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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 43.1927-1928

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Riess, Margot: Der Maler Dietrich
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https://doi.org/10.11588/diglit.16477#0074

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spielend, pfeifenrauchend, sechs Kumpane. ganzeüberauseigenUimlicheSchaffendesMalers:

Denkt man hier unwillkürlich an die pfeifen- Bemühen um Kleinstes und Geringstes, Mörike-

rauchenden Kartenspieler auf Cezannes Bildern stil, andrerseits ausgesprochenster, manchmal

(die dem einsamen Maler natürlich ebensowenig herrisch scheinender W ille zur Zusammen-

zugänglich sind wie andere große Kunstwerke), ballung, Vereinfachung und Steigerung der

so behauptet das Bild Dietrichs dennoch seinen Form. So daß einem mitunter das Gefühl

eigenen Platz. Ein eckiger Ernst ist darin. Zwei kommt: hätte diese malerische Kraft nicht ge-

der Gesellen sind einfach als starke, tinlenfar- rade in dem Tagelöhner vom Untersee ihr

bene Silhouetten gegeben, so wie sie auch im Domizil gefunden, wären nicht hier und da

verwegensten Helldunkel einer Petroleumfunze beengende Milieueinflüsse als maßgebend her-

niemals in Wirklichkeit gesehen werden konn- vorgetreten, es wäre vielleicht etwas unerhört

ten, rein der phantastischen Wirkung des Gan- Großzügiges, Streitbares, Neues geworden. So

zen zuliebe. Andererseits sind die Photogra- ist alles gedämpft von einer bäuerlichen, manch-

phien und Bilder (seine eigenen Malereien) an mal ans Nüchterne streifenden Solidität, man-

den rohen Bretterwänden mit einer kindlich- chem von uns vielleicht deshalb um so lieber,

minutiösen Sorgfalt gegeben, ohne eine Spur dem das W erk dieses großen Kindes so etwas

von Selbstherrlichkeit der Gestaltung. Dieser wie Halt- und Stützpunkt in Wirren heutigen

eigentümliche Zwiespalt aber geht durch das Kunsttreibens dünken mag. Dr. Margot Rieß

ADOLF DIETRICH. HÄUSER UND BÄUME

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