DOI Artikel:
Kriegel, Willy: Kleine Welt am Wasser
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0229
Willy Kriegel. Pflanzen am Wasser
Im Besitz der Stadt Dresden
Kleine Welt am Wasser. Von Willy Kriegel
Der Künstler über sich selbst....
Geboren am 25. Februar 1901 in Dresden. 1915 bis
1919 Lehre als Musterzeichner. An diese Lehrzeit
denke ich heute noch mit Dank zurück. Der Meister
war uns Lehrlingen immer ein Vorbild. Er küm-
merte sich nicht nur um unsere Arbeit, sondern um
unser ganzes Leben. Er schenkte uns die Uberzeu-
gung, daß, wer das Beste gibt, was er vermag, gerade
seine Pflicht erfüllt. Vier Jahre lang tadelte er uns
mit Recht. Malten wir eine Pflanze dick und voll,
so zeigte er, daß das Vorbild schlank war. Malten
wir die gleiche Pflanze schmal, dann mußten wir
einsehen, daß das Modell rund und breit war. Nach
einer dieser konträren Seiten neigt jede Arbeit.
Diese Kritik ohne Ende ist heute noch mein oberster
Leitsatz. Später, während ich auf der Akademie
studierte, erschrak ich oft vor den vielen Ah und
Oh und konnte das Loben nie begreifen. Dieses
,,Irgendwo-etwas-Gutes-Finden" trug dazu bei, daß
sich die Kunst ins Uferlose verlieren konnte. Man
kannte keine Kritik mehr und betrachtete das Kön-
nen sehr wenig. In dieser Zeit stand die Kunst unter
dem Handwerk.
Ich schreibe über diese Lehrzeit so viel, weil die
ersten Stufen des Lernens die Grundlage fürs ganze
Leben bilden und so oft verlacht und verachtet wor-
den sind.
1919—1924 Studienzeit an der Akademie zu
Dresden.
1924 Italienreise.
1950—1951 Spanienreise.
1956 Biennale Venedig. Weltausstellung Pitts-
bourgh (Carnegie-Inst.).
1957 Haus der Deutschen Kunst. Weltausstellung
Paris (Ehrenurkunde).
212
Im Besitz der Stadt Dresden
Kleine Welt am Wasser. Von Willy Kriegel
Der Künstler über sich selbst....
Geboren am 25. Februar 1901 in Dresden. 1915 bis
1919 Lehre als Musterzeichner. An diese Lehrzeit
denke ich heute noch mit Dank zurück. Der Meister
war uns Lehrlingen immer ein Vorbild. Er küm-
merte sich nicht nur um unsere Arbeit, sondern um
unser ganzes Leben. Er schenkte uns die Uberzeu-
gung, daß, wer das Beste gibt, was er vermag, gerade
seine Pflicht erfüllt. Vier Jahre lang tadelte er uns
mit Recht. Malten wir eine Pflanze dick und voll,
so zeigte er, daß das Vorbild schlank war. Malten
wir die gleiche Pflanze schmal, dann mußten wir
einsehen, daß das Modell rund und breit war. Nach
einer dieser konträren Seiten neigt jede Arbeit.
Diese Kritik ohne Ende ist heute noch mein oberster
Leitsatz. Später, während ich auf der Akademie
studierte, erschrak ich oft vor den vielen Ah und
Oh und konnte das Loben nie begreifen. Dieses
,,Irgendwo-etwas-Gutes-Finden" trug dazu bei, daß
sich die Kunst ins Uferlose verlieren konnte. Man
kannte keine Kritik mehr und betrachtete das Kön-
nen sehr wenig. In dieser Zeit stand die Kunst unter
dem Handwerk.
Ich schreibe über diese Lehrzeit so viel, weil die
ersten Stufen des Lernens die Grundlage fürs ganze
Leben bilden und so oft verlacht und verachtet wor-
den sind.
1919—1924 Studienzeit an der Akademie zu
Dresden.
1924 Italienreise.
1950—1951 Spanienreise.
1956 Biennale Venedig. Weltausstellung Pitts-
bourgh (Carnegie-Inst.).
1957 Haus der Deutschen Kunst. Weltausstellung
Paris (Ehrenurkunde).
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