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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 9): Das christliche Westeuropa: mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.63449#0509

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Der Gottesdienst.

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sen ganz aus Stein gehauen. Statuen von Heiligen sind theils an
der Straße, theils neben Kirchen, auf Brücken aufgestellt und der
frommen Begrüßung dargeboten. Berühmt ist die colossale Statue
des heiligen Carolo Borromeo an dem Lago maggiore bei Arona.
Oft stehen derartige Statuen auf Säulen, wie z. B. die Marien-
saule in München, oder auf Brunnen. Dahin gehören auch die hei-
ligen Gräber, z. B. in der Holzschuhercapelle in Nürnberg hinter
dem Kalvarienberge, sowie die Heiligengräber unter den Altären,
welche die Leiche oder die Gebeine, das oorpo santo, des Heiligen
enthalten.
Der Gottesdienst
selbst bestand ursprünglich in der Anbetung Gottes im Geist und in
der Wahrheit, in gemeinsamer Anhörung der Vorlesung der heiligen
Schriften, in Gebet und Gesang, sowie in dem Bruder- und Liebes-
mahle. Mit der Zunahme der Gemeinden wurde der Gottesdienst
umfangreicher, und im 2. Jahrhundert wird er daher schon in meh-
rere Abschnitte getheilt. Den ersten Abschnitt bildete die missa cs-
teoumenorum, den zweiten die missa liäelium, der Getauften. All-
gemach ward auch der Kirchengesang weiter ausgebildet, wie denn
bereits Gregor der Große einen eigenen Kirchengesang ausbildete, der
allgemach Anlaß zur Einrichtung von Gesangschulen gab. Den Ge-
sang leitet seit dem 8. Jahrhundert die Orgel, später fügen sich an-
dere Instrumente dazu. Die Hymnen entstanden im Orient, finden
aber schon im 4. Jahrhundert im Abendlande Eingang. Die Doro-
logie folgte auf die Absingung der Hymnen, dann die Verlesung
der Evangelien bei angezündeten Lichtern, welche von dem in den
italienischen Kirchen noch vorhandenen Ambo geschah. Die Pre-
digt und Homilie wurde vom Sitze des Bischofs, dann von den
Stufen des Altars herab gehalten. Endlich folgten Gebete.
Die Taufe fand in alter Zeit an den Erwachsenen Statt, und
die Kindertaufe war im 4. Jahrhundert noch nicht allgemein üblich,
ja manche verschoben die Taufe bis aus die letzte Stunde ihres
Lebens.*)
Die Abendmahlfeier sonderte sich im 3. Jahrhundert von den
täglichen Brudermahlen ab. Man feierte dasselbe mit gesäüertem
Brot und Wein, der mit Wasser gemischt war. Allgemach kam die
Sitte auf, das Abendmahl nur Sonntags mit der Gemeinde zu feiern,
und es bildete sich dann die Messe aus, wie sie noch gegenwärtig
in der katholischen Kirche gehalten wird und wobei der Priester allein
den Wein genießt. Huß trat dagegen auf und verlangte den Kelch
auch für die Gemeinde (Kalixtiner), was denn in der lutherischen
Reformation ebenfalls durchgesetzt wurde. Die missa lläolium nach

°) Rheinwald, Archaol. S. 292 ff.

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