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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

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Griebitzsch, Herbert: Der Bildhauer Friedrich Wrampe
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https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0074

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Der Bildhauer Friedrich Wrampe t- Von Herbert Gdebitzsch

Seine künstlerische Erfüllung fand der Bildhauer
Friedrich Wrampe in München. In München schuf
und lebte dieser Gestalter wie so viele einsam, still,
fleißig. Vom größeren Standpunkt aus gesehen
blieb Wrampe zu Lebzeiten ein Unbekannter. Als
ihn aber Ende 1954 ein tragisches Schicksal knapp
40jährig von dieser Welt nahm, da erinnerte man
sich seiner. Eine Ausstellung ging durch Deutsch-
land, und gegenwärtig rechnet dieser Künstler mit
zu den besten Bildhauern der nachexpressionisti-
schen Zeit, jener Epoche, die wir gern als junge
deutsche Kunst ansprechen, weil sie uns berufen
scheint, am Anfang zu stehen für jenes Schaffen,
das heute vom Ganzen der Xation aus gesehen
Pflicht und Aufgabe ist.

Auf der Münchner Akademie erfuhr Wrampe seine
Ausbildung. Er war Schüler bei Professor Hahn,
und zwar in Gemeinschaft mit einer Reihe anderer,
die gleich ihm begabt ihren Weg machen und zum
Teil im Begriff sind, sich in die vorderste Reihe der
künstlerischen Front unserer Tage zu stellen. Es
waren Ludwig Kasper, Anton Hiller, Toni Stadler,
Hans Stangl, die mit Wrampe zugleich sich schul-
ten und als Erbe der Münchner Tradition ein gutes
plastisches Empfinden von ihrem Lehrer vermittelt

bekamen. All diese Künstler haben als erstes Cha-
rakteristikum in ihren Arbeiten ein Bewußtsein
von der Hauptaufgabe bildhauerischer Tätigkeit,
nämlich Statik und Kubik. Sie übernahmen dieses
Erbe, das München seit Hildebrand wieder stärk-
stens im Bewußtsein hatte, aber unter ihren Hän-
den erstarrte es weder zu leerem, nur klassizisti-
schem Schema, noch ließen sie es sich im Laufe der
Entwicklung von modischen Tendenzen zerblasen.
Diese Künstler haben vielmehr sämtlich dieses Erbe
festgehalten und es aus gesundem Empfinden her-
aus mit lebendiger Naturanschauung gepaart. Über
YVrampe schreiben heißt demnach auf einen Künst-
ler hinweisen, der fern aller expressiven Tendenzen
seinen Weg, den Weg echter Bildhauerei gegangen
ist. Niemals fand er Brücken zu dem, was vom
Augenblick gefordert, fern hielt er sich von aller
Spielerei, von allem nur Konstruktiven, von all
jenem, was Leben und Natur durch bloße Künstelei
zu vergewaltigen trachtet.

Wrampes plastische Arbeiten bieten vielmehr er-
lebte Menschen und beobachtete Tiere. Diese Vor-
würfe zwingt er zu bildhauerisch gefestigter Dauer.
Es geht bei Wrampes Porträts nicht um den Effekt
eines momentanen psychologischen Eindrucks. Diese

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