Die Musik. H5L
Süden in Josef Rank und Adalbert Stifter versöhnender- und tröstende
Dichtergaben.
Die Musik
ist die Schwester der Dichtkunst. Schon die alten Germanen sangen
die Lieder von Göttern und Helden zur Fiedel und Harfe. DaS
Christenthum brachte auch hier Umgestaltungen. Mit der geistlichen
Poesie kam auch die geistliche Musik empor. Die Gesänge der
Hymnen bei dem Gottesdienst und, seit dem 4. Jahrhundert, bei der
Feier des Abendmahls wurden von dem Papste Damasus und dem
heil. Ambrosius von Mailand besser geordnet. Die größten Verdienste
erwarb sich jedoch Papst Gregor der Große gegen Ende des 6. Jahr-
hunderts, der eine besondere Gesangschule stiftete, in welcher die
alten Choralmelodieu gelehrt wurden. Er griff selbst persönlich ein
(s. Grasse H. 1. 169) und seine Gesänge wurden nach Britannien,
wie nach Gallien und Deutschland gebracht, wo namentlich Karl der
Große den geregelten Kirchengesang einführte. Seitdem wurde in
den geistlichen Schulen die Musik vorzüglicher Gegenstand des Unter-
richts und man war der Ansicht, daß zur Erlernung des Gesanges
zehn Jahre eifrigen Studiums nolhwendig wären. Die Orgel war die
Leiterin des Gesanges und es kommen seitdem Schriftsteller über die
Musik vor (Grässe a. a. O. S. 392). Die Töne bezeichnete man
mit den ersten sieben Buchstaben des Alfabets, die tiefen mit Uncial,
die hohen mit Minuskel. Guido von Arezzo und Franco von Cöln
werden als die Erfinder der jetzigen Noten in und zwischen den Li-
nien genannt. Der mehrstimmige Gesang soll Dunstan von Canter-
bury am Schluffe des 10. Jahrhunderts seine Entstehung verdanken.
Während nun der Kirchengesang sich ausbildete, war seit Karl die
Freude am weltlichen Liede aufs Neue erwacht und namentlich kamen
die noch erhaltenen Lieder von den Königen der Völkerwanderung
wieder in Ansehen, die als christliche Helden der Kirche keinen
Anstoß gaben. Die alten Melodien tauchten wieder auf und die
Volksmusik, die namentlich in den Gebürgen ihren Sitz hatte, wo
der Gesang wohl von Blasinstrumenten begleitet wurde, fand auch
bei ländlichen Tänzen Anwendung. Wir sahen aus den Gedichten
des 12. und 13. Jahrhunderts, daß bei Turnieren und in der Schlacht
Musik mit Posaunen und Flöten aufgeführt wurde. Zur Regelung
des Marsches wurde sie jedoch erst bei der Infanterie angewendet,
wozu man Trommel und Pfeife gebrauchte.
Das Aufblühen der Universitären hatte auch eine wissenschaftliche
Behandlung der Musik zur Folge. In Mailand und Bologna wur-
den Lehrstühle für die Musik errichtet und der Unterricht erweitert.
Italien wurde fortan die Heimath der Kirchenmusik. Es erstanden
neue Komponisten, die den vorhandenen Vorrath vermehrten. In
Deutschland nahmen die Reformatoren die Musik ebenfalls für den
Süden in Josef Rank und Adalbert Stifter versöhnender- und tröstende
Dichtergaben.
Die Musik
ist die Schwester der Dichtkunst. Schon die alten Germanen sangen
die Lieder von Göttern und Helden zur Fiedel und Harfe. DaS
Christenthum brachte auch hier Umgestaltungen. Mit der geistlichen
Poesie kam auch die geistliche Musik empor. Die Gesänge der
Hymnen bei dem Gottesdienst und, seit dem 4. Jahrhundert, bei der
Feier des Abendmahls wurden von dem Papste Damasus und dem
heil. Ambrosius von Mailand besser geordnet. Die größten Verdienste
erwarb sich jedoch Papst Gregor der Große gegen Ende des 6. Jahr-
hunderts, der eine besondere Gesangschule stiftete, in welcher die
alten Choralmelodieu gelehrt wurden. Er griff selbst persönlich ein
(s. Grasse H. 1. 169) und seine Gesänge wurden nach Britannien,
wie nach Gallien und Deutschland gebracht, wo namentlich Karl der
Große den geregelten Kirchengesang einführte. Seitdem wurde in
den geistlichen Schulen die Musik vorzüglicher Gegenstand des Unter-
richts und man war der Ansicht, daß zur Erlernung des Gesanges
zehn Jahre eifrigen Studiums nolhwendig wären. Die Orgel war die
Leiterin des Gesanges und es kommen seitdem Schriftsteller über die
Musik vor (Grässe a. a. O. S. 392). Die Töne bezeichnete man
mit den ersten sieben Buchstaben des Alfabets, die tiefen mit Uncial,
die hohen mit Minuskel. Guido von Arezzo und Franco von Cöln
werden als die Erfinder der jetzigen Noten in und zwischen den Li-
nien genannt. Der mehrstimmige Gesang soll Dunstan von Canter-
bury am Schluffe des 10. Jahrhunderts seine Entstehung verdanken.
Während nun der Kirchengesang sich ausbildete, war seit Karl die
Freude am weltlichen Liede aufs Neue erwacht und namentlich kamen
die noch erhaltenen Lieder von den Königen der Völkerwanderung
wieder in Ansehen, die als christliche Helden der Kirche keinen
Anstoß gaben. Die alten Melodien tauchten wieder auf und die
Volksmusik, die namentlich in den Gebürgen ihren Sitz hatte, wo
der Gesang wohl von Blasinstrumenten begleitet wurde, fand auch
bei ländlichen Tänzen Anwendung. Wir sahen aus den Gedichten
des 12. und 13. Jahrhunderts, daß bei Turnieren und in der Schlacht
Musik mit Posaunen und Flöten aufgeführt wurde. Zur Regelung
des Marsches wurde sie jedoch erst bei der Infanterie angewendet,
wozu man Trommel und Pfeife gebrauchte.
Das Aufblühen der Universitären hatte auch eine wissenschaftliche
Behandlung der Musik zur Folge. In Mailand und Bologna wur-
den Lehrstühle für die Musik errichtet und der Unterricht erweitert.
Italien wurde fortan die Heimath der Kirchenmusik. Es erstanden
neue Komponisten, die den vorhandenen Vorrath vermehrten. In
Deutschland nahmen die Reformatoren die Musik ebenfalls für den