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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

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Nannen, Henri: Die Eröffnungsausstellung im "Haus der Deutschen Kunst"
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https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0023

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Heinrich von Richthofen. Bretonisches Wirtshaus

Aus der Eröffnungsausstellung im Haus der Deutschen Kunst in München

Die Eröffnungsausstellung im „Haus der Deutschen Kunst". Ii. Die Malerei*)

Bei den Bemühungen um die Kunsterziehung
taucht immer wieder die Frage auf: ob man vom
Volke, das in seiner ganzen Breite an die Kunst
herangeführt werden soll, erwarten kann, daß es
den Reiz einer bestimmten Farbstelhmg empfinde,
daß es fühle, wie etwa im Bilde jenes Rot zu diesem
Grau steht oder wie reich dort die chromatische
Skala der Töne zwischen Grün und Gelb ist. In
dieser scheinbar am Rande der Dinge liegenden
Frage ist doch die ganze Problematik einer „päd-
agogischen" Ausstellung, wie es diese erste Kunst-
schau im neuen Hause sein will, begründet. Es soll
der Fremdheit zwischen Kunst und Leben, zwi-
schen Kunst und Volk ein Ende gesetzt werden —

*) Siehe auch die Abbildungen im Septemberheft.

also müßte man entweder die Einstellung der Kunst
zum Leben und zum Volke ändern oder das Ver-
hältnis des Volkes zur Kunst zu beeinflussen suchen.
Wir brauchen hier nicht von den künstlerischen
Verirrungen einer vergangenen Zeit zu sprechen —
Einsichtigen waren sie immer ein Greuel, und darum
bestimmten sie auch die eigentliche künstlerische
Situation kaum. Und schließlich leitet sich ja die
Vereinsamung unserer Kunst nicht erst aus unse-
rer jüngsten A ergangenheit her, sie setzte schon zu
Ausgang des Mittelalters ein, als die Kunst sich aus
den großen Zusammenhängen der Architektur zu
lösen begann. Damals wechselte zunächst nur der
Auftraggeber: an die Stelle der Kirche traten die
Fürsten und danach das Bürgertum. Aber was lei-
denschaftliche Stilrevolutionen oft nicht zu errei-

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