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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

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https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0104

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Thätigkeit, die sich nicht bloß auf Italien, sondern auch auf
seine alten Studienplätze in England, Holland und Deutsch-
land erstreckt hat. Heffner ist ein seltener Gast auf unseren
großen Ausstellungen, und deshalb ist sein Name dem
Publikum nicht so bekannt, wie es seine Werke verdienen.
Wer seine künstlerische Eigenart aber einmal liebgewonnen
hat, der wird sich an seinen Landschaften, auch wenn sie
in so großer Zahl auftreten wie auf dieser Sammelausstellung,
nicht so leicht müde sehen, zumal wenn die Motive so
mannigfaltig sind wie hier. Für Heffner's Augen und für
sein malerisches Gefühl entfaltet eine Landschaft ihre höch-
sten Reize im Vorfrühling, im Frühling und im Herbst, und
bei der Wahl eines Motivs verzichtet er selten auf eine
spiegelnde Wasserfläche, die allerlei Luft- und Lichtwirkungen
aufnimmt und zurückstrahlt. Darum sind auch die Schweizer
Gebirgslandschaften (Matterhorn und Grindelwaldgletscher)
seiner Eigenart weniger entsprechend als die prächtige
Frühlingslandschaft bei Florenz mit den blühenden Obst-
bäumen und dem die üppige Wiese durchschneidenden Bach,
der Blick auf das von dichten Frühlingsnebeln umwallte
Schloss Windsor, die feine Themselandschaft, die holländische
Kanallandschaft bei Morgenstimmung und die Ansichten von
der Insel Rügen. Von starkem Stimmungsgehalt und zu-
gleich von frappirender Wahrheit in der Charakteristik sind
auch die aus den Höhen um Florenz geschöpften Motive:
der von Cypressen umrahmte „Bello Sguardo" und die Partie
aus der Villa des Malers. — Bei einem Manne von der künst-
lerischen Gewissenhaftigkeit Heffner's versteht es sich von
selbst, dass auch die kleinen Studien mit derselben Sorgfalt,
mit demselben zarten Schmelz des Tons durchgeführt sind
wie die größeren Gemälde. — Der übrige Inhalt der Schulte-
schen Januarausstellung besteht fast ausschließlich aus Bild-
nissen, unter denen jedoch nur die in halber Lebensgröße
ausgeführten Herrenbildnisse in Salons und Arbeitszimmern
von dem bekannten Düsseldorfer Genremaler Max Volkhart
und die großen Repräsentationsbildnisse von C. Bennewitz,
v. Loefen jun., ebenfalls einem Sprößling der Düsseldorfer
Schule, höheren Ansprüchen genügen. Einen bedauerlichen
Rückschritt lassen die Damenbildnisse von II. Fenner-Behmer
erkennen, der aus einem begabten Erneuerer des Holbein'schen
Stils schnell, wohl in Folge von Massenproduktion, zu einem
oberflächlichen Modemaler geworden ist. Ein frisches Talent
für die Landschaft, das noch durch keine Schulmeinung
verdorben ist, lernten wir in dem Münchener C. Bößenroth
kennen, der noch imstande ist, das Sonnenlicht auf der Lein-
wand einzufangen, ohne, wie die Münchener Naturalisten,
dabei Hekatomben von Farbentuben zu opfern.

%* Die internationale Kimstausstellung in Berlin wird
nicht am 2. Mai, sondern erst am 3. Mai eröffnet werden,
weil am 2. Mai die Festlichkeiten zur 200jährigen Jubelfeier
der Akademie beginnen. Sie werden in öffentlichen und
internen Festsitzungen, in einem dreitägigen Musikfest und
in einer Ausstellung in der Akademie bestehen. Auch
werden mehrere Festschriften vorbereitet, darunter eine
illustrirte Geschichte der Akademie. Bei dem Wettbewerb
um die Medaille sind die Bildhauer Felderhoff, Hidding,
Lepcke, Rosse und Schulz unter 3S Konkurrenten mit fünf
gleichen Preisen ausgezeichnet worden. Die Entscheidung
hängt vom Kaiser ab, der das Protektorat übernommen hat.

Dresden. — In der Secessionisten-Ausstellung von Ernst
Arnold's Hofkunsthandlung sind mehrere Arbeiten des
Müncheners W. Volx- aufgestellt. Auch sonst weist die Aus-
stellung zur Zeit interessante Arbeiten von Jakob Maris,
Heilbut, Hörmann u. a. auf. Für die nächste Zeit bereitet

die Kunsthandlung eine umfangreiche Ausstellung von Ar-
beiten des bekannten französischen Künstlers Raffaelli vor.

VEREINE UND GESELLSCHAFTEN.

*„* In der ersten diesjährigen Hauptversammlung des
Vereins Berliner Künstler wurden die Vorstandwahlen vor-
genommen. Danach besteht der Vorstand aus folgenden
Personen: Professor Ernst Koerner, I. Vorsitzender, K. Iloff-
acker, II, Vorsitzender, Ernst Hausmann, I. Schriftführer,
Dr. H. Seeger, II. Schriftführer, Professor F. Schwenke,
I. Säckelmeister, Richard Rusclic, II. Säckelmeister, und
Hans Dahl, Archivar.

— Das vorjährige Winekelmannsfest der Archäologischen
Gesellschaft in Berlin nahm unter äußerst zahlreicher Be-
teiligung von Gästen und Mitgliedern — unter jenen befand
sich der griechische Gesandte, Herr Rhangabc Exc. — einen
sehr anregenden Verlauf. Die mit einer schönen farbigen
Tafel ausgestattete Festschrift: „Eine attische Lekythos des
Berliner Museums, von Franz Winter" war schon vor dem
Feste den Mitgliedern zugegangen, die Gäste erhielten sie
am Festabend selbst. Reichen Schmuck von Bildern und
Karten zeigte der Saal. Am meisten fesselten die Blicke die
prächtigen Photographieen des Silberfundes von Bosco Reale,
die in zuvorkommender Freundlichkeit die Herren Baron
Edmund von Rothschild und Heron de Villefosse aus Paris
der Gesellschaft für diesen Abend zur Verfügung gestellt
hatten; die jüngst fertiggestellten Originalaufnahmeblätter
aus dem großen Kartenwerke von Attika, aufgenommen von
den Herren Hauptmann Stengel und Premierlieutenant Katipert,
waren von Herrn Geheimrat Dr. Kaupert ausgehängt worden;
das Kunstgewerbemuseum endlich hatte die meisterhaften,
von Alexander Kips gemalten Kopieen pompejanischer Wand-
dekorationen für den Vortrag des Herrn ruchstein herge-
liehen, der auch durch zahlreiche Aquarelle von der Hand
des Herrn Baumeisters Dr. Kohleireg veranschaulicht wurde.
Außerdem war ausgestellt das neue, staunenswert genaue
Modell der Akropolis des Bildhauers Herrn Walger und eine
Reihe von Thongeräten, die Herr Dr. A. Körte in einem Tumulus
bei Bos-öjük in Phrygien gefunden hatte. Der erste Vor-
sitzende, Herr Curtius Exc, eröffnete nach einer Erinnerung
an Eduard Gerhard's hundertsten Geburtstag (29. November) die
Reihe der Vorträge mit einer Darlegung der Verhältnisse
Olympia's in römischer Zeit; Herr Puchstein folgte mit einem
Vortrage über die Darstellung von Bühnenfronten in der
pompejanischen Wanddekoration; sodann besprach Herr
Winter an der Hand der erwähnten Photographieen die
Hauptstücke des Silberschatzes von Bosco Reale und zum
Schluss machte Herr Körte Mitteilungen von seiner Ent-
deckung einer Stätte trojanischer Kultur bei Bos-öjük in
Phrygien. An die Vorträge schloss sich ein Abendessen, bei
dem Herr Wirkl. Geh. Rat Dr. Schöne in Vertretung des
ersten Vorsitzenden, der sich für die Tafel hatte entschuldigen
lassen, den Kaisertoast ausbrachte.

KUNSTHISTORISCHES.

Das jüngste Gericht der Wiener Akademie. Dass das
allgemein als ein Hauptwerk des Hieronymus Bosch geltende
Triptychon der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden
Künste in Wien (579—581) wirklich von der Hand dieses
Meisters sein sollte, war mir seit langem mehr als zweifelhaft.
Ein Vergleich mit den beiden bezeichneten und sicher echten
Triptychen, die neuerdings aus den Depots der kais. Gemälde-
galerie hervorgeholt worden sind, ergiebt, dass auch hier —
 
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