Toni Stadler, ein Münchner Bildhauer. Von Bruno Kroll
Die Nachricht, daß Toni Stadler anfangs Januar,
ausgestattet mit dem Villa-Romana-Preis 1938, für
neun Monate nach Florenz gefahren ist, hat wohl
alle Freunde der neueren Kunst mit Genugtuung
erfüllt. Denn es ist zu hoffen, daß dieser starke Bild-
hauer in Italien, dem klassischen Lande bildne-
rischer Tradition nach Griechenland, nun endlich
und ein für allemal jenes Stück Selbstbewußtsein
finden möchte, das ihm zur letzten Ausgeglichen-
heit immer noch fehlte. Daß er nun endgültig aus
jenem zersetzenden und selbstquälerischen Zustande
herausfinden möchte in den eines beglückt und
selbstbewußt schaffenden Künstlerdaseins.
Gewiß, er war darin ein wenig vorbelastet von
Hatise aus. Vom Vater her, der ein feiner, stilvoller,
wohl auch berühmter Maler gewesen war — und
dennoch ein ewiger Sucher. Und auch von der Mut-
ter Seite aus, einer geborenen von Miller zu Aich-
holtz, die künstlerisch von den malerisch kostbaren
und monumentalen Anschauungen eines Hans von
Marees fasziniert gewesen war — aber auch von
dessen grüblerischer Problematik.
Der jüngere Stadler erhielt also die ersten künst-
lerischen Anregungen im Elternhaus. Der vor-
nehme Bau an der Gabelsbergerstraße in München
gegenüber der Alten Pinakothek, von Gabriel von
Seidl erbaut, von demselben Seidl, der u. a. das
Bayerische Nationalmuseum, dann den ersten Trakt
des Detitschen Museums gebaut hatte, war ein
Mittelpunkt künstlerisch interessierter Gesellschaft
gewesen. Ein Rendezvous großer Künstler, hervor-
ragender Kunstgelehrter, leidenschaftlicher Kunst-
176
Die Nachricht, daß Toni Stadler anfangs Januar,
ausgestattet mit dem Villa-Romana-Preis 1938, für
neun Monate nach Florenz gefahren ist, hat wohl
alle Freunde der neueren Kunst mit Genugtuung
erfüllt. Denn es ist zu hoffen, daß dieser starke Bild-
hauer in Italien, dem klassischen Lande bildne-
rischer Tradition nach Griechenland, nun endlich
und ein für allemal jenes Stück Selbstbewußtsein
finden möchte, das ihm zur letzten Ausgeglichen-
heit immer noch fehlte. Daß er nun endgültig aus
jenem zersetzenden und selbstquälerischen Zustande
herausfinden möchte in den eines beglückt und
selbstbewußt schaffenden Künstlerdaseins.
Gewiß, er war darin ein wenig vorbelastet von
Hatise aus. Vom Vater her, der ein feiner, stilvoller,
wohl auch berühmter Maler gewesen war — und
dennoch ein ewiger Sucher. Und auch von der Mut-
ter Seite aus, einer geborenen von Miller zu Aich-
holtz, die künstlerisch von den malerisch kostbaren
und monumentalen Anschauungen eines Hans von
Marees fasziniert gewesen war — aber auch von
dessen grüblerischer Problematik.
Der jüngere Stadler erhielt also die ersten künst-
lerischen Anregungen im Elternhaus. Der vor-
nehme Bau an der Gabelsbergerstraße in München
gegenüber der Alten Pinakothek, von Gabriel von
Seidl erbaut, von demselben Seidl, der u. a. das
Bayerische Nationalmuseum, dann den ersten Trakt
des Detitschen Museums gebaut hatte, war ein
Mittelpunkt künstlerisch interessierter Gesellschaft
gewesen. Ein Rendezvous großer Künstler, hervor-
ragender Kunstgelehrter, leidenschaftlicher Kunst-
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