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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 9): Das christliche Westeuropa: mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.63449#0540

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Das christliche Europa.

bis auf den heutigen Tag noch geachtet und benutzt. Burkard Gott-
Helf Struve, I. I. Brücker, I. F. Reumann, G. Stolle, C A. Heu-
mann, I. A. Fabricius in Nordhausen, C. G. Jöcher, G. C. Ham-
berger, M. Denis, I. G. Eichhorn, Meusel, C. Wachler, F. A.
Ebert, L. Hayn, Enslin, I. G. Th. Grässe, Bnmet haben sich wesent-
liche Verdienste um die übersichtliche Ordnung und Darstellung dieses
überreichen Materials erworben.
Der Unterricht
in der Religionslehre veranlaßte in dem christlichen Westeuropa die
Entstehung der Schulen bei den Kirchen. Hier wurden die Lehrer
für das Volk gebildet. Nächst dem Religionsunterricht war die la-
teinische Sprache und der Gesang vornehmster Lehrgegenstand. Die
Dom- und Klosterschulen erhielten sich bis in die Zeiten der Refor-
mation. Diese geistlichen Schulen gingen namentlich von England
aus*) und wurden auf dem Continent von Karl dem Großen durch
Alcuin heimisch gemacht. Alcuin gründete in Tours eine Schule,
aus welcher viele bedeutende Manner hervorgingen und welche die
Bildung anderweiter ähnlicher Anstalten in Frankreich und Deutsch-
land zur Folge halte, wie die Schulen von Arras, Fulda, wo Hra-
banus Maurus wirkte, Weißenburg, Hirschau, Reichenau, St. Gallen,
Lüttich, Rheims und andere. Dort fanden sich auch Geistliche ein;
dorthin sandten Fürsten und Edelleute ihre Söhne, und in diesen
Schulen entwickelten sich, wie wir oben sahen, die dem Mittlern Zeit-
alter eigenthümlichen theologisch-philosophischen Lehren; im 13. Jahr-
hundert sammelten sich in Paris und in Cöln um die bedeutendsten
Lehrer zahlreiche Schüler, und so bildeten sich die Universitäten.
Mit dem Emporkommen der Städte entstanden auch in diesen
Schulen; zuerst in Italien seit Lothar- II., dann auch in den deut-
schen und andern westeuropäischen Städten. Die Magistrate nahmen
Lehrer an, die dann längere und kürzere Zeit hier verweilten und
ost eine namhafte Anzahl Schüler um sich versammelten. So fin-
den wir gegen das Ende des 15. Jahrhunderts den bekannten Paul
Niavis, später in Freiberg Georg Fabrieius als gesuchte Schullehrer.
Andere Gelehrte gründeten auf eigene Rechnung Schulen und Er-
ziehungsanstalten, wie denn der bekannte Olivier de la Marche in
seinen Memoiren (I. 114) eine solche erwähnt und wie Sturm in
Straßburg im Jahre 1537 ein Gymnasium errichtet hatte.**)
Die Reformation brachte auch in dem Schulwesen eine große
Veränderung. Der Kreis der Lehrgegenstände wurde erweitert und
namentlich Geschichte und griechische Sprache mit hineingezogen.
Musteranstalten waren die von Kurfürst Moritz gestifteten Fürsten-

*) Hullmann, Stadtewesen. 11. 298 ff.
**) Räumers Taschenbuch, 1849. S. 176.
 
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