Geschichte. Philosophie.
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Naturwissenschaften gewährte, namentlich der Mineralogie und Phy-
siologie, führte ihr immer zahlreichere Bearbeiter zu.
Die Geschichte
war in den andern Erfahrungswissenschaften lange Zeit nur die Die-
nerin der Theologie geblieben, und wie ich zu Anfang dieses Werkes
gezeigt habe, von dieser ziemlich willkürlich behandelt worden. Der
Wiedereintritt der Kunde vom alten Griechenland, die Nachrichten
Marco Polo's von Ostasien, dann die Entdeckung von America, er-
weiterten den Gesichtskreis der Europäer. Dazu kam die Befahrung
des stillen Oceans und gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts
die nähere Bekannlwerdung der Südseeinseln und die Wiederaufschlie-
ßung Aegyptens durch Napoleon, sowie auch die Nachrichten, welche
die Jesuiten von China gegeben, welche Macartney und van Braam
bestätigten. Kaiserin Katharina II. hatte mittlerweile deutsche Ge-
lehrte Sibirien bereisen lassen, die Engländer bereiseten Indien. Die
neuere Zeit brachte Gelehrte, besonders Naturforscher in die entfern-
testen Winkel der Erde, und so ist denn der historischen Forschung
das großartigste Gebiet aufgeschlossen. Die Kenntniß der Denkmale,
Inschriften, Münzen, Urkunden, Siegel, Wappen, Werkzeuge, dann
der Sprachen, Gesetze, Geschichtsbücher, Literatur und Poesie, der Re-
ligion, der Verfassung, der Sitten der Völker beschäftigt Tausende
von Gelehrten und hat den historischen Stoff zu einem außerordent-
lichen Umfange gebracht. Während Männer, wie A. v. Humboldt,
Prinz Marimilian von Wied, Spir und Martius, Ehrenberg, Mi-
nutoli, B. v. Hügel, Wagner und andere die verschiedenen Zonen
der Erde durchstreiften, eröffneten andere Gelehrte, wie Bodmer,
v. d. Hagen, Büsching, die Brüder Grimm, F. A. Wagner, Dorow
und andere die Gräber der Altvordern, die Archive und Bibliotheken,
ja sie suchten in den Hütten des Volkes die Stimme der Vergangen-
heit zu vernehmen. So war es in Deutschland, so in Frankreich,
Skandinavien, Dänemark und Großbritannien. In Italien wird Pom-
peji eröffnet, die Briten und Franzosen durchgruben die Schutthügel
der alten Städte am Euphrat und durchzogen mit den Deutschen das
Nilthal, dessen Hieroglyphen sie wieder zu Lauten erweckten. Man
trat für diese Zwecke in Vereine zusammen, gründete Zeitschriften
und Sammlungen und folgte darin dem Beispiele der Naturforscher,
denen man vielfache Belehrung und Anregung verdankte.
Die Philosophie
des Aristoteles war von der Kirche ebenfalls in Dienst genommen,
und aus ihrer Vermählung mit der Theologie war jene scharfsinnige,
witzige Tochter erwachsen, die wir als Scholastik bereits erwähnt ha-
ben. Ihre Aufgabe war, mit Hülfe der Dialektik die Dogmen der
Kirche zu erweisen und die Angriffe der Gegner zurückzufchlagen.
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Naturwissenschaften gewährte, namentlich der Mineralogie und Phy-
siologie, führte ihr immer zahlreichere Bearbeiter zu.
Die Geschichte
war in den andern Erfahrungswissenschaften lange Zeit nur die Die-
nerin der Theologie geblieben, und wie ich zu Anfang dieses Werkes
gezeigt habe, von dieser ziemlich willkürlich behandelt worden. Der
Wiedereintritt der Kunde vom alten Griechenland, die Nachrichten
Marco Polo's von Ostasien, dann die Entdeckung von America, er-
weiterten den Gesichtskreis der Europäer. Dazu kam die Befahrung
des stillen Oceans und gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts
die nähere Bekannlwerdung der Südseeinseln und die Wiederaufschlie-
ßung Aegyptens durch Napoleon, sowie auch die Nachrichten, welche
die Jesuiten von China gegeben, welche Macartney und van Braam
bestätigten. Kaiserin Katharina II. hatte mittlerweile deutsche Ge-
lehrte Sibirien bereisen lassen, die Engländer bereiseten Indien. Die
neuere Zeit brachte Gelehrte, besonders Naturforscher in die entfern-
testen Winkel der Erde, und so ist denn der historischen Forschung
das großartigste Gebiet aufgeschlossen. Die Kenntniß der Denkmale,
Inschriften, Münzen, Urkunden, Siegel, Wappen, Werkzeuge, dann
der Sprachen, Gesetze, Geschichtsbücher, Literatur und Poesie, der Re-
ligion, der Verfassung, der Sitten der Völker beschäftigt Tausende
von Gelehrten und hat den historischen Stoff zu einem außerordent-
lichen Umfange gebracht. Während Männer, wie A. v. Humboldt,
Prinz Marimilian von Wied, Spir und Martius, Ehrenberg, Mi-
nutoli, B. v. Hügel, Wagner und andere die verschiedenen Zonen
der Erde durchstreiften, eröffneten andere Gelehrte, wie Bodmer,
v. d. Hagen, Büsching, die Brüder Grimm, F. A. Wagner, Dorow
und andere die Gräber der Altvordern, die Archive und Bibliotheken,
ja sie suchten in den Hütten des Volkes die Stimme der Vergangen-
heit zu vernehmen. So war es in Deutschland, so in Frankreich,
Skandinavien, Dänemark und Großbritannien. In Italien wird Pom-
peji eröffnet, die Briten und Franzosen durchgruben die Schutthügel
der alten Städte am Euphrat und durchzogen mit den Deutschen das
Nilthal, dessen Hieroglyphen sie wieder zu Lauten erweckten. Man
trat für diese Zwecke in Vereine zusammen, gründete Zeitschriften
und Sammlungen und folgte darin dem Beispiele der Naturforscher,
denen man vielfache Belehrung und Anregung verdankte.
Die Philosophie
des Aristoteles war von der Kirche ebenfalls in Dienst genommen,
und aus ihrer Vermählung mit der Theologie war jene scharfsinnige,
witzige Tochter erwachsen, die wir als Scholastik bereits erwähnt ha-
ben. Ihre Aufgabe war, mit Hülfe der Dialektik die Dogmen der
Kirche zu erweisen und die Angriffe der Gegner zurückzufchlagen.