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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 9): Das christliche Westeuropa: mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1851

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63449#0355

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Die Strafen.

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der Grafen Dona im 15. und die von Götz von Berlichingen,
Sickingen und Wilhelm von Grumbach im 16. Jahrhundert. Wir
finden ferner Fehden sogar in den Städten zwischen Handwerkern.*)
Ein eigenthümlicher Fehdebrief ist der, den Maria von Wallenrode,
verehelichte Schwendi, wider ihre beiden Schwestern Marie und
Kunigunde am 18. Mai 1595 ** ***)) sandte. Sie sagt darin: Ist nun
um der Ursache willen kurz abgesagt und soll hinfort kein Scherz mehr
seyn, so ihr mich in kurzer Zeit nicht vor der löblichen Obrigkeit
allhier zu Culmbach von meinem Theil entricht, und mir ein wenig
was ziemlich ist herausgeben, damit ich auch gute ehrliche Leut kann
entrichten, bei denen ich itzund beherbergt gewest, mich auch daneben
nähren wie einem ehrlichen Weib zusteht, so will ich, so wahr ich
als Maria von Wallenrot geboren bin — beschaffen, daß euch Haus
und Hof abgebrannt, und sammt euch allen zu Berneck, die mir mein
väterlich und mütterlich Brot vom Maul wegreisen, ein rother Hahn
auf das Dach gesetzt werden soll, wenn ihr gleich Tag und Nacht
wachen lasset, so soll es doch wunderbarlicher Weise geschehen. Wie
mir dann etliche starke Kriegshelden darzu zu helfen, bei der Hand
zugesagt haben, daß es alles von Grund aus gar Niemand wie
vorgesagt, als der Heuchler drunter geschont, gebrennt und gesengt
werden soll u. s. w.
Die Strafen,«*«)
welche das Gesetz bestimmte, waren in der ältesten Zeit mild, arteten
seit dem 14. Jahrhundert in wilde Rohheit aus und wurden in der
neuen Zeit abermals wesentlich gemildert.
Die Todesstrafe, die bei den Germanen nur auf Hochverrat!)
stand, entwickelte sich später zu großer Mannichfaltigkeit.
Das Aushängen, in der Luft reiten, den Ast bauen, den
dürren Baum reiten, geschah am Galgen, über dessen Aufrichtung
und Abbrechung genaue Vorschriften vorhanden sind, ch) Dem armen
Sünder wurde das Antlitz verhüllt, besondere Verbrecher wurden um
7 —15 Fuß höher, auch ein Wolf oder Hund an ihre Seite gehängt.
Namentlich hing man Juden neben Hunden auf und ließ sie auch

*) S. 8iZsk>srt 6smbl. b. I. 1032. Lingg bei Oefele 8sr. rsr.
Loie. 1. 256. Schönemann, System der Diplomatik. II. 234 ff. Schmidt,
Chron. v. Zwickau. II. 304. Hummels Bibl. I. 66. Eichhorn, deutsche
Staats- und Rechtsgeschichte. 18. 76. 167 ff. 304 ff. Tittmann, Gesch. d.
d. Strafrechts. S. 84. Putter., deutsche Reichsgeschichte. S. 373, wo die
Buben und Backer des Markgr. v. Baden den Reichstädten Gelingen und
Reutlingen und der Koch des Eppensteiners dem Grafen Solms absaqen.
**) Hormayr Taschenbuch. 1839. S. 441.
***) Jac. Döpler, Tbsatrum posnarum supplieiorum st sxecutio-
num criminallum oder Schauplatz der Leibes- und Lebensstrafen. Sondersh.
und Lpz. 1693. 2 Bde- 4.
f) M. Sammler S. 27. Der Galgen bei Dresden.
 
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