Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0143

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
273

Sammlungen und Ausstellungen.

274

an dem Original ergänzten Teile werden in den zu liefern-
den Abgüssen durch dunklere Färbung kenntlich gemacht
werden und sind für die in den Wettbewerb eintretenden
Künstler in keiner Weise maßgebend. Lichtdrucke nach
einer photographischen Abbildung der Figur können von der
Generalverwaltung der Museen gegen Einsendung von
75 Pfennig bezogen werden. 4. Die Entscheidung über den
Preis erfolgt durch S. M. den Kaiser und König un-
mittelbar und wird an dem Geburtstage Allerhöchstdes-
selben, dem 27. Januar 1807, bekannt gemacht. Die zum
Wettbewerb zugelassenen Einsendungen werden nach er-
folgter Entscheidung für zwei Wochen öffentlich ausgestellt.
5. Über das mit dem Preise ausgezeichnete Werk und dessen
Vervielfältigung bleibt S. M. dem Kaiser und König
die freie Verfügung vorbehalten. 6. Die nicht prämiirten
Werke sind nach Schluss der Ausstellung, spätestens aber
binnen vier Wochen nach Bekanntmachung des Preises,
wieder abzuholen. Nach diesem Zielpunkte werden sie den
Eigentümern auf deren Kosten zugesandt werden.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

A. R. Die fünfte Ausstellung der Vereinigung der
„Elf", die am IG. Februar bei E. Schulte in Berlin eröffnet
worden ist, bietet noch weniger im guten und schlechten
Sinne Sensationelles als ihre Vorgängerinnen — mit einer
Ausnahme, die der Landschaftsmaler Walter Leistikow ver-
tritt. Was er bisher an impressionistischen, phantastischen
und symbolistischen Landschaften geboten hat — und er
hat trotz seiner Jugend schon enorm Viel zusammengemalt!
— das hat er in seinen hier ausgestellten Bildern noch weit
übertroffen. Seine Landschaften, die sich an vorhandene
Motive anlehnen, wie z. B. der waldumkränzte Schlachtensee
bei Berlin und der „Windbruch im Wald bei Friedrichsruh"
sehen wie nächtliche Visionen, wie spukhafte Traumgesich-
ter aus, und auf seinen Phantasielandschaften bewegt er
sich in einer seltsamen Verbindung von Zickzack- und Spi-
rallinien, die die Konturen von zackigen, einen See um-
gebenden Gebirgen bilden, über welche „Nachtraben" dahin-
streichen. Die gelblichen und weißlichen Konturen sind
mit matten, schattenhaften Farben ausgefüllt. Diese Schiefer-
tafelpoesie hat mit der Kunst nichts mehr zu thun, sondern
liefert nur noch einen immerhin beachtenswerten Beitrag
zur Pathologie. — L. v. Hof mann, der der ersten dieser
Ausstellungen ihr Gepräge aufgedrückt hatte, ist nur mit einem
kleinen, „Träumerei" betitelten Bilde vertreten, das eine
mit halbem Oberkörper aus dem Wasser auftauchende
Meeresnixe nicht weit vom Strande, hart an der Unterkante
des Rahmens darstellt. Das Bild ist ganz und gar ge-
eignet, den Enthusiasmus selbst der glühendsten Verehrer
dieses „Neuidealisten" stark abzukühlen. Max Klinger ist
nur mit ein paar flüchtigen Gewandstudien aus dem Jahre
1880 — 88 und einigen inhaltsleeren Federzeichnungen ver-
treten. Destomehr Bilder, Ölskizzen, Zeichnungen und
Radirungen hat Max Liebermann ausgestellt. Außer dem
alten Manne, der „in den Dünen" Rast hält (im Besitze
des Leipziger Museums), ist aber nicht eine einzige Ar-
beit darunter, die mehr sagte, als wir von Liebermann
längst wissen. Nur in dem Bilde eines vor einer Truhe
stehenden Kindes nimmt er einen Anlauf zu einer größeren
Farbigkeit und Mannigfaltigkeit im Ton. Eine ungewöhn-
liche Farbigkeit und Sauberkeit im Ton und eine völlig von
seinem letzten Werke abweichende Schärfe und Reinheit in
Zeichnung und Modellirung entfaltet auch F Skarbina in einer
nackten, dem stillen Weben des Waldes lauschenden Nymphe

Der Marinemaler Schnars-Alquist und der Maler der hollän-
dischen Städte Hans Hermann haben in ihrer Naturan-
schauung nur sehr wenig Berührungspunkte mit den Mata-
doren der „Elf". Sie könnten ebensogut jedem anderen
Konventikel angehören. Auch haben sie schon viel bessere
Bilder gemalt, als die hier ausgestellten. Doch darf man
dabei nicht übersehen, dass ihr Genre, zumal innerhalb ihrer
Darstellungsart, beschränkt ist und dass es sich im Wesent-
lichen fast stets nur um Variationen eines gewissen Vir-
tuosenstückes handelt. Die übrigen Mitglieder der Ver-
einigung, G. Mosson, Fr. Stahl und J. Albcrts, der Maler
der Halligen, bieten zu neuen Bemerkungen über sie und
ihre Kunst keinen Stoff. Der Letzte der „Elf", Hugo Vogel,
hat überhaupt auf eine Beteiligung verzichtet.

Berlin. — Die Ausstellung der Neu-Erwerbwngen des
Königlichen Kunstgewerbemuseums ist um sehr wichtige
Stücke vermehrt worden. In dem Schlüterzimmer im ersten
Stockwerk (hinter dem Goldsaal) wird jetzt eine ganze Wand
eingenommen von älteren französischen Möbeln ersten Ranges.
DieFauteuils, Stühle und ein Kaminschirm von edelster Schnitz-
arbeit, vergoldet und mit den alten gestickten Bezügen ver-
sehen, haben einen bemerkenswerten Ursprung. Sie stammen,
wie die alten ihnen noch anhaftenden Inventarienzettel ergeben,
aus dem Boudoir der Königin Marie Antoinette in Versailles
und sind von dem berühmten Hoftischler G. Jakob um 1780
gefertigt. Nach der Revolution wurden sie nach Pyrmont
verkauft, wo für den Badeaufenthalt des Königs Friedrich
Wilhelm II. 1797 Zimmer möblirt werden mussten. Im
Jahre 180(3 dienten sie der Königin Luise. Sie blieben dann
im Besitze der Familie des damaligen Ökonomen, und sind
jetzt durch gütige Vermittlung des Herrn Professor Dr. Haupt
in Hannover durch Kauf an das Museum gelangt. Die wenigen
Änderungen, welche das Polster erfahren hatte, konnten leicht
beseitigt werden. Nur der Divan war so weit zerstört, dass
lediglich der Bezug übrig geblieben ist. Mit diesen ganz
einzigen Stücken — in Paris ist nichts Gleiches erhalten —
ist zugleich eine Kommode ausgestellt mit farbigen Holz-
einlagen und Bronzen, ein Meisterstück des berühmten
Ebenisten Riesener in Paris um 1770. Ferner eine Standuhr
und ein Konsoltisch von Lütticher Arbeit um 1720 auf der
Auktion Hiqguet in Lüttich erworben. Unter den neu auf-
gestellten Erwerbungen der Kunsttöpferei sind große Pracht-
stücke der Fayence-Werkstätten von Rouen und Moustiers.
Ferner die in porzellanartiger Masse ausgeführte Figur eines
Violinspielers, wahrscheinlich italienische Arbeit, von meister-
hafter Modellirung (Geschenk des Dr. P. von Liebermann).
Die bisher hier ausgestellten Porzellane und Fayencen sind
bereits in die betreffenden Abteilungen des Museums ein-
rangirt. Im Schrank für Metallarbeiten stehen die beiden
prächtigen Kannen und Gußbecken von vergoldetem Silber,
Pariser Arbeit, die goldene Stockkrücke, Berliner Arbeit des
XVIII. Jahrhunderts, nebst einigen erlesenen italienischen
Bronzen des XVI. Jahrhunderts.

* In Wien wurde am 15. Februar in den Räumen des
Osterreichischen Museums die Kongrcssausstellung feierlich
eröffnet. Die seit Jahresfrist mit großem Eifer vorbereitete
Ausstellung ist weit über den Rahmen eines lokalen Zeit-
bildes aus der Periode des Wiener Kongresses hinausgewachsen.
Sie bietet ein übersichtliches Gesamtgemälde der europäischen
Kultur und Kunst jener Epoche, zu dem eine Auswahl von
Werken der bildenden wie der gewerblichen Künste vom
Anfange des Jahrhunderts die Bestandteile liefern. Nicht
nur Österreich, sondern auch das Ausland, namentlich
Deutschland, England, Russland, haben ihre Schätze dazu
beigesteuert.
 
Annotationen