FARBLICHT MUSIK UND IHRE KORREKTUR
Vor einiger Zeit hatte man in München Ge-
legenheit, A. Laszlo, den in München lebenden
Pianisten, seine Farblicbtmusik vorführen zu
sehen. Nach kurzem, theoretischem Vortrage be-
gab er sich an den Flügel, spielte moderne, eigene
Kompositionen, während wandelnde Farben und
Formen im dunkelnden Räume auf die Lein-
wand geworfen winden, Formen, die im Rhyth-
mus ihrer Abwandlung ein Gesamtkunstwerk
mit der Musik bilden sollen. Diese dankens-
werten Versuche kamen um innerliche V\ irkung
vor allem deshalb, weil der Komponist der
Farbsphäre kein standhaltender Maler war. Man
hätte hier einen Klee, einen Kandinsky (oder
Reichel, um einen abstrakten, musikalischen
Münchner zu nennen) zur Verfügung haben
müssen. Zudem aber ist der Schaltapparat oder
seine Bedienbarkeit noch so unvollkommen,
daß sich die Farbabwandlung nicht wirklich in die
Musik hineinlegt, vielmehr noch recht beliebig
neben ihr einhereilt. Wir glauben aber mit
Laszlo an die grundsätzliche Möglichkeit solcher
Verbindungskunst. Nur ist die Verbindung vor-
läufig noch recht unvollkommen.
Da die Lichtmaschine vorläufig noch viel unge-
lenker arbeitet als die Maschine eines modernen
Konzertflügels, müßte letzterer der sich anpas-
sende Teil werden und nicht umgekehrt. Zuerst
also müßte eine sinngesätligte Farbfolge tadel-
los projizierbar daslehn, und nun erst müßte
der Musiker zu diesem „Texte" eine Musik er-
finden. Selbst bei dieser umgekehrten Anpassung
bliebe dann noch nötig, daß sich der Musiker an
etwaige Zeitverschiebungen der Faibmaschine
anpaßt, wie der Begleiter an die Sängerin und
ihre Atempausen. Nur so könnten die Aussichten
wirklichen Zusammengehens wachsen. Immer
wichtiger aber wird hiebei die wirkliche Künst-
lerschaft des komponierenden Malers, dessen
Farbabwandlungen schon ohne Musik ein köst-
liches, geschlossenes Spiel bedeuten müssen,
genau so, wie ein gutes Gedicht bereits ohne
den Musiker entzückt. Dazu kommt, daß das
Visuelle in seiner Eigenkraft — noch dazu im
Dunkelraume! — ganz andre Vordringlichkeil
behält als beim Liede etwa der Klang des Wortes,
der durch den Klang der Musik immer ein wenig
zugedeckt wird. Dies führt wiederum auf das
278
FRITZ KOELLE. STIERKALB
Vor einiger Zeit hatte man in München Ge-
legenheit, A. Laszlo, den in München lebenden
Pianisten, seine Farblicbtmusik vorführen zu
sehen. Nach kurzem, theoretischem Vortrage be-
gab er sich an den Flügel, spielte moderne, eigene
Kompositionen, während wandelnde Farben und
Formen im dunkelnden Räume auf die Lein-
wand geworfen winden, Formen, die im Rhyth-
mus ihrer Abwandlung ein Gesamtkunstwerk
mit der Musik bilden sollen. Diese dankens-
werten Versuche kamen um innerliche V\ irkung
vor allem deshalb, weil der Komponist der
Farbsphäre kein standhaltender Maler war. Man
hätte hier einen Klee, einen Kandinsky (oder
Reichel, um einen abstrakten, musikalischen
Münchner zu nennen) zur Verfügung haben
müssen. Zudem aber ist der Schaltapparat oder
seine Bedienbarkeit noch so unvollkommen,
daß sich die Farbabwandlung nicht wirklich in die
Musik hineinlegt, vielmehr noch recht beliebig
neben ihr einhereilt. Wir glauben aber mit
Laszlo an die grundsätzliche Möglichkeit solcher
Verbindungskunst. Nur ist die Verbindung vor-
läufig noch recht unvollkommen.
Da die Lichtmaschine vorläufig noch viel unge-
lenker arbeitet als die Maschine eines modernen
Konzertflügels, müßte letzterer der sich anpas-
sende Teil werden und nicht umgekehrt. Zuerst
also müßte eine sinngesätligte Farbfolge tadel-
los projizierbar daslehn, und nun erst müßte
der Musiker zu diesem „Texte" eine Musik er-
finden. Selbst bei dieser umgekehrten Anpassung
bliebe dann noch nötig, daß sich der Musiker an
etwaige Zeitverschiebungen der Faibmaschine
anpaßt, wie der Begleiter an die Sängerin und
ihre Atempausen. Nur so könnten die Aussichten
wirklichen Zusammengehens wachsen. Immer
wichtiger aber wird hiebei die wirkliche Künst-
lerschaft des komponierenden Malers, dessen
Farbabwandlungen schon ohne Musik ein köst-
liches, geschlossenes Spiel bedeuten müssen,
genau so, wie ein gutes Gedicht bereits ohne
den Musiker entzückt. Dazu kommt, daß das
Visuelle in seiner Eigenkraft — noch dazu im
Dunkelraume! — ganz andre Vordringlichkeil
behält als beim Liede etwa der Klang des Wortes,
der durch den Klang der Musik immer ein wenig
zugedeckt wird. Dies führt wiederum auf das
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FRITZ KOELLE. STIERKALB