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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 43.1927-1928

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Werner, Bruno E.: Die Zeichnungen van Goghs: zur Ausstellung in der Kunsthandlung Otto Wacker, Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.16477#0216

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V I N C EN T VAN GOGH. KORNFELD MIT MÄHER

des Gefühls auf van Gogh offenbart sich als ein
Aktlächerlicher Respektlosigkeit. Deutlich kann
man feststellen, wie sich der Zeichner van Gogh
bewußt der Generationenkette einordnet. Sein
Werk führt zurück zu Köninck und den großen
holländischen Landschaftern des 17. Jahrhun-
derts, ja in einzelnen Blättern kann man eine
Linie bis zu Dürer verfolgen.
So ist es kein Zufall, daß das früheste Blatt der
Ausstellung nach der Photographie eines Bildes
gezeichnet ist. Es ist „Der Sämann" (1880), der
das Milletsche Gemälde in Brüssel zum Vor-
bild hat. Die frühen Blätter aus dem Haag und
Nuenen mit ihrem schweren bäuerlichen Strich
wählen ihre Themen unter Bauern, Arbeitern
und Armen. Sie sind herb, von einer sorgfältigen
erdverbundenen Beobachtung, gänzlich unro-

mantisch und in der Zeichnung noch etwas un-
sicher. Auch die Landschaften sind trübe und
karg. Deutlich spürt man, wie der Künstler mit
wachsender Sicherheit der Gegenstandswelt ihre
Struktur abringt. Auch Angst ist in diesen Blät-
tern, mit ihrem düsteren Moorland und den
winterlichen Hütten. Hoch jagen die Horizonte
in den Bildrand hinauf.

Dann kommt 1886 Paris, der Impressionismus
und mit ihm Licht und eine unbekannte Heiter-
keit Die Melancholie seiner Heimatjahre ver-
schwindet und er geht für Augenblicke fast
ganz in diese fremde Welt ein.
Aber bald verläßt er diese Stadl. 1888 kommt
er in die Provence, wo eine glühende antikische
Sonne sein Wesen zur Reife und Entfaltung
bringt. Ein innerer Dualismus führt zu furch-

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