Primat des bildenden Künstlers bei diesem
Unternehmen und auf unsere Forderung,
daß dieser ersten Ranges sei.
Um sich einzuführen in die (hiervon aller-
dings abweichende) Geschichte und Syste-
matik dieser Kombinationsversuche, kann
man zu Laszlos Buch greifen „Farblicht-
musik", Breitkopf & Härtel 1925. Hier
sind diese schwierigen Dinge noch nicht
endgültig geklärt, aber es ist reizvoll,
derartigen Problemen und Bemühungen
überhaupt zu folgen. Voraussetzung die-
ser Kombinationskunst ist aber nicht, wie
meist, und auch bei Laszlo noch ange-
nommen wird, daß eine notwendige Zu-
ordnung zwischen einer Färb- und einer
Tonskala gefunden werden könne oder
müsse. Es besteht ja auch keine feste
Skalenparallelität zwischen einer mög-
lichen Wort- und Tontabelle, und den-
noch ist das Lied eine sinngesätligte K om-
binationskunst. Es ist hingegen Voraus-
setzung solcher Kombinationskunst, daß
man überhaupt auf dem Boden derer
stehe, die an den steigernden Sinn von
Verbindungskünsten glauben, daß man
also nicht zu jenen absoluten Puristen
tritt, die alle Kunstsphären in unverbun-
dener „Reinheit" halten wollen, also
eigentlich schon das Lied, den Tanz zur
Musik, besonders aber die Opfer für
schädigende, sich ins Mehrdimensionale
verquickende „Mischungen" erachten.
Ganz unhaltbar ist der dekadente Bil-
dungsstandpunkt, daß die „gesunden",
primitiven Völker alle solche „Bindungen
der Künste aneinander" nicht besessen
hätten. Wer kultische Tanzsymbolc der
Primitiven kennt, w7eiß, daß das Gegen-
teil der Fall ist. Eine andere, undekadente
Voraussetzung ist ebenfalls notwendig:
Man glaube daran, daß die sich ewig wan-
delnde Geschichte alte Einheitsformen
fallen und ganz neue erstehen lassen kann,
sobald ungestillte Bedürfnisse der Zeit
danach drängen.
Es müßte irgendwo Gelegenheit geschaf-
fen werden, daß alle, die an diesem Pro-
blem arbeiten, einmal nacheinander auf-
führen können, so in Deutschland z. ß.
Hirschfeld-Mack, der in Verbindung mit
dem „Bauhaus" seit langem an gleichen
Problemen praktisch arbeitet. Roh F. KOELLE. BERGARBEITERKIND
279
Unternehmen und auf unsere Forderung,
daß dieser ersten Ranges sei.
Um sich einzuführen in die (hiervon aller-
dings abweichende) Geschichte und Syste-
matik dieser Kombinationsversuche, kann
man zu Laszlos Buch greifen „Farblicht-
musik", Breitkopf & Härtel 1925. Hier
sind diese schwierigen Dinge noch nicht
endgültig geklärt, aber es ist reizvoll,
derartigen Problemen und Bemühungen
überhaupt zu folgen. Voraussetzung die-
ser Kombinationskunst ist aber nicht, wie
meist, und auch bei Laszlo noch ange-
nommen wird, daß eine notwendige Zu-
ordnung zwischen einer Färb- und einer
Tonskala gefunden werden könne oder
müsse. Es besteht ja auch keine feste
Skalenparallelität zwischen einer mög-
lichen Wort- und Tontabelle, und den-
noch ist das Lied eine sinngesätligte K om-
binationskunst. Es ist hingegen Voraus-
setzung solcher Kombinationskunst, daß
man überhaupt auf dem Boden derer
stehe, die an den steigernden Sinn von
Verbindungskünsten glauben, daß man
also nicht zu jenen absoluten Puristen
tritt, die alle Kunstsphären in unverbun-
dener „Reinheit" halten wollen, also
eigentlich schon das Lied, den Tanz zur
Musik, besonders aber die Opfer für
schädigende, sich ins Mehrdimensionale
verquickende „Mischungen" erachten.
Ganz unhaltbar ist der dekadente Bil-
dungsstandpunkt, daß die „gesunden",
primitiven Völker alle solche „Bindungen
der Künste aneinander" nicht besessen
hätten. Wer kultische Tanzsymbolc der
Primitiven kennt, w7eiß, daß das Gegen-
teil der Fall ist. Eine andere, undekadente
Voraussetzung ist ebenfalls notwendig:
Man glaube daran, daß die sich ewig wan-
delnde Geschichte alte Einheitsformen
fallen und ganz neue erstehen lassen kann,
sobald ungestillte Bedürfnisse der Zeit
danach drängen.
Es müßte irgendwo Gelegenheit geschaf-
fen werden, daß alle, die an diesem Pro-
blem arbeiten, einmal nacheinander auf-
führen können, so in Deutschland z. ß.
Hirschfeld-Mack, der in Verbindung mit
dem „Bauhaus" seit langem an gleichen
Problemen praktisch arbeitet. Roh F. KOELLE. BERGARBEITERKIND
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