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Dengler, Georg [Hrsg.]
Kirchenschmuck: Sammlung von Vorlagen für kirchliche Stickereien, Holz- & Metallarbeiten & Glasmalereien — 5.1859

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https://doi.org/10.11588/diglit.18468#0013

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durch die Einfachheit der meisten unserer Dorlagen und Rathschläge überraschen würden.
Möge dafür der schlichte Meister auf dem Lande, der Kirchlein und Kapellen baut, der in irgend
einem Landstädtchen vcrborgene aber regsame Silberschmid oder Bildhauer uns um so lieber
gewinnen. —

Unser Archiv will in dem bezeichneten Sinne sür Neubildurigen zu kirchlichen
Zwecken wirken.

Damit ift einmal gesagt, daß die profane Kunst von seinem Bereich ausgeschlossen ist. Es
wird umfassen: Mustervorlagen für mäßige Kirchen- und Kapellenbauten mit Grund- und
Aufrissen, sowie auch den nöthigsten Werkzeichnungen; Vorlagen für architektonische Detail-
bildungen, Gewölbebau, Profilirunaen, Trag- und Strebepfeiler, Beplattung des Fußbodens,
für fämmtliche Ornamentik des Baues, Disposition und Anlage der Kirche und ihrer Neben-
gebäude mit Rücksicht auf das ltturgische Bedürfniß;

ferner Muftervorlagen für Bildnerei behufs der Ausstattung der Kirche mit Altären,
Cruzifiren, Kelchen, Monstranzen, Ciborien, Ampullen, Rauchfaß und Schiffchen, Aufbe-
wahrung der heiligen Reliquien, Chorstühlen, Lesepulten, Taufsteinen, mit den zu den heiligen
Oelen und zu den Sakramentalien nöthigen Gesässen, mit dem Communiontisch, Weihwasser-
gefässen, Kanzel, Beicht-, Kirchen-und Vesperstühlen, Orgeln. Vorlagen für Kreuzwegstationen,
heiliges Grab, Oelberg, Schnitzwerke und deren Polychromirung, Büchereinbände; Jkono-
graphisches und Symbolisches;

Mustervorlagen sür Paramentik, wie bisher;

endlich das Gebiet der christlichen Poesie und Musik, kirchliche Hymnologie und Volkslied, ^
Literaturgeschichtlichcs betreffs derselben, Choral, geistliches Volkslied und die Kirchenmusik im
Geiste Palestrinas.

Wenn wir aber von Neubildungen zu kirchlichen Zwecken sprechen, so wollen wir damit
ebensowohl sagen, daß wir der katholischen Liturgie ihren rechtmäßigcn Einfluß wahren wollen.
Für sie wird gebaut und gebildet, ihr Geist bleibt also auch einer der Moderatoren, welche die
Anwendung alter Gesetze auf die Gegenwart inspiriren und leiten. Die Kirche darf sich eben-
deßhalb nicht aus dem Rathe ausschließen lasfen, wo es sich um Cultbedürfnisse handelt, die
mit dem Glauben in so inniger Verbindung stehen. Diese Stellung der Kirche zur Kunst, !
aus der sie im Laufe der Zeiten fast ganz verdrängt worden ist, wollen wir derselben wieder
vindizn t wissen.

Damit ist unsere persönliche Stellung zumKirchenschmuck gerechtfertigt. Als Priester
wollen wir dem Künstler gegenüber die Berücksichtigung der kirchlichen Vorschrift möglich
machen oder erleichtern. Als Freunde der mittelalterlichen Kunst der Priesterschaft und
Hierarchie gegenüber möchten wir dazu beitragen, daß unter gewissenhaftem Anschlusse an die
gottesdienstlichen Gebräuche, kirchlichen Gesetze und normativen Willensäußerungen alle Ge-
bilde für gottesdienstliche Zwecke über die uns fremdartige Renaissance zurückgreisend wieder zu
den altehrwürdigen Formen einer in ihrem Ursprunge christlichen Kunst zurückkehren.

Wir sagen Alle: also auch solche, die der Geist der Andacht erst in der nachmittelalter-
lichen Zeit hervorgerufen hat. Wir können den erclusiven Gothikern zugeben, daß das Mittel-
alter in dem Meisten, was es hervorbrachte, die schönsten und nachahmungswerthesten Muster
aufgeftellt hat. Aber die kirchlich-liturgische Tendenz wird uns davor bewahren, Darftellungen,
Andachtsgegenstände u. s. w., deßwegen zu verwerfen, weil sie das Mittelalter nicht gekannt,
oder uns überhaupt keine Vorbilder dafür hinterlassen hat, z. B. die Andacht zum heiltgen
Herzen Jesu und Mariä, Maria vom Stege, zum heiligen Joseph u. A.

Wirmüssenunsfeierltch dagegenverwahren, alskönntenwireinersolch
 
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