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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 43.1927-1928

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Schürer, Oskar: Skulptur und Motiv
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https://doi.org/10.11588/diglit.16477#0293

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OTTO GLEICH MANN. ZIRKUS
Künstlerbund-Ausstellung, Hannover

blieb doch immer die menschliche Gestalt. (So-
gar ein Belling sucht zu ihr zurück!) Sie ist
Höchstmaß und Grenze alles skulpturalen Bil-
dens. Denn das Körpergef ühl ist Grundelement
allen skulpturalen Empfindens, und es vermag
nicht außer seiner selbst bildnerisch zu wirken.
Hier liegt das Problem moderner Skulptur. Ein
neuerwachtes Körpergefühl führte uns ein neues
skulpturales Schaffen herauf. Beste Kräfte sind
am Werk. Aber in diesem Moment neuerwachen-
den Körpergefühls droht die Idee menschlicher
Gestalt sich zu verdunkeln. Das klassische Ideal,
bis heute in Geltung, füllt sich nicht mehr. An-
deres, noch ganz Unbestimmtes steigt herauf.
Die Malerei vermag auszuweichen: in Land-
schaft und Stilleben, Motivwelten, in denen sie
die heute andrängende Dingwucht zu erfassen

fähig ist. Eben diese Gebiete sind der Skulptur
verschlossen. Und ihr Eigenstes, Einziges ist in
diesem Moment moderner Entwicklung nicht
zu packen. Daran scheitert sie — trotz impo-
nierender Einzelleistungen verjährten Geblüts.
Also nicht die bösen Architekten, die keine
Skulptur mehr dulden wollen, sind schuld an der
„Beschäfligungslosigkeit" der Bildhauer. Son-
dern das Gesetz ihrer eigensten Kunst läßt sich
heute nicht erfüllen. (Tierplastik ist schon be-
wußte Ausflucht!) Der plastische Trieb, der
doch in der Skulptur zur Gestalt gedeihen
müßte, prägt sich in der Malerei, im Gefilde
des Auges, sein Korrelat. Auf Skulpturen
muß er warten, bis der moderne Mensch
wieder imstande sein wird, seinen Leib in der

Idee ZU adeln. OskarSchOrer

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