Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 7.1896

DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5774#0177

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
341

Kunsthistorisches. — Vermischtes. — Zeitschriften.

342

talien. Mithin beträgt der Kassevorrat 4694,52 M. Nach
den Statuten haben die nach Deckung der Verwaltungskosten
verbleibenden Reineinnahmen Verwendung zu finden zu %
für Ankäufe zur Verlosung, zu '/„ für Anschaffung eines
Vereinsblattes, zu Ys für Ansammlung eines Fonds zur Wid-
mung von Kunstwerken zu öffentlicher Bestimmung. Wird
diese Verteilung auf Grund des vorliegenden Abschlusses
vorgenommen, so ergiebt sich folgender Stand der drei
Fonds. Bei Fonds A liegt eine Überzahlung von 172,40 M.
vor; bei Fonds B ist in 1S96 zu übertragen 1270 M.;
der Fonds C hatte Ende des Vorjahres einen Stand von
12407,49 M. Unter Berücksichtigung der Überzahlung bei
Fonds A verbleibt hiernach ein Vorrat von 13511,09 M.
Diesem Vorrat treten hinzu der Bestand des Betriebskapitals
mit 2000 M. und der Bestand des Baufonds mit 23712,(30 M.
u. s. w. Im laufenden Vereinsjahre finden Ergänzungswahlen
zum Verwaltungsrate nicht statt.

KUNSTHISTORISCHES.

— In Kaysersberg bei Colmar befand sich seit langer
Zeit ein wohlerhaltener grosser Altar in Holzschnitzerei, auf
welchen man erst im vorigen Jahre anlässlich der Ausstellung
elsässischer Kunstwerke in Strassburg aufmerksam wurde.
Das treffliche Werk weist, wie der „Frkf. Ztg." mitgeteilt wird,
an der besonders schön gearbeiteten Predella Christus mit
den zwölf Aposteln, im Mittelschrein die Kreuzigung und
an den beiden Seitenflügeln zwölf Reliefs aus der Passion
auf. — Die Außenseiten der Flügel enthalten Gemälde aus
späterer Zeit, ohne besonderen künstlerischen Wert. Dieses
interessante Kunstwerk hat die Geschmacklosigkeit einer
späteren Zeit einfach weggeräumt und durch einen neuen
Hochaltar ersetzt; es wurde, soweit es nicht als Brennholz
verkauft wurde, hinter dem neuen Hochaltar an der Ost-
wand des Chores aufgestellt, oder besser gesagt, versteckt.
Jetzt steht es wieder auf dem Hochaltar und kommt in
dieser alten Kirche, die auch sonst so manche interessanten
Kunstschätze aufweist, wieder zur vollen künstlerischen
Wirkung. Der Ursprung des Werkes war früher strittig: es
sollte aus der Kathedrale von Canterbury stammen, in der
Reformationszeit nach Basel und von da nach Kaysersberg
gekommen sein. Neuerdings ist aber durch einen glücklichen
archivalischen Fund festgestellt worden, dass es elsässische
Arbeit ist und aus Colmar stammt. —:—

VERMISCHTES.

Amerikanische Architektur. In Chicago hat man die
peinliche Entdeckung gemacht, dass sich die zwanzig bis
fünfundzwanzig Stockwerke hohen „Himmelstürmer" und
Wolkenkratzer" bedenklich senken. Ursache ist das kolos-
sale Gewicht der Bauten, die meist auf nachgiebigem Thon-
boden stehen. Das Gebäude der Handelskammer hat sich
in einigen Teilen in den letzten sechs Jahren um sechzehn
Zoll in anderen um achteinhalb Zoll gesenkt, wodurch natür-
lich bedenkliche Risse entstehen. —:—

Zur Geschichte der Kataloge der K. Gemäldegalerie in
Dresden. Am 8. August 1823 starb in Dresden der erste In-
spektor (dies war damals der Direktor) der K. Gemäldegalerie,
Karl Friedrieh Demiani, mit Hinterlassung seiner Gattin,
Karoline. geb. Martini, und dreier Kinder, Karl Theodor,
Emma Amalie und Mathilde. Der Verstorbene hatte auf
zehn Jahre (bis zum 10. März 1827) das Privileg erhalten,

den Druck und Verkauf eines Orts- und Sachverzeichnisses
besagter Galerie zu betreiben.1) Sein Nachfolger, Professor
Johann Friedrich Maühaci1), kaufte das Privileg nebst den
noch lagernden Exemplaren, da er sich „von der Notwendig-
keit, die Gemäldesammlung sowohl in wissenschaftlicher
als geschichtlicher Hinsicht nach einer anderen, als der bis-
herigen Ordnung, aufzustellen", überzeugt hatte. Er be-
absichtigte, den Katalog umzuarbeiten und in deutscher
wie in fremden Sprachen erscheinen zu lassen. Vom 5. No-
vember 1824 datirt die hierauf ergangene Königliche Be-
willigung (nach den Akten des K. S. Hauptstaatsarchivs: III,
14 b Fol. 302 Nr. 4 (1) Bll 047—655). TU. DISTEL.

Zu Christian Leberecht Vogel's Bild: „Des Deisters
Söhne" in der K. Gemäldegalerie xu Dresden. Der Katalog
der K. Gemäldegalerie zu Dresden führt jetzt unter Nr. 2189
ein „berühmtes" Gemälde Christian Leberecht Vogels (1759
bis 1810) unter dem Titel „Des Meisters [junge] Söhne"3)
auf. Erworben wurde es 1817, doch bis 1846, nach Karl
Woermann's freundlicher Mitteilung, ist es anders aufgeführt.
Im Fürstlich Schönburgischen Schlosse Lichtenstein befindet
sich nun, wie mir mein hoher Gönner, Seine Durchlaucht,
der u. a. auch die Malkunst fleißig und erfolgreich aus-
übende Prinz Ernst von Schönburg-Waldenburg auf Gauer-
nitz, gütigst eröffnet hat, eine kleine Aquarelle mit dem-
selben Vorwurfe, welche in der Familie als Porträt der
späteren Fürsten Otto Viktor von Schönburg-Waldenburg'')
und Alfred von Schönburg - Hartenstein gilt. Nach Nagler
malte Vogel u. a. für das Schönburgische Haus, auch wieder-
holte er denselben Gegenstand (Woermann's Katalog) mehr-
fach. 5) Sonach wird eine Umtaufe des Dresdener Bildes wohl
stattfinden müssen, Woermann neigt auch bereits dazu. Das
Lichtensteiner Bild soll übrigens das ursprüngliche, nach
dem Leben gemachte sein. Später mag er in dem Bilde
andere Porträts, vielleicht die seiner Söhne (Karl Vogel's von
Vogelstein u. a.) angebracht haben. In der dortigen Schloss-
kirche, dies sei noch bemerkt, befindet sich ein anderes L.
Vogel'sches Gemälde mit dem Knabenporträt des genannten
Prinzen Otto Viktor (Christus führt das „unschuldige Kind-
lein" vor die Jünger). Früher war es das Altarbild, jetzt
hängt es an einem anderen Orte der Kirche. Zur Zeit
ist es vorübergehend — zum Copiren — in Gauernitz, wo
Woermann und ich es sahen.6) TU. DISTEL.

1) Von 1817 liegt mir — ohne Autornamen — vor: Catalogue
explicatif des tableaux de la Galerie Koyale de Dresde.

2) Anonyme Kataloge bearbeitete er 182G, 1833, mit Namen
einen 1835.

3) Es bleibt übrig, festzustellen, ob Lebereeht noch einen Sohn,
neben Karl (Vogel von Vogelstein), gehabt habe.

4) Der Knabe mit dem Bilderbuche

5) Erst neulich sah ich eine gute, etwa originalgroße alte Kopie
eines nicht genannten Malers im Besitze des Herrn Armin von Bochtm
in Dresden.

6) Über Vogel vergl. Kctkr, Nachrichten von alten in Dresden
lebenden Künstlern (1788), S. 189—192. Der Geburtstag Vogel's ist
dort angegeben: 6. April 1759 in Dresden. S. 190 sind „zwei Kinder
nach der Natur, in Öl, welche der junge Herr Kiedel (Anton Hein-
rich — cf. Keller a. a. O. S. 138) kürzlich radirt hat", erwähnt.

ZEITSCHRIETEN.
Christliches Kunstblatt. 1896. Nr. 3.

Die Wiener Genesisminiaturen. Von Victor Schultze. — Beiträge
zur Geschichte der deutschen Bauhütte. Von Dekan Klemm. —
Die Kanzel in der St. Andreaskirche zu Weißenburg a Sand
(Mittelfranken). Von H. Steindorff. — Altes und Neues vom Dom
zu Schleswig. Von Doris Schnittger. (Schluss). — Der Zwang
zum stereoskopischen Sehen und andere Kunstmittel der neuesten
Malerei. Von J. M.
 
Annotationen