554
Das christliche Europa.
sucht, die alten Musiken, sowie die der fremden Völker gesammelt
und einen ansehnlichen Stoff in den Bibliotheken zusammengebracht.
Der Tanz ward im westlichen Europa bis zum 17. Jahrhun-
dert porzugsweise zur Verherrlichung fröhlicher ländlicher und städti-
scher Feste angewendet. Doch kommen schon früh Seiltänzer vor
und die französischen Jongleurs führten auch mimische Darstellungen
auf. In Italien, Deutschland, Frankreich, wie auch in Scandinavien
und Spanien bildeten sich Nationaltänze, die sich' bis heute erhalten
haben. An den italienischen Höfen erwuchs am frühesten aus dem
Tanze das Ballet, welches dis Bestimmung hatte, vorzugsweise
heitere, lächerliche Scenen mimisch und in eigenthümlichem Costüm
darzustellen. An den deutschen Höfen fand Aehnliches zur Fastnacht
Statt. Weiter entwickelt wurde die Sache aber an dem französischen
Hofe seit Ludwig XIII. Seitdem bildete sich die Ballettanzkunst mehr
aus, namentlich seitdem Noverre in Stuttgart das Ballet von der
Oper trennte und dasselbe ganz selbständig erscheinen ließ. An den
Höfen von Dresden, Wien, Berlin und anderen wurden schon zu
Anfang des vorigen Jahrhunderts namhafte Summen auf das Ballet
verwendet und seitdem entwickelten sich Talente auch für diesen Zweig
der darstellenden Kunst. Die Namen Gardel, Vestri, Taglioni,
Fanny Elsler, Lucile Grabn und andere erreichten einen außerordent-
lichen Ruhm. Die Musik mußte zur Belebung und Erläuterung des
Ballets dienen. Theilweise wird aber auch das Ballet zur Aus-
schmückung der Oper und des Drama angewendet. Verwandt sind
dem Ballet die Darstellungen der Reitkünstler, die in dem Circus
gegeben und oft zur Vergegenwärtigung historischer, namentlich mili-
tärischer Scenen angewendet werden. Am frühesten bildeten die Eng-
länder diese Kunst aus; in neuerer Zeit haben es die Franzosen seit
Franconi am weitesten getrieben.
Die Baukunst
fanden wir überall am frühesten im Dienste der Religion angewendet
und nach dem Bedürfnisse derselben ausgebildet. In Italien waren
bei dem Eintritt des Christenthums bereits die herrlichsten Gebäude
vorhanden und die alten Tempel wurden zum christlichen Gottesdienste
neu eingerichtet, andere aber nach vem Bedürfnisse neu gebaut. Als
Muster dienten die Basiliken, die Versammlungssäle der Gerichts-
personen, denen man einen Chor im Osten, das Presbyterium, und
eine Eintrittshalle im Westen beifügte, woraus denn die noch heute
übliche Grundform christlicher Kirchen hervorging.
In den nördlich der Alpen gelegenen Landen war vor Ankunft
der Römer kaum von einer anderen Bauart die Rede, als von der
in Holz, deren Ueberreste wir in Norwegen und Rußland noch heute
finden. Die Wände bestanden aus übereinander gelegten Baumstam-
Das christliche Europa.
sucht, die alten Musiken, sowie die der fremden Völker gesammelt
und einen ansehnlichen Stoff in den Bibliotheken zusammengebracht.
Der Tanz ward im westlichen Europa bis zum 17. Jahrhun-
dert porzugsweise zur Verherrlichung fröhlicher ländlicher und städti-
scher Feste angewendet. Doch kommen schon früh Seiltänzer vor
und die französischen Jongleurs führten auch mimische Darstellungen
auf. In Italien, Deutschland, Frankreich, wie auch in Scandinavien
und Spanien bildeten sich Nationaltänze, die sich' bis heute erhalten
haben. An den italienischen Höfen erwuchs am frühesten aus dem
Tanze das Ballet, welches dis Bestimmung hatte, vorzugsweise
heitere, lächerliche Scenen mimisch und in eigenthümlichem Costüm
darzustellen. An den deutschen Höfen fand Aehnliches zur Fastnacht
Statt. Weiter entwickelt wurde die Sache aber an dem französischen
Hofe seit Ludwig XIII. Seitdem bildete sich die Ballettanzkunst mehr
aus, namentlich seitdem Noverre in Stuttgart das Ballet von der
Oper trennte und dasselbe ganz selbständig erscheinen ließ. An den
Höfen von Dresden, Wien, Berlin und anderen wurden schon zu
Anfang des vorigen Jahrhunderts namhafte Summen auf das Ballet
verwendet und seitdem entwickelten sich Talente auch für diesen Zweig
der darstellenden Kunst. Die Namen Gardel, Vestri, Taglioni,
Fanny Elsler, Lucile Grabn und andere erreichten einen außerordent-
lichen Ruhm. Die Musik mußte zur Belebung und Erläuterung des
Ballets dienen. Theilweise wird aber auch das Ballet zur Aus-
schmückung der Oper und des Drama angewendet. Verwandt sind
dem Ballet die Darstellungen der Reitkünstler, die in dem Circus
gegeben und oft zur Vergegenwärtigung historischer, namentlich mili-
tärischer Scenen angewendet werden. Am frühesten bildeten die Eng-
länder diese Kunst aus; in neuerer Zeit haben es die Franzosen seit
Franconi am weitesten getrieben.
Die Baukunst
fanden wir überall am frühesten im Dienste der Religion angewendet
und nach dem Bedürfnisse derselben ausgebildet. In Italien waren
bei dem Eintritt des Christenthums bereits die herrlichsten Gebäude
vorhanden und die alten Tempel wurden zum christlichen Gottesdienste
neu eingerichtet, andere aber nach vem Bedürfnisse neu gebaut. Als
Muster dienten die Basiliken, die Versammlungssäle der Gerichts-
personen, denen man einen Chor im Osten, das Presbyterium, und
eine Eintrittshalle im Westen beifügte, woraus denn die noch heute
übliche Grundform christlicher Kirchen hervorging.
In den nördlich der Alpen gelegenen Landen war vor Ankunft
der Römer kaum von einer anderen Bauart die Rede, als von der
in Holz, deren Ueberreste wir in Norwegen und Rußland noch heute
finden. Die Wände bestanden aus übereinander gelegten Baumstam-