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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

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Kletzl, Otto: Sudetendeutsche Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0240

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Paul Gebauer. Hans Kudlich, der Bauernbefreier

Sudetendeutsche Künstler. Von Otto Kietzi

Alan kann von der sudetendeutschen Kunst nicht
sprechen im Sinne einer eigengearteten und abge-
schlossenen Stammeskultur. Denn trotz der politi-
schen Abtrennung ihrer Träger ist gerade die sude-
tendeutsche Kultur so eindeutig mit der des großen
mütterlichen Volkes verbunden, daß es schwer fällt,
sie für eine Betrachtung über sudetendeutsche Künst-
ler zu isolieren. Die Landschaften Sudetendeutsch-
lands haben zahlreiche bedeutende Künstler hervor-
gebracht. Die erstaunlich verschiedenartige Anlage
dieser Begabungen ist zunächst in der stammlichen
Vielfalt des Deutschtums der böhmischen Länder be-
gründet. Xicht nur alt- und neudeutsche Stämme sind
an seinem Aufbau beteiligt. Solches Gegenüber glie-
dert sich bei näherem Zusehen noch weiter auf: im
Westen und Süden vor allem Bayern und Franken,
im Norden und Osten Obersachsen und Schlesier.
Vom eigentümlich österreichisch-bayrischen Wesen

im Südosten und kleineren Schlägen gar nicht zu
reden. Um 1800 war Prag noch ein Hauptort deut-
scher Kunst schlechthin. In folgenden Jahrzehnten
trat es. da auch in seinem völkischen Charakter
immer zwiespältiger werdend, sehr gegenüber dem
seiner letzten großen Kaiserzeit entgegenlebenden
Wien zurück. An der von hier über das alte Öster-
reich hin ausstrahlenden Kunst hat denn auch das
Sudetendeutschtum bis in letzte Vorkriegs jähre
einen stets gewichtiger werdenden Anteil genom-
men. Maler etwa wie Klimt und Staeger, Bildhauer
wie Metzner und Barwig, auch Baumeister wie
Hoffmann und Bauer, Kunstgewerbler wie Peche
und Powolny auf solchen Zusammenhang hin an-
zusehen, wurde erst notwendig, als sich der Nord-
teil des österreichischen Deutschtums nach 1918 in
den Grenzen der Tschechoslowakei zu einem Son-
derdasein gedrängt, daher auch zu einem Über-

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