Wettbewerb um die Staatspreise für Bildhauer und Architekten. Von Fritz Hellwag
Die Bildhauer. — Die wenigen Tage, an
denen in der Preußischen Akademie der
Künste in Berlin die eingelieferten Ar-
beiten und das Ergebnis der Wettbewerbe
um die Großen Staatspreise für junge
Künstler, die das 52. Lebensjahr noch
nicht vollendet haben, der Öffentlichkeit
zur Nachprüfung dargeboten werden, sind
stets von außerordentlicher seelischer
Spannung erfüllt, der auch persönlich
Unbeteiligte und Laien sich nicht ent-
ziehen können.
Ein langer Zug junger Menschen, sicht-
bar erregt von Gedanken und in die Zu-
kunft eilenden Überlegungen, wandert
von Werk zu Werk; Bewerber, denen das
Glück nicht hold gewesen ist, sind um-
ringt und begleitet von teilnehmenden
Freunden, die dem, was da aus ihrem
eigenen Lebensalter geschaffen wurde,
näherstehen und daran andere Maß-
stäbe anlegen, als -wir, die wir alles —
fast empfinden wir das als ein Unrecht
gegen diese jungen Persönlichkeiten —
schon im größeren Rahmen eingliedern
möchten. Da steht ein Einzelgänger still
mit verschränkten Armen, seine innere
Konzentration ist fühlbar, mit der er er-
gründen möchte, weshalb seinWerk nicht
genügte und weshalb dem anderen Be-
werber der Erfolg beschieden war. Schwer
ist es für junge Menschen, mit dieser
Frage fertig zu werden, die zu beantwor-
ten nur ihrer Selbstkritik überlassen
bleibt, denn eine öffentliche Begründung
mit Worten wird nicht gegeben, sondern
nur stumm auf den „Einen" gewiesen.—
Ein jährliches Ereignis, das seelische
Kräfte in Bewegung setzt, von denen wir
nichts ahnen und die doch für die Ent-
wicklung junger, heiß fühlender Künst-
ler, und damit auch für die Kunst, im
Ringen nach Klarheit oft bedeutsame
Selbstentscheidungen auslösen.
Ewig bleibt künstlerisches Schaffen zwi-
schen die Pole des Wollens und des Kön-
nens eingespannt. Das Preisgericht soll
entscheiden, in welchen Werken — zur
Abrundung des Urteils darf jeder Bewer-
ber mehrere Werke einsenden — es sich
erweist, daß der Bewerber bis zu einem
gewissen Grad dem Pol des Könnens
nahegekommen sei. Technik ist notwen-
dig, aber nicht allein maßgebend, es soll
auch das persönliche Wollen spürbar sein.
Welche Verantwortung für die Richter „ ,..... .,
-i i i r- i t -d -u Rudo f Aqnco a. Weib icher Akt
und welche .Forderung an die Bewerber, a
deren Wollen etwa noch von dem Können Ajs dem „Wettbewerb um die Staatspreise"
151
Die Bildhauer. — Die wenigen Tage, an
denen in der Preußischen Akademie der
Künste in Berlin die eingelieferten Ar-
beiten und das Ergebnis der Wettbewerbe
um die Großen Staatspreise für junge
Künstler, die das 52. Lebensjahr noch
nicht vollendet haben, der Öffentlichkeit
zur Nachprüfung dargeboten werden, sind
stets von außerordentlicher seelischer
Spannung erfüllt, der auch persönlich
Unbeteiligte und Laien sich nicht ent-
ziehen können.
Ein langer Zug junger Menschen, sicht-
bar erregt von Gedanken und in die Zu-
kunft eilenden Überlegungen, wandert
von Werk zu Werk; Bewerber, denen das
Glück nicht hold gewesen ist, sind um-
ringt und begleitet von teilnehmenden
Freunden, die dem, was da aus ihrem
eigenen Lebensalter geschaffen wurde,
näherstehen und daran andere Maß-
stäbe anlegen, als -wir, die wir alles —
fast empfinden wir das als ein Unrecht
gegen diese jungen Persönlichkeiten —
schon im größeren Rahmen eingliedern
möchten. Da steht ein Einzelgänger still
mit verschränkten Armen, seine innere
Konzentration ist fühlbar, mit der er er-
gründen möchte, weshalb seinWerk nicht
genügte und weshalb dem anderen Be-
werber der Erfolg beschieden war. Schwer
ist es für junge Menschen, mit dieser
Frage fertig zu werden, die zu beantwor-
ten nur ihrer Selbstkritik überlassen
bleibt, denn eine öffentliche Begründung
mit Worten wird nicht gegeben, sondern
nur stumm auf den „Einen" gewiesen.—
Ein jährliches Ereignis, das seelische
Kräfte in Bewegung setzt, von denen wir
nichts ahnen und die doch für die Ent-
wicklung junger, heiß fühlender Künst-
ler, und damit auch für die Kunst, im
Ringen nach Klarheit oft bedeutsame
Selbstentscheidungen auslösen.
Ewig bleibt künstlerisches Schaffen zwi-
schen die Pole des Wollens und des Kön-
nens eingespannt. Das Preisgericht soll
entscheiden, in welchen Werken — zur
Abrundung des Urteils darf jeder Bewer-
ber mehrere Werke einsenden — es sich
erweist, daß der Bewerber bis zu einem
gewissen Grad dem Pol des Könnens
nahegekommen sei. Technik ist notwen-
dig, aber nicht allein maßgebend, es soll
auch das persönliche Wollen spürbar sein.
Welche Verantwortung für die Richter „ ,..... .,
-i i i r- i t -d -u Rudo f Aqnco a. Weib icher Akt
und welche .Forderung an die Bewerber, a
deren Wollen etwa noch von dem Können Ajs dem „Wettbewerb um die Staatspreise"
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