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Klemm, Gustav Friedrich
Allgemeine Cultur-Geschichte der Menschheit: nach den beßten Quellen bearbeitet und mit xylographischen Abbildungen der verschiedenen Nationalphysiognomien, Geräthe, Waffen, Trachten, Kunstproducte u.s.w. versehen (Band 9): Das christliche Westeuropa: mit 6 Tafeln Abbildungen — Leipzig: Verlag von B.G. Teubner, 1851

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.63449#0534

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Das christliche Europa.

gefördert, wie durch Bruce, Mungopark, Caille, Ehrenberg in Africa
und Alexander v. Humboldt und Prinz Maximilian von Wiev in
America. Die Jesuiten und Herrnhuther haben außerdem das Ver-
dienst, durch ihre Missionen die Völkerkunde sehr bereichert zu ha-
ben. In Europa wurde die Landeskunde bereits seit dem Anfänge
des vorigen Jahrhunderts durch sorgfältige Vermessungen (Zürner,
königl. polnischer Geograph 1712—1732), deren Methode immer mehr
verbessert wurde, gefördert. Die Entdeckungen der vielfachen Reisenden seit
der Mitte des 15. Jahrhunderts wirkten umgestaltend auf die gesammten
Naturwissenschaften.
Zunächst wurden die Mineralien durch Georg Agricola, die Thiere
und Pflanzen seit C. Gesner und Fuchs genauer betrachtet und sorg-
fältiger abgcbildet, auch eine Classification derselben versucht. Die
Namen Linnse, Buffon und A. G. Werner bezeichnen die Begrün-
der des Studiums der drei Reiche der Natur. Die genauere Kennt-
niß derselben mußte vorausgehen, bevor die allerdings schon von
Scheuchzer und Siebenschlag versuchten Forschungen über Entstehungs-
geschichte und Construction des Erdballs einen erfreulichen Erfolg
haben konnten. G. Cuvier lehrte hier mit Hülfe der vergleichenden
Anatomie, dann Sternberg durch Betrachtung der vorweltlichen Fauna
die Denkmäler der Erdumwälzung genauer bestimmen; englische und
deutsche Gelehrte, unter denen Leopold v. Buch durch seine Hebungs-
theorie die Formenbildung der Erdoberfläche erklärte, förderten diese
Studien weiter, denen fortwährend neues Material zugeführt wird.
Die Physik, die Gesetzkunde der anorganischen Natur, mußte
erst die Naturkräfte aufsuchen, ehe sie zur Wissenschaft werden und
die Erscheinungen erklären konnte, die sie betrachtet. Akustik, Statik,
Dynamik, Optik, Electricität, Magnetismus und Galvanismus wur-
den mit Hülfe der Mathematik ausgebildet. Um die Begründung
der Physik haben besonders die Engländer durch Baco von VerUlam
und Newton, Priestley, Davy, die Italiener durch Galilei, Toricelli,
Galvani und Volta, dann auch Franzosen und Deutsche besonders
durch die systematische Zusammenstellung die größten Verdienste.
Die Chemie, die sich mühsam aus den Laboratorien der Gold-
macher und Forscher nach dem Steine der Weisen zur Erfahrungs-
wissenschaft emporrang, gelangte im vorigen Jahrhundert mit Hülfe
der übrigen mathematischen und Naturwissenschaften auf festen Bo-
den. In Deutschland wurde sie zuerst von Paracelsus, dann von
Becher, Stahl, Tschirnhaus, Kunkel und I. F. Böttcher mit Erfolg
betrieben. Dann wandten sich die Engländer derselben zu, unter de-
nen Priestley und Cavendish die ersten. Lavoisier beseitigte 1783 das
Phlogiston, Humphry Davy begründete die Lehre von den Oxyden,
Berzelius die Stöchiometrie. Der große Einfluß, den die Chemie
auf Landwirthschaft und Gewerbe übte, und die Hülse, die sie den
 
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