpfen, daß dieser Essayband der liebsten. Das ist meine ganze Aesthetik."
KARL Vi lLFERT TRÄUMENDE
Münchner Glaspalast 1913
576