DIE SYMBOLIK INDISCHER KUNST
Indische Kunst kann nur begriffen werden, wenn
man die gedankliche Basis, auf der diese reichen,
fremden, oft grotesk-iiberwuchernden Formen
erwuchsen, erfaßt. Nirgends lindet sich eine
so nahgeschlossene Bindung zwischen gedank-
lichem Erkennen, gedanklicher Anschauung und
körperhafter Darstellung wie in Indien, nirgends
auch eine so langsam fortschreitende Entwick-
lung, ein noch heute lebendiges Gestalten aus
dem Geist uralter Worte der Veden und Upa-
nishaden.
Indische Kunst begann, als der indische Mensch
begriff, daß die Seele des Menschen ewig ist und
eins mit der göttlichen Seele, dem Herrn und
dem Ursprung aller Dinge. Schönheit, sagt der
indische Philosoph, ist subjektiv, nicht objektiv,
sie gehört nur dem Geiste an und kann nur
durch geistiges Schauen begriffen werden. Die
Schönheit eines Baumes,einer Blume, einer Frau
liegt in der göttlichen Idee, die sie jenen Geistern
gibt, die fähig sind, sie zu empfangen. Je voll-
kommener unser Geist der allgemeinen Har-
monie erschlossen ist, desto deutlicher erkennen
w ir die Schönheit und sind dadurch fähig, Künst-
ler zu werden. Es existiert weder Schönheit
noch Häßlichkeit in der Materie. Die ganze
Natur ist schön, wenn wir die göttliche Idee in
ihr begreifen. Die geistige Vision zu erhöhen
und zu stärken war daher das Streben aller in-
dischen Künstler, weil aus dieser allein das We-
sen der Dinge erschlossen werden kann und
das Verharren in der gegenständlichen Welt,
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Indische Kunst kann nur begriffen werden, wenn
man die gedankliche Basis, auf der diese reichen,
fremden, oft grotesk-iiberwuchernden Formen
erwuchsen, erfaßt. Nirgends lindet sich eine
so nahgeschlossene Bindung zwischen gedank-
lichem Erkennen, gedanklicher Anschauung und
körperhafter Darstellung wie in Indien, nirgends
auch eine so langsam fortschreitende Entwick-
lung, ein noch heute lebendiges Gestalten aus
dem Geist uralter Worte der Veden und Upa-
nishaden.
Indische Kunst begann, als der indische Mensch
begriff, daß die Seele des Menschen ewig ist und
eins mit der göttlichen Seele, dem Herrn und
dem Ursprung aller Dinge. Schönheit, sagt der
indische Philosoph, ist subjektiv, nicht objektiv,
sie gehört nur dem Geiste an und kann nur
durch geistiges Schauen begriffen werden. Die
Schönheit eines Baumes,einer Blume, einer Frau
liegt in der göttlichen Idee, die sie jenen Geistern
gibt, die fähig sind, sie zu empfangen. Je voll-
kommener unser Geist der allgemeinen Har-
monie erschlossen ist, desto deutlicher erkennen
w ir die Schönheit und sind dadurch fähig, Künst-
ler zu werden. Es existiert weder Schönheit
noch Häßlichkeit in der Materie. Die ganze
Natur ist schön, wenn wir die göttliche Idee in
ihr begreifen. Die geistige Vision zu erhöhen
und zu stärken war daher das Streben aller in-
dischen Künstler, weil aus dieser allein das We-
sen der Dinge erschlossen werden kann und
das Verharren in der gegenständlichen Welt,
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