Die Medicin.
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Fortbildung der Theologie als Wissenschaft. Die Bibelkunde und
Erklärung, die Kirchengeschichte, wurden seit den Magdeburger Cen-
turiatoren und Baronius wesentlich gefördert, die Benedictiner, be-
sonders die der Kongregation von St. Maar mit Männern, wie
Mabillon und Montfaucon, waren eifrig in der Herausgabe der Kir-
chenvater, die Concilien wurden gesammelt, die Jesuiten von Ant-
werpen gaben mit beispielloser Ausdauer die Lebensbeschreibungen der
Heiligen heraus, 8aiwtorum (die Bollandisten. Antw. 1643—-
1786), die Geschichte der Päpste, der Orden, der Gebräuche, die
Alterthümer der Kirche wurden von Katholiken, wie von Protestan-
ten fleißig untersucht. Die Reformation hatte der katholischen Geist-
lichkeit eine große wissenschaftliche Anregung gegeben, an der die
Benedictiner und die Jesuiten den lebhaftesten Antheil nahmen.
Nächst der Theologie war
die Medicin
diejenige Wissenschaft, die sich am frühesten von der Theologie eman-
cipirte. Sie verdankt dieß namentlich der Bekanntschaft der euro-
päischen Aerzte mit den Arabern, die theils einheimische Erfahrungen
sorgfältig bewahrt hatten, theils das Studium der griechischen Aerzte
betrieben. Die europäische Medicin ging zunächst aus der Saler-
nitanischen Schule hervor, welche von Benediktinern gestiftet worden
war und deren einfache Lehren weite Verbreitung fanden. Seit Albertus
Magnus zog man auch die Naturgeschichte zu Nathe, hält aber im-
mer noch an dem Glauben an die geheimen Kräfte der Edelsteine
und mancher Wunderpflanzen und Thienheile fest, ein Glaube, der
aus dem Orient stammte. Roger von Bacon beschäftigte sich viel
mit Medicin. Nachdem nun die griechischen Aerzte weiter ans Licht
gezogen wurden, begann auch in der Heilwissenschaft ein neues Le-
ben sich zu entfalten. Indessen hatte doch in Bologna schon im 14.
Jahrhundert Mondini dei Luzzi begonnen, Leichen zu zergliedern und
die Anatomie zu lehren und zu schreiben. Andreas Vesalius aus
Brüssel, seit 1537 Professor an mehreren Akademien, war nach ihm
der erste, der das Studium der Anatomie wissenschaftlich begründete
und in einem eignen Werke (äs llumani oorporis ksbrioa. Bas. 1543
mit Abb.), den menschlichen Organismus darstellte. Sein Schüler
Columb lehrte ebenfalls und von nun an wurde Anatomie auf allen
europäischen Akademien eifrig betrieben. Zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts machte Harvey die wichtige Entdeckung des Blutumlaufes,
im 18. Jahrhundert förderten Morgagni und Haller das Studium
der Wissenschaft und erweiterten sie zur Physiologie. Große För-
derung erhielt sie durch die vergleichende Anatomie seit Cuvier, sowie
durch die Verbesserung der Mikroskope, wie sie denn fortan mit den
Entdeckungen in Physik und Chemie Hand in Hand gegangen und
vorgeschritten ist.
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Fortbildung der Theologie als Wissenschaft. Die Bibelkunde und
Erklärung, die Kirchengeschichte, wurden seit den Magdeburger Cen-
turiatoren und Baronius wesentlich gefördert, die Benedictiner, be-
sonders die der Kongregation von St. Maar mit Männern, wie
Mabillon und Montfaucon, waren eifrig in der Herausgabe der Kir-
chenvater, die Concilien wurden gesammelt, die Jesuiten von Ant-
werpen gaben mit beispielloser Ausdauer die Lebensbeschreibungen der
Heiligen heraus, 8aiwtorum (die Bollandisten. Antw. 1643—-
1786), die Geschichte der Päpste, der Orden, der Gebräuche, die
Alterthümer der Kirche wurden von Katholiken, wie von Protestan-
ten fleißig untersucht. Die Reformation hatte der katholischen Geist-
lichkeit eine große wissenschaftliche Anregung gegeben, an der die
Benedictiner und die Jesuiten den lebhaftesten Antheil nahmen.
Nächst der Theologie war
die Medicin
diejenige Wissenschaft, die sich am frühesten von der Theologie eman-
cipirte. Sie verdankt dieß namentlich der Bekanntschaft der euro-
päischen Aerzte mit den Arabern, die theils einheimische Erfahrungen
sorgfältig bewahrt hatten, theils das Studium der griechischen Aerzte
betrieben. Die europäische Medicin ging zunächst aus der Saler-
nitanischen Schule hervor, welche von Benediktinern gestiftet worden
war und deren einfache Lehren weite Verbreitung fanden. Seit Albertus
Magnus zog man auch die Naturgeschichte zu Nathe, hält aber im-
mer noch an dem Glauben an die geheimen Kräfte der Edelsteine
und mancher Wunderpflanzen und Thienheile fest, ein Glaube, der
aus dem Orient stammte. Roger von Bacon beschäftigte sich viel
mit Medicin. Nachdem nun die griechischen Aerzte weiter ans Licht
gezogen wurden, begann auch in der Heilwissenschaft ein neues Le-
ben sich zu entfalten. Indessen hatte doch in Bologna schon im 14.
Jahrhundert Mondini dei Luzzi begonnen, Leichen zu zergliedern und
die Anatomie zu lehren und zu schreiben. Andreas Vesalius aus
Brüssel, seit 1537 Professor an mehreren Akademien, war nach ihm
der erste, der das Studium der Anatomie wissenschaftlich begründete
und in einem eignen Werke (äs llumani oorporis ksbrioa. Bas. 1543
mit Abb.), den menschlichen Organismus darstellte. Sein Schüler
Columb lehrte ebenfalls und von nun an wurde Anatomie auf allen
europäischen Akademien eifrig betrieben. Zu Anfang des 17. Jahr-
hunderts machte Harvey die wichtige Entdeckung des Blutumlaufes,
im 18. Jahrhundert förderten Morgagni und Haller das Studium
der Wissenschaft und erweiterten sie zur Physiologie. Große För-
derung erhielt sie durch die vergleichende Anatomie seit Cuvier, sowie
durch die Verbesserung der Mikroskope, wie sie denn fortan mit den
Entdeckungen in Physik und Chemie Hand in Hand gegangen und
vorgeschritten ist.