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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

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Natur und Kunst: zwei Anekdoten
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https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0267

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Natur und Kunst. Zwei Anekdoten

Der Kunsthändler Karl Haberstock saß Trübner zu
einem Brustbild. Das halbfertige Porträt wollte dem
Abkonterfeiten fast zu schmeichelhaft erscheinen, er
sagte etwas von Naturtreue und tippte auf die Stel-
len, wo nach seiner Meinung Runzeln und Falten
zu sehen sein müßten.

Darauf Trübner: ..Wegen Naturtreue wenden Sie
sich bitte an den Photographen Dransfeld am Ende
der Straße. Mich verschonen Sie freundlichst mit
Ihren Gesichtsfalten — ich male Geschichte und
keine Feuilletons.'"

*

Als Lenbach das Bild Wilhelms I. vollendet hatte,
kam ein Geheimrat zu ihm in das Atelier, um dem
Künstler die Zufriedenheit, zugleich aber auch den
Wunsch des Monarchen auszudrücken, Lenbach
möge doch die Knöpfe der Uniform — die nach
seiner bekannten Art nur angedeutet waren —
deutlicher ausführen. Lenbach blinzelte den Ge-
heimrat nach seiner Gewohnheit über die Brillen-
gläser an und sagte: ,,I mal nur Köpf', keine
Knöpf, sagen S' des der Majestät!" Kaiser Wilhelm
hat über die Antwort herzlich gelacht: die Knöpfe
blieben wie sie waren.

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