DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Neue Bildnisplastik von Anton Fiedler
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0097
Anton Fiedler
Büste des Marschalls Badoglio
Cypressenholz
Neue Bildnisplastik von Anton Fiedler. Von Ulrich christoffei
Die heutige Bildhauerei entwickelt sich nach zwei
Richtungen, nach einer formalen, die sich auf das
Verhältnis von Körper und Raum bezieht, und nach
einer vitalen, die der individuellen und charakteri-
sierenden Ausdeutung des Menschen zugewendet
ist. Beide Richtungen treffen wieder darin zusam-
men, daß sie das Künstlerische aus dem unmittel-
baren, vollen Leben schöpfen wollen. Nach ihrem
formalen Vollen sucht die Bildnerei gern den Halt
und Schutz der Baukunst, den wohlproportionierten
Rahmen der Fläche und des Raumes, um als
Schmuck und selbständige Formung einem größeren
Zusammenhang von Kraftströmen zu dienen und in
ihm zu ruhen. Oft drängt die Statur zum Kolossalen
und zu barocken Gebärden, zu Maßstäben des Aus-
druckes also, die für einen weitgespannten Abstand
der räumlichen Umgebung bestimmt sind und auch
den Beschauer in eine breitbemessene Distanz zu-
rückweisen, dann wieder zieht sie sich auf das natur-
gegebene Wachstum des Menschen zurück, um das
Ungebrochene, Tierhafte im Körper dynamisch aus
dem Standbild herauszulösen und in neuen be-
schwingten Linien und Kurven darzustellen. Jedem
Kunstwerk entspricht ein anderer natürlicher Ab-
stand der Betrachtung, und der Bildhauer rechnet
immer mit den Spannungen zwischen der äußern
Größe und innern Elastizität der plastischen Figur
und dem Auge des Beschauers. Wenn das Kolossale
SS
Büste des Marschalls Badoglio
Cypressenholz
Neue Bildnisplastik von Anton Fiedler. Von Ulrich christoffei
Die heutige Bildhauerei entwickelt sich nach zwei
Richtungen, nach einer formalen, die sich auf das
Verhältnis von Körper und Raum bezieht, und nach
einer vitalen, die der individuellen und charakteri-
sierenden Ausdeutung des Menschen zugewendet
ist. Beide Richtungen treffen wieder darin zusam-
men, daß sie das Künstlerische aus dem unmittel-
baren, vollen Leben schöpfen wollen. Nach ihrem
formalen Vollen sucht die Bildnerei gern den Halt
und Schutz der Baukunst, den wohlproportionierten
Rahmen der Fläche und des Raumes, um als
Schmuck und selbständige Formung einem größeren
Zusammenhang von Kraftströmen zu dienen und in
ihm zu ruhen. Oft drängt die Statur zum Kolossalen
und zu barocken Gebärden, zu Maßstäben des Aus-
druckes also, die für einen weitgespannten Abstand
der räumlichen Umgebung bestimmt sind und auch
den Beschauer in eine breitbemessene Distanz zu-
rückweisen, dann wieder zieht sie sich auf das natur-
gegebene Wachstum des Menschen zurück, um das
Ungebrochene, Tierhafte im Körper dynamisch aus
dem Standbild herauszulösen und in neuen be-
schwingten Linien und Kurven darzustellen. Jedem
Kunstwerk entspricht ein anderer natürlicher Ab-
stand der Betrachtung, und der Bildhauer rechnet
immer mit den Spannungen zwischen der äußern
Größe und innern Elastizität der plastischen Figur
und dem Auge des Beschauers. Wenn das Kolossale
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