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Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege
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wähl war zusammengestellt, was im Überblick über
seine künstlerische Laufbahn nur gelegentlich hervor-
tritt, und zeigte sich unverhüllt, was im Gesamtbild
seiner Kunst nur als Nebenbei, aber, und das war
der Hauptwert der Ausstellung, der auch in Äuße-
rungen des Publikums erkannt wurde, nicht als be-
deutungslos erscheint. Einmal kam hier Feuerbach
der Maler rein zur Geltung. Die Mehrzahl der Bilder
hatte ihren Wert in den angewandten malerischen
Mitteln. Hier sind noch die Landschaften zu nennen:
eine außerordentlich schöne Hügellandschaft in zartem
Graublau, eine weiche, dunkle Sumpflandschaft, eine
Skizze mit rastenden Hirten von besonders starkem
Stimmungsgehalt in ihren schweren Tönen und die
badenden Frauen im Walde von 1872. Die häufig
wechselnde, oft sehr interessante Technik wird allen
malerisch-stofflichen Reizen der Erscheinung gerecht.
Und noch ein Anderes trat ungehindert heraus:
die unmittelbar seelische Ausdrucksgewalt in den
Skizzen zu Dante, Tannhäuser, dem Begräbnis und
Traum. Hier strömt frei und ungehemmt der »Feuer«-
bach der künstlerischen Einfälle dahin, noch nicht in
das enge Bett der einen Richtung von Strenge und
Ruhe gezwungen, die in ihrer Größe doch manches
auch Wertvolle unterdrückt hat.
Um die Akzente, wenn auch einseitig, noch mehr
zu verschieben, war die Gegenseite in der Hauptsache
nur durch das unglückliche Bild »Romeo und Julia«
vertreten, in dem ihre Schwächen sich in gehäufter
Weise zeigen. Die Zurückhaltung im Ausdruck ist
bis zur Langeweile getrieben und es fehlt jede male-
rische Einheitlichkeit in den Farben und in dem Ver-
hältnis der Figuren zu dem blechern sich aufdrängen-
den Beiwerk der Ranken und Pflanzen.
Allein die »Poesie«, ein schönes Profilbild nach
Nanna von besonderer Weichheit in den Formen und
dem Zusammenklang des Grau im Überwurf und
Rotbraun im Grunde, war ein Beispiel des klassi-
schen Feuerbach in seiner Größe und Harmonie.
Auch die ausgestellten Zeichnungen, vornehmlich aus
dem Besitz der Kgl. graphischen Sammlung in München,
lenkten die Gedanken dahin, zeigten auch die eminente
Beherrschung der Natur, zu der der Künstler durch
überaus sorgfältiges Studium gelangt war.
- EMMY VOIOTLÄNDER.
NEKROLOGE
Am 26. Januar starb in Dresden die Malerin Anna
Caroline Seifert. Geboren am 28. Juni 1863 in Dresden,
war sie Schülerin von Claudius, Habermann und Hummel.
Sie malte ausgezeichnete Blumenstücke, sowie frische, fein-
farbige Städte-und Landschaftsbilder aus Franken, Schwaben,
Sachsen und dem Riesengebirge. h. w. s.
In Paris ist der im Jahre 1847 in Toulouse geborene
Maler Edouard Debat-Ponsan gestorben, der sich als
Porträtist einen Namen gemacht hatte. Er hat viele
bekannte Männer und Frauen porträtiert, wie Paul
de Cassagnac, Georges Leygues, Pedro Geilhard, den
General Boulanger usw. und wurde durch die Affäre
Dreyfus auf ein anderes Gebiet gebracht. Er war ein
eifriger Anhänger Zolas und der Revisionisten und stellte
in dieser Zeit eine Anzahl großer Allegorien aus, die
sich sämtlich auf den Dreyfusfall bezogen. Eines dieser
Bilder befand sich im Besitze Zolas und wurde mit seinem
Nachlaß versteigert. Es stellte die nackte Wahrheit vor,
die aus dem Brunnen steigen will, aber an ihrem Vor-
haben durch einen Landsknecht und einen Priester ver-
hindert wird. Debat-Ponsan war Inhaber des Rompreises.
PERSONALIEN
Berlin. Die Direktion des Beuth-Schinkel-Museums
an der Technischen Hochschule zu Berlin-Charlottenburg
ist dem Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Max G.Zimmer-
mann, ord. Professor der Kunstgeschichte an der ge-
nannten Hochschule, übertragen worden.
Die von ihm selbst, von seinen Freunden und von
der Presse verbreitete Nachricht vom Rücktritt Carolus
Durans von der Leitung der Villa Medici in Rom scheint
verfrüht gewesen zu sein, oder aber Duran hat sich anders
besonnen und wird nun wohl doch in Rom bleiben. Als-
bald nach der Nachricht von seinem Rücktritt hatte Albert
Besnard seine Freunde mobil gemacht, nicht nur um den
Posten zu erlangen, sondern auch um ihn aufzubessern.
Der Staatssekretär für bildende Kunst war gewonnen und
hatte sich bereit erklärt, eine Aufbesserung des Gehaltes
des Direktors der Villa von 15000 auf 25000 Franken zu
befürworten und sonst allerlei kleine Wünsche Besnards
zu befriedigen. Als aber Duran von diesen Neuerungen
vernahm, schien ihm der Posten nicht mehr so verächtlich,
und nun hat es den Anschein, als ob er in Rom bleiben
und die seinem Nachfolger gemachten halben Versprechun-
gen des Staatssekretärs sich selbst zunutze machen wolle.
Der Münchner Maler und Graphiker Walter Klemm
ist vom Großherzog von Sachsen-Weimar zum Professor
ernannt und als ordentlicher Lehrer für graphische Kunst
an die großherzogliche Hochschule für bildende Kunst in
Weimar berufen worden.
Der bekannte Tiermaler Prof. Christian Kröner in
Düsseldorf, Mitglied der Berliner Akademie der Künste,
vollendete am 3. Februar sein 75. Lebensjahr.
WETTBEWERBE
Für das Plakat der Leipzigerjahres-Ausstellung1°13
erhielt den ersten Preis Erich Gruner in Leipzig.
Berlin. Im Wettbewerb für das Plakat der Berliner
Jubiläums-Kunstausstellung 1913 war die Beteiligung sehr
rege. 356 Entwürfe gingen ein. Den ersten Preis, die
Ausführung und 1500 M., erhielt Hans Friedrich, Maler
und Graphiker in Leipzig. Sein Entwurf zeigt auf blauem
Grunde Pallas Athene in ganzer Gestalt, mit wirksamer
Anordnung auch der Schrift. Der zweite Preis in Höhe
von 1000 M. wurde dem Hamburger Maler C. Helmut
Behrens für seine kapitolinische Wölfin zugesprochen.
Den dritten Preis von 500 M. erkannte man dem großzügig
stilisierten Adler von Josef Sobainsky, Graphiker und
Kunstgewerbler in Breslau, zu. Die Entscheidungen wurden
einstimmig gefaßt.
DENKMALPFLEGE
In Frankreich fängt man jetzt an, den prähistorischen
Bau- und Kunstwerken, die besonders in der Bretagne
sehr zahlreich erhalten sind, etwas mehr Aufmerksamkeit
und Fürsorge als bisher zu widmen. Der größte der
Menhire, jener den ägyptischen Obelisken nicht unähn-
lichen, obschon weit roher beliauenen und des bildlichen
Schmuckes entbehrenden Monolithen, befindet sich in
mehrere Stücke zerbrochen bei Locmariaquer im Morbihan,
wo er vielleicht vor zwei- und mehr tausend Jahren als
eine Art von Leuchtturm an der Spitze des Halbinsel ge-
Nekrologe — Personalien — Wettbewerbe — Denkmalpflege
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wähl war zusammengestellt, was im Überblick über
seine künstlerische Laufbahn nur gelegentlich hervor-
tritt, und zeigte sich unverhüllt, was im Gesamtbild
seiner Kunst nur als Nebenbei, aber, und das war
der Hauptwert der Ausstellung, der auch in Äuße-
rungen des Publikums erkannt wurde, nicht als be-
deutungslos erscheint. Einmal kam hier Feuerbach
der Maler rein zur Geltung. Die Mehrzahl der Bilder
hatte ihren Wert in den angewandten malerischen
Mitteln. Hier sind noch die Landschaften zu nennen:
eine außerordentlich schöne Hügellandschaft in zartem
Graublau, eine weiche, dunkle Sumpflandschaft, eine
Skizze mit rastenden Hirten von besonders starkem
Stimmungsgehalt in ihren schweren Tönen und die
badenden Frauen im Walde von 1872. Die häufig
wechselnde, oft sehr interessante Technik wird allen
malerisch-stofflichen Reizen der Erscheinung gerecht.
Und noch ein Anderes trat ungehindert heraus:
die unmittelbar seelische Ausdrucksgewalt in den
Skizzen zu Dante, Tannhäuser, dem Begräbnis und
Traum. Hier strömt frei und ungehemmt der »Feuer«-
bach der künstlerischen Einfälle dahin, noch nicht in
das enge Bett der einen Richtung von Strenge und
Ruhe gezwungen, die in ihrer Größe doch manches
auch Wertvolle unterdrückt hat.
Um die Akzente, wenn auch einseitig, noch mehr
zu verschieben, war die Gegenseite in der Hauptsache
nur durch das unglückliche Bild »Romeo und Julia«
vertreten, in dem ihre Schwächen sich in gehäufter
Weise zeigen. Die Zurückhaltung im Ausdruck ist
bis zur Langeweile getrieben und es fehlt jede male-
rische Einheitlichkeit in den Farben und in dem Ver-
hältnis der Figuren zu dem blechern sich aufdrängen-
den Beiwerk der Ranken und Pflanzen.
Allein die »Poesie«, ein schönes Profilbild nach
Nanna von besonderer Weichheit in den Formen und
dem Zusammenklang des Grau im Überwurf und
Rotbraun im Grunde, war ein Beispiel des klassi-
schen Feuerbach in seiner Größe und Harmonie.
Auch die ausgestellten Zeichnungen, vornehmlich aus
dem Besitz der Kgl. graphischen Sammlung in München,
lenkten die Gedanken dahin, zeigten auch die eminente
Beherrschung der Natur, zu der der Künstler durch
überaus sorgfältiges Studium gelangt war.
- EMMY VOIOTLÄNDER.
NEKROLOGE
Am 26. Januar starb in Dresden die Malerin Anna
Caroline Seifert. Geboren am 28. Juni 1863 in Dresden,
war sie Schülerin von Claudius, Habermann und Hummel.
Sie malte ausgezeichnete Blumenstücke, sowie frische, fein-
farbige Städte-und Landschaftsbilder aus Franken, Schwaben,
Sachsen und dem Riesengebirge. h. w. s.
In Paris ist der im Jahre 1847 in Toulouse geborene
Maler Edouard Debat-Ponsan gestorben, der sich als
Porträtist einen Namen gemacht hatte. Er hat viele
bekannte Männer und Frauen porträtiert, wie Paul
de Cassagnac, Georges Leygues, Pedro Geilhard, den
General Boulanger usw. und wurde durch die Affäre
Dreyfus auf ein anderes Gebiet gebracht. Er war ein
eifriger Anhänger Zolas und der Revisionisten und stellte
in dieser Zeit eine Anzahl großer Allegorien aus, die
sich sämtlich auf den Dreyfusfall bezogen. Eines dieser
Bilder befand sich im Besitze Zolas und wurde mit seinem
Nachlaß versteigert. Es stellte die nackte Wahrheit vor,
die aus dem Brunnen steigen will, aber an ihrem Vor-
haben durch einen Landsknecht und einen Priester ver-
hindert wird. Debat-Ponsan war Inhaber des Rompreises.
PERSONALIEN
Berlin. Die Direktion des Beuth-Schinkel-Museums
an der Technischen Hochschule zu Berlin-Charlottenburg
ist dem Geheimen Regierungsrat Prof. Dr. Max G.Zimmer-
mann, ord. Professor der Kunstgeschichte an der ge-
nannten Hochschule, übertragen worden.
Die von ihm selbst, von seinen Freunden und von
der Presse verbreitete Nachricht vom Rücktritt Carolus
Durans von der Leitung der Villa Medici in Rom scheint
verfrüht gewesen zu sein, oder aber Duran hat sich anders
besonnen und wird nun wohl doch in Rom bleiben. Als-
bald nach der Nachricht von seinem Rücktritt hatte Albert
Besnard seine Freunde mobil gemacht, nicht nur um den
Posten zu erlangen, sondern auch um ihn aufzubessern.
Der Staatssekretär für bildende Kunst war gewonnen und
hatte sich bereit erklärt, eine Aufbesserung des Gehaltes
des Direktors der Villa von 15000 auf 25000 Franken zu
befürworten und sonst allerlei kleine Wünsche Besnards
zu befriedigen. Als aber Duran von diesen Neuerungen
vernahm, schien ihm der Posten nicht mehr so verächtlich,
und nun hat es den Anschein, als ob er in Rom bleiben
und die seinem Nachfolger gemachten halben Versprechun-
gen des Staatssekretärs sich selbst zunutze machen wolle.
Der Münchner Maler und Graphiker Walter Klemm
ist vom Großherzog von Sachsen-Weimar zum Professor
ernannt und als ordentlicher Lehrer für graphische Kunst
an die großherzogliche Hochschule für bildende Kunst in
Weimar berufen worden.
Der bekannte Tiermaler Prof. Christian Kröner in
Düsseldorf, Mitglied der Berliner Akademie der Künste,
vollendete am 3. Februar sein 75. Lebensjahr.
WETTBEWERBE
Für das Plakat der Leipzigerjahres-Ausstellung1°13
erhielt den ersten Preis Erich Gruner in Leipzig.
Berlin. Im Wettbewerb für das Plakat der Berliner
Jubiläums-Kunstausstellung 1913 war die Beteiligung sehr
rege. 356 Entwürfe gingen ein. Den ersten Preis, die
Ausführung und 1500 M., erhielt Hans Friedrich, Maler
und Graphiker in Leipzig. Sein Entwurf zeigt auf blauem
Grunde Pallas Athene in ganzer Gestalt, mit wirksamer
Anordnung auch der Schrift. Der zweite Preis in Höhe
von 1000 M. wurde dem Hamburger Maler C. Helmut
Behrens für seine kapitolinische Wölfin zugesprochen.
Den dritten Preis von 500 M. erkannte man dem großzügig
stilisierten Adler von Josef Sobainsky, Graphiker und
Kunstgewerbler in Breslau, zu. Die Entscheidungen wurden
einstimmig gefaßt.
DENKMALPFLEGE
In Frankreich fängt man jetzt an, den prähistorischen
Bau- und Kunstwerken, die besonders in der Bretagne
sehr zahlreich erhalten sind, etwas mehr Aufmerksamkeit
und Fürsorge als bisher zu widmen. Der größte der
Menhire, jener den ägyptischen Obelisken nicht unähn-
lichen, obschon weit roher beliauenen und des bildlichen
Schmuckes entbehrenden Monolithen, befindet sich in
mehrere Stücke zerbrochen bei Locmariaquer im Morbihan,
wo er vielleicht vor zwei- und mehr tausend Jahren als
eine Art von Leuchtturm an der Spitze des Halbinsel ge-