Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 53.1937-1938

DOI Artikel:
Kammerer, Ernst: Über den Maler Anton Leidl
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.16486#0261

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Anton Leidl. Mainfeld

Über den Maler Anton Leidl. Von Ernst Kammerer

Die Arbeit und das Leben des jungen Malers Anton
Leidl sagen nicht nur etwas über ihn selber aus, sie
geben auch Antwort auf die Frage nach dem Zu-
stand Münchens als Kunststadt. Leidl ist ein gutes
Exempel für das glückliche Verhältnis, das in Mün-
chen zwischen der Kunst und dem sogenannten All-
tag geschlossen wurde. Wenn er es nicht selber will,
braucht der Künstler in München nicht abgeson-
dert und vereinsamt zu leben. Was man so das Le-
ben nennt oder die Öffentlichkeit oder auch den
Alltag, das ist jederzeit bereit, ohne Hinterhalt
mit der Kunst in Austausch zu treten. Dabei kommt
sich die Öffentlichkeit nicht einmal gönnerhaft vor.
Aus dem Umstand, daß die Kunst der Öffentlichkeit
bedarf, wagt die Öffentlichkeit noch nicht das Be-
wußtsein des Übergewichts zu ziehen. Wenn sie
auch finanziell gibt, so weiß die Öffentlichkeit doch,
daß sie in Wahrheit der beschenkte Partner ist.
Der Schwung, den die Münchner Kunst unter Len-
bach gewann, ist noch nicht aufgezehrt. Es ist ein
Schwung, der die Öffentlichkeit in Kunstunruhe

versetzt hat, so daß sie seither das Bedürfnis emp-
findet, Kunst anzusaugen und zu halten. Dabei
geht es freilich nicht immer um die innersten Be-
griffe und Geschicke der Kunst. Das wäre wohl
auch zu viel verlangt. Lebensmehrung, Lebensaus-
stattung, Lebenserhöhungen erwartet sich München
von seiner Kunst, und es rechnet den gesellschaft-
lichen Glanz der großen Ausstellungen, die Künst-
lerfeste des Faschings und den heiteren Umgang
mit den Künstlern in Bausch und Bogen auch zur
Kunst. Rund um die Malerei herum sind Ströme
ins Kreisen geraten, die sich von der Malerei all-
mählich lösen und hinausfließen ins Gesellschaft-
liche, ins Öffentliche, ja, in die Bedürfnisse des
Alltags. Die Kunst ist ein unentbehrliches Glied
des sozialen Gefüges geworden. Indem man die
freundliche Erscheinung der Kunst genießt, weiß
man doch, daß der Gewinn an äußerer Lebens-
freundlichkeit dem inneren Gegenstand der Kunst,
dem Bild, im Grund verdankt wird, und so besteht
denn auch die Hoffnung, daß alles, was rund um

Kunst f. Alle, Jahrgang 53, Heft 11. Auaust 1938

31

241
 
Annotationen