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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 43.1927-1928

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Wolf, Georg Jacob: Die Darmstädter Ausstellung 1927
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https://doi.org/10.11588/diglit.16477#0075

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B Kunstblbllothek
Staatliche Museen
zu Berlin

DIE DARM STÄDTER AUSSTELLUNG 1927

Wenn irgendwo der Begrilt' „Neue Kunst" sich Sparsamkeit der Millel bedacht ist und gelegent-

mil Taten manifestieren will und es stellt sich lieh kräftig stilisiert. Von den gegenwärtig in

doch zu allererst die Notwendigkeit ein, in Darmsladt tätigen Malern sind Karl Gunsch-

hessere und bedeutungsvollere Tage der Ver- mann, ein intimer Landschafter, Karl Deppert.

gangenheit zurückzublicken, so ist dies ein ein Meister von Halbfigurenbildern, und der

Zwiespalt, der nicht sehr erfreulich ist Steht ausdrucksvolle Willi Hofferbert besonders er-

man auf der Darmstädter Mathildenhöhe vor wähnenswert.

Olbrichs Ausslellungsgebäude und Hochzeits- Die Münchner Kunst vertrilt,\vie dies auch bei
türm, so wird dieses Gefühl zum Ereignis. Von der Kasseler Jubiläumsausstellung der Fall ist,
dieser Stätte ging einst eine eigenartige lebendige ausschließlich die Münchner Neue Secession
Kunst aus, die weit hinauswirkte in das Getriebe mit Gemälden, Graphik und Plastik, eine sehr
und Leben der deutschen Kunst; Mathilden- bemerkenswerte Überschau über die Größen
höhewardamalsmehralsnureineAusstellungs- der Gruppe, aber auch über die Leistungen
zentrale. Das ist vorbei. Der hessische Groß- einiger in München selbst weniger wirkungs-
herzog Ernst Ludwig, ein kunstbegeisterter und voll herausgebrachter jüngerer Künstler wie
kunstverständiger Fürst, hebt nicht mehr seine Josef Achmann, Franz Doli, August Kallerl.
Hand über die Darmstädter Ausstellungen; Otto Nückel, von dem man sehr Bedeutsames
seine Nachfolger in der Kunstpflege Darmstadts erwarten darf, Josef Scharl, Alois Seidl, August
aber veranstalten Ausstellungen, wie man sie Zintl und Walter Schulz-Matan, dessen Bildnis
auch anderwärts findet, wenn man moderne der Frau Schrimpf mich als einer der stärksten
Kunstzeigt.KeinWunder,daßdeshalbindiesem künstlerischen Eindrücke der Ausstellung an-
Jahre die Augen der Darmslädter und Darm- gesprochen hat.

sladl besuchenden Kunstfreunde mehr auf die Berlin wird durch seine Secession mit mehr
im Eandesmuseum veranstaltete Ausstellung als zweihundert Werken vertreten. Auch hier
„Alte Kunst am Mittelrhein", die tatsächlich treten, geschart um Corinlhs Ehrengedächtnis
eine neue Provinz alter Kunst erobert, gerichtet in Form einer kleinen, würdigenNachlaßkollek-
sind als auf die Mathildenhöhe. ZttUnrecht frei- tion, manche neue oder weniger bekannte
lieh, denn auch die diesjährige Darmstädter Aus- Künstler hervor. August Wilhelm Dreßler,
Stellung hat ihre Verdienste — man darf nur F. M. Jansen, Paul Päschke, Magnus Zeller mit
eben nicht mit den hochgespannten Erwartun- seinen prächtigen „Anglern", einem Bild von
gen kommen, die man früher auf die Mathilden- feinstem Kolorit, Erich Y\ aske mit seinem
höhe mitbrachte. „Wasserträger am Alna" gehören zu denen,
In drei größere Komplexe ist die Ausstellung die einem neue Eindrücke vermitteln. Charlotte
aufgeteilt: Berlin, Darmsladt, München, und Berend mit dem „Geißhirten", Erich Büttner
beijedem gibtesdreiUnterabteilungen:Malerei, mit dem ironisierenden Bildchen „Die Akade-
Plastik, Graphik. Darmstadt, um damit zu mie",Arthur Degnermit einer „Oslpreußischen
beginnen, hat heute nicht mehr die bedeutende Landschaft", Felixmüller, Spiro, L. v. König,
Künstlerschar, über die es 1900 und dann wie- Bruno Krauskopf, von dem man ein ausge-
der zwischen 1912 und igi4 verfügte, aufzu- zeichneles Bild „Mutter und Kind" sieht, be-
weisen. Diese Gruppe „Flessische oder in Hes- wegen sich mehr in bekannten Bahnen. Bei den
sen wohnende Künstler" vermittelt als wert- Berliner Bildhauern fällt Johannes Schiffner, bei
vollste Bekanntschaften Proben aus dem Werk den Münchnern der etwas träumerische, seine
des Darmstädter Bildhauers Adam Antes, plastischen Bildnisse aus seelischen Tiefen
eines Neo-Klassizisten, der indessen auf äußerste heraufholende Ernst Penzoldt auf. G. J. w.

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