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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 9): Das christliche Westeuropa: mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1851

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63449#0152

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Das christliche Europa.

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man in den Bergwerken des 16. Jahrh. als Lastträger an (s. Geo.
Agricola äs rs mstallies ll. VI. p. 126). Den Wind hat man in
Europa nie in der chinesischen Weise als Treiber von Karren zu
Lande benutzt.
Eigenthümlich sind dem nördlichen Mitteleuropa die Schlitten,
die wir ebenfalls heimisch in der Polarzone fanden. Man wendet
sie zum Fortschaffen von Lasten unv Menschen an, und bespannt sie
mit einem oder mehrer» Pferden oder Menschen.
Das Rind kommt als Zugthier in Tirol und Mitteldeutschland
vor, in den Gebürgen wird es beschlagen, gleich dem Pferde, ja wir
werden später auch der Reitochsen erwähnen.
Merkwürdig ist, daß in Europa bis jetzt noch keine grö-
ßere Benutzung der fließenden Wässer durch Herstellung
eines Canalsystemes, wie wir dasselbe bereits 2240 v. Ehr. G. in
China gefunden haben, zu Stand gekommen, und daß der Versuch
Karls des Großen die beiden Hauptströme Mitteleuropas durch einen
Canal zu vereinigen, erst 1000 Jahre später ausgeführt wurde. Die
Binnenschifffahrt Deutschlands wird auf Kähnen besorgt, die auf
Elbe, Oder und Rhein überaus lang, auf der Donau mehr gewölbt
sind. Für die Regulirung des Wasserlaufes ist nichts Wesentliches
gethan, der Wasserbau des mittler» Europa ist fast nur eine Noth-
wehr gegen die ziemlich regelmäßigen Frühjahr- und Sommerflulhen.
Von einer Dienstbarmachung des Wassers, einer Beherrschung dessel-
ben ist nicht die Rede. Die Canalbauten von Frankreich und Deutsch-
land sind ganz localer Natur und stehen mit dem Ganzen in keinem
Zusammenhänge; von den kleineren Flüssen sind nur solche benutzt,
welche wie Spree und Havel außerdem den Verkehr hemmen würden.
Andere werden regelmäßig nur zum Flößen des Holzes benutzt, wie
Isar, Weißeritz, Flöhe, Zschopau und Pleiße. So rinnen in Mit-
teleuropa täglich viele Millionen tüchtiger Tragmittel unbenutzt in
die See.
Die Ost- und Nordsee, sowie das atlantische Meer und das
mittelländische sind seit uralter Zeit von den Germanen als Wasser-
straße benutzt worden und der Schiffbau wurde schon früh von ihnen
mit Geschick und Eifer betrieben. Wir betrachten jedoch denselben
später, wenn wir dem großen Verkehr uns zuwenden. Jetzt machen
wir zum Gegenstand unserer Betrachtung
die Gewerblhätigkeit
der europäischen Völker, in welcher eine nicht mindere Uebereinstim-
mung unter denselben herrscht, als in den Formen der höher» Ge-
selligkeit.
Im Allgemeinen finden wir, daß durch ganz Europa früher
dieselben Werkzeuge, dann aber spater dieselben Maschinen zu finden
sind. Die steinernen und ehernen Werkzeuge wichen schon im römi-
 
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