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Das christliche Europa.
und Knechte bauten den Boden und ernteten Getraide, Lein und
Hanf, sie spannen, sie webten, wie noch vor wenig Jahrhunderten,
die Leinwand und das Wollentuch für die Familie; sie pflegten das
Vieh, schlachteten dasselbe, bereiteten die Felle zu Leder und fertigten
Schuhe daraus und Riemenzeug. Ebenso fertigte sich der leibeigene
Bauer, wie der geringe Freie den Wagen mit seiner Art, wie noch
heute in Polen und Rußland es Sitte ist.
Eigentliche Theilung und Trennung der Arbeit und Entstehung
eigener Handwerke fand erst mit dem Emporkommen der Städte Statt
und von da aus, den Sitzen des Handels, kamen dann auch Hand-
werker, z. Th. als Leibeigene, durch Gefangenschaft auf die Burgen,
wo sie für die Herrschaft arbeiten mußten. In den Städten aber
hielten sich die Handwerker von einerlei Beschäftigung zusammen und
gaben sich Gesetze, nach denen sie ihre Streitigkeiten entschieden. Die
Handwerke mußten, je weitere Fortschritte die Gewerbe selbst machten,
um so mannichfaltiger werden. So theilten sich die Bearbeiter der
Metalle allgemach in Huf-, Ring-, Nagel-, Messer-, Waffen-,
Gold- und Silberschmiede, Zinngießer, Rothschmiede und Gelbgießer,
Gürtler, Schlosser, wozu endlich die Maschinenbauer kamen. Die
Weber theilten sich in Lein-, Wollen-, Cattun- und Seidenweber;
die Bäcker in Brot-, Kucken- und Zuckerbäcker; die Lederarbeiter,
die Bearbeiter von Thon, Holz und anderen Stoffen verzweigten sich
allgemach ebenso in besondere Gewerke, wie die Kaufleute in die
Gegenstände des Handels sich theilten.
Die Gewinnung von Naturprodukten besorgt außer dem Jäger,
dem Hirten und dem Landwirth, welche Nahrung und Kleiderstoffe,
auch die Nutzhölzer, ja auch Erden und Steine zum Bau der Wohn-
stätten liefern, zunächst der Bergmann.
Der Bergbau
beginnt mit der Aufsuchung der Geschiebe zur Anfertigung der Ge-
räthe, der Steine zur Herstellung der Mauern, des Kalkes und der
Erden zur Bereitung der Gefäße. Die Benutzung der Salzquellen
zur Gewinnung des Salzes ist ein weiterer Schritt. Es folgt die
Aufsuchung der auf der Erdoberfläche zerstreuten gediegenen Metalle.
Die Aufsuchung der Metall enthaltenden Adern oder Gänge, die sich
an der Oberfläche der Felsen gar deutlich kund geben, leitet dann die
Aufmerksamkeit des Menschen in die Ti.fe. Noch heute verstehen
die Indianer in der Serra del pasco in Peru die Erze in dieser Art
aufzusuchen und verfolgen sie. Da die Gänge je tiefer um desto
ärmer werden, so lernen die Menschen bald größere Sorgfalt auf
die Schmelzung der Metalle verwenden und die von der Natur dar-
gebotnen Mittel benutzen. Die Indianer von Peru Equador verstehen
trefflich den Amalgamationsproceß. Je tiefer der Bergmann in den
Das christliche Europa.
und Knechte bauten den Boden und ernteten Getraide, Lein und
Hanf, sie spannen, sie webten, wie noch vor wenig Jahrhunderten,
die Leinwand und das Wollentuch für die Familie; sie pflegten das
Vieh, schlachteten dasselbe, bereiteten die Felle zu Leder und fertigten
Schuhe daraus und Riemenzeug. Ebenso fertigte sich der leibeigene
Bauer, wie der geringe Freie den Wagen mit seiner Art, wie noch
heute in Polen und Rußland es Sitte ist.
Eigentliche Theilung und Trennung der Arbeit und Entstehung
eigener Handwerke fand erst mit dem Emporkommen der Städte Statt
und von da aus, den Sitzen des Handels, kamen dann auch Hand-
werker, z. Th. als Leibeigene, durch Gefangenschaft auf die Burgen,
wo sie für die Herrschaft arbeiten mußten. In den Städten aber
hielten sich die Handwerker von einerlei Beschäftigung zusammen und
gaben sich Gesetze, nach denen sie ihre Streitigkeiten entschieden. Die
Handwerke mußten, je weitere Fortschritte die Gewerbe selbst machten,
um so mannichfaltiger werden. So theilten sich die Bearbeiter der
Metalle allgemach in Huf-, Ring-, Nagel-, Messer-, Waffen-,
Gold- und Silberschmiede, Zinngießer, Rothschmiede und Gelbgießer,
Gürtler, Schlosser, wozu endlich die Maschinenbauer kamen. Die
Weber theilten sich in Lein-, Wollen-, Cattun- und Seidenweber;
die Bäcker in Brot-, Kucken- und Zuckerbäcker; die Lederarbeiter,
die Bearbeiter von Thon, Holz und anderen Stoffen verzweigten sich
allgemach ebenso in besondere Gewerke, wie die Kaufleute in die
Gegenstände des Handels sich theilten.
Die Gewinnung von Naturprodukten besorgt außer dem Jäger,
dem Hirten und dem Landwirth, welche Nahrung und Kleiderstoffe,
auch die Nutzhölzer, ja auch Erden und Steine zum Bau der Wohn-
stätten liefern, zunächst der Bergmann.
Der Bergbau
beginnt mit der Aufsuchung der Geschiebe zur Anfertigung der Ge-
räthe, der Steine zur Herstellung der Mauern, des Kalkes und der
Erden zur Bereitung der Gefäße. Die Benutzung der Salzquellen
zur Gewinnung des Salzes ist ein weiterer Schritt. Es folgt die
Aufsuchung der auf der Erdoberfläche zerstreuten gediegenen Metalle.
Die Aufsuchung der Metall enthaltenden Adern oder Gänge, die sich
an der Oberfläche der Felsen gar deutlich kund geben, leitet dann die
Aufmerksamkeit des Menschen in die Ti.fe. Noch heute verstehen
die Indianer in der Serra del pasco in Peru die Erze in dieser Art
aufzusuchen und verfolgen sie. Da die Gänge je tiefer um desto
ärmer werden, so lernen die Menschen bald größere Sorgfalt auf
die Schmelzung der Metalle verwenden und die von der Natur dar-
gebotnen Mittel benutzen. Die Indianer von Peru Equador verstehen
trefflich den Amalgamationsproceß. Je tiefer der Bergmann in den