Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (53.1937-1938)

Otto Pippel. Landschaft mit Reitern

Otto Pippsl. Von Franz Langheinrich

Wenn man nach Goetlies berühmtem Ausspruch
die Architektur eine erstarrte Musik nannte, so
sind die lichtstrahlenden Naturschilderungen Otto
Pippels vom Traume auferweckte Rhythmen, auf-
getautes Licht, das nun in seligen Schwingungen
aus Helligkeit, Dunkel und Farbe eine neue sicht-
bare Welt schafft, die, durch seelischen Impuls ge-
hoben, in ihrer Darstellung die Wirklichkeit zu
übertreffen scheint. Der Träger der seelischen Idee,
der handelnde Gedanke, der schöpferische Akt ist
in all diesen Bildern das Licht. Alle Formen, die
der Künstler schafft, Baum-und Menschengruppen,
die er zu Dunkel und Helldunkel ballt, entbreitete
Fluren und Täler im verströmenden Silberschein
der bebenden Atmosphäre, Großstadtstraßen und
Plätze, von blauenden Ätherwellen überschwemmt,
Häuserzeilen, die in der Mittagssonne wie Gold-
barren gleißen — alle Formen und Gebilde haben

ihre Bestimmung als Träger des festlich gehobenen
Lichtspiels. Was dabei an starken überraschenden
Eindrücken, an gleichsam dramatischen Höhepunk-
ten entsteht, das ergibt sich völlig ohne jeden
Zwang, rein naturhaft aus dem Sinne des Ganzen
und in beglückendem Einklang mit der Empfin-
dung des Künstlers und dem Nachempfinden des
Beschauers.

Meisterhaft selber und untrüglich ist dieser Künst-
ler im Aufbau der Licht- und Farbenwerte, die er
der großen Meisterin Natur aus dem Wechselspiel
der Gezeiten und Stunden abgewinnt. Man meint
jede Tagesstunde, jede, auch die leiseste Wetter-
stimmung seiner Leinwand berechnen und erfüh-
len zu können. Pippel beherrscht das gesammelte
Licht eines klaren Frühlingstages mit ebenso sicher
nachschaffender Hand und geistiger Ubersetzung,
wie die Wirkung ziehender Wolkenschatten, die

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