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leiteten; von ihnen sind vor allen zu nennen: Baranowka,
Horodnica, Tomaszöw, Proszowice und Cmielöw, eine
Fabrik, die noch heutzutage produziert und sich einer großen
Popularität erfreut.
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1.
B
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ii>.
it.
4,
ß
ig.
1l
IJPM
1—3. Kgl. Manufaktur in Belvedere; 4. Wolffs Manufaktur in Bielin;
5—8. Korzec; 9. Proszowice; 10—11. Tomaszöw; 12—15. Baranowka;
16—17. Cmielöw; 18. Nieboröw.
Die Fayencen aus der Zeit des Königs Stanislaus
Augustus können an künstlerischem Wert mit den besten
europäischen Erzeugnissen jener Zeit wetteifern; sie haben
übrigens mit gleichzeitigen Arbeiten anderer Länder eine
gewisse Ähnlichkeit, die vor allem durch den überall da-
mals wirkenden chinesischen Einfluß bedingt ist. Am inter-
essantesten sind die großen Prachtvasen, die sog. »Belvedere-
Vasen«, die von der königlichen Manufaktur ihren Namen
bekommen haben, die aber auch in anderen Manufakturen
gearbeitet wurden. Über 50 solcher Vasen von ungefähr
gleicher chinesischer Form, aber in verschiedenen Farben
und mit verschiedenen Mustern finden sich jetzt in der
Ausstellung. Außer den Vasen ist noch eine Reihe von
Tellern, Tassen und anderen Nutzwaren aus den genannten
Manufakturen ausgestellt; auch diese Arbeiten von hoher
künstlerischer Kultur.
Die zweite Periode ist in der Ausstellung noch weit
vollständiger vertreten, als die erste. Namentlich über die
reiche und vielseitige Produktion von Korzec und Baranowka
bekommt man einen vollständigen Überblick. Auch von
Proszowice und Tomaszöw, deren Arbeiten schon als Selten-
heitengelten,gelang es noch, verhältnismäßig viel zusammen-
zubringen; Erzeugnisse der beiden Fabriken gehören zu
den feinsten Sachen, die sich in der Ausstellung finden.
Aus dem späteren 19. Jahrhundert sind nur Arbeiten der nicht
mehr existierenden Fabriken ausgestellt. Davon wären
zwei Fabriken zu erwähnen, die nur kurze Zeit tätig waren
und deren Arbeiten jetzt sehr gesucht sind: Lubartöw (in
den vierziger) und Nieboröw (in den siebziger Jahren.)
Die ausgestellten keramischen Gegenstände gehören
zahlreichen, hauptsächlich Warschauer Privatsammlungen;
davon sind die wichtigsten die von O. Soubise-Bisier,
K. Tarasowicz, B. Wydzga, A. Strzalecki, W. Kolasinski,
Margräfin Wielopolska u. a.
Der Katalog enthält auf 29 Tafeln die vollständige
Sammlung der in der Ausstellung vertretenen Porzellan-
marken; es ist die vollständigste Sammlung, die bis jetzt zu-
sammengestellt worden ist; wir geben davon einige typische
Proben.
Die Abteilung der Qläser umfaßt über 600 Gegen-
stände, die hauptsächlich aus den Sammlungen von S. Ursyn-
Rusiecki und Graf Zamoyski stammen. Es sind hauptsäch-
lich Arbeiten des 18. Jahrhunderts, Pokale, Gläser, Flaschen,
durchweg mit Wappen und Sprüchen geschmückt. Namentlich
die Arbeiten der Glashütten in Urzecz und Naliboki sind
von einzigartiger Schönheit. Aus Urzecz stammen auch
schöne Spiegel und Kronleuchter.
Eine besondere Abteilung bilden die Polonica, näm-
lich Arbeiten ausländischer Fabriken in Glas und Porzellan,
die entweder für Polen verfertigt worden sind, oder in ihrem
Schmuck polnische Themata behandeln. Man sieht hier
Meißner, Berliner, Wiener, Sevres, Venezianer Teller und
Tassen mit Bildnissen polnischer berühmter Persönlichkeiten,
mit Wappen polnischer Geschlechter, mit polnischen mili-
tärischen und Volkstypen, mit polnischen Landschaften.
Anhangsweise ist der Ausstellung noch eine Samm-
lung polnischer Bronzen angegliedert worden. Die Wände
sind mit polnischen Teppichen und Geweben geschmückt.
Die ganze Ausstellung gibt ein Bild der reichen kunstin-
dustriellen Tätigkeit Polens in vergangenen Jahrhunderten.
W. T.
SAMMLUNGEN
Im Museum der bildenden Künste zu Leipzig fand
eine italienische Küstenlandschaft von Michele Marieschi
Aufstellung, die von Dr. H. Voss kürzlich in London er-
worben worden ist. Die glücklich abgewogene Komposition
weist rechts im Vordergrunde eine Ruine in antiken Formen
auf, links wird der Blick über eine weite Wasserfläche zu
einer steilen Gebirgsküste geführt, auf der sich ein Leucht-
turm erhebt. Kolorit und Pinselführung gemahnen in
Frische und Reiz unmittelbar an Guardi, der als der wesent-
lich Jüngere von Marieschi beeinflußt zu sein scheint.
Dagegen zeigt sich in der korrekten und etwas harten
Zeichnung der Ruine noch die Nachwirkung des Canaletto-
stils. Der italienische Raum des Leipziger Museums erfährt
durch die neuerworbene Landschaft eine um so erwünsch-
tere Bereicherung, als dadurch das Ensemble reiner Figuren-
bilder angenehm durchbrochen und in seiner Schwere
entlastet wird. Außerdem war nach den Gemälden von
Bissolo, Tintoretto und der von Wilhelm Bode kürzlich
geschenkten, farbig ungemein reizvollen Grablegung von
Gius. Bazzani ein Vertreter der spätesten venezianischen
Malerei sehr willkommen.
Es scheint von der im ganzen recht glücklichen neuen
Zusammenstellung des Italienersaales, in dem die Schulen
leiteten; von ihnen sind vor allen zu nennen: Baranowka,
Horodnica, Tomaszöw, Proszowice und Cmielöw, eine
Fabrik, die noch heutzutage produziert und sich einer großen
Popularität erfreut.
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1.
B
w 1 A
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it.
4,
ß
ig.
1l
IJPM
1—3. Kgl. Manufaktur in Belvedere; 4. Wolffs Manufaktur in Bielin;
5—8. Korzec; 9. Proszowice; 10—11. Tomaszöw; 12—15. Baranowka;
16—17. Cmielöw; 18. Nieboröw.
Die Fayencen aus der Zeit des Königs Stanislaus
Augustus können an künstlerischem Wert mit den besten
europäischen Erzeugnissen jener Zeit wetteifern; sie haben
übrigens mit gleichzeitigen Arbeiten anderer Länder eine
gewisse Ähnlichkeit, die vor allem durch den überall da-
mals wirkenden chinesischen Einfluß bedingt ist. Am inter-
essantesten sind die großen Prachtvasen, die sog. »Belvedere-
Vasen«, die von der königlichen Manufaktur ihren Namen
bekommen haben, die aber auch in anderen Manufakturen
gearbeitet wurden. Über 50 solcher Vasen von ungefähr
gleicher chinesischer Form, aber in verschiedenen Farben
und mit verschiedenen Mustern finden sich jetzt in der
Ausstellung. Außer den Vasen ist noch eine Reihe von
Tellern, Tassen und anderen Nutzwaren aus den genannten
Manufakturen ausgestellt; auch diese Arbeiten von hoher
künstlerischer Kultur.
Die zweite Periode ist in der Ausstellung noch weit
vollständiger vertreten, als die erste. Namentlich über die
reiche und vielseitige Produktion von Korzec und Baranowka
bekommt man einen vollständigen Überblick. Auch von
Proszowice und Tomaszöw, deren Arbeiten schon als Selten-
heitengelten,gelang es noch, verhältnismäßig viel zusammen-
zubringen; Erzeugnisse der beiden Fabriken gehören zu
den feinsten Sachen, die sich in der Ausstellung finden.
Aus dem späteren 19. Jahrhundert sind nur Arbeiten der nicht
mehr existierenden Fabriken ausgestellt. Davon wären
zwei Fabriken zu erwähnen, die nur kurze Zeit tätig waren
und deren Arbeiten jetzt sehr gesucht sind: Lubartöw (in
den vierziger) und Nieboröw (in den siebziger Jahren.)
Die ausgestellten keramischen Gegenstände gehören
zahlreichen, hauptsächlich Warschauer Privatsammlungen;
davon sind die wichtigsten die von O. Soubise-Bisier,
K. Tarasowicz, B. Wydzga, A. Strzalecki, W. Kolasinski,
Margräfin Wielopolska u. a.
Der Katalog enthält auf 29 Tafeln die vollständige
Sammlung der in der Ausstellung vertretenen Porzellan-
marken; es ist die vollständigste Sammlung, die bis jetzt zu-
sammengestellt worden ist; wir geben davon einige typische
Proben.
Die Abteilung der Qläser umfaßt über 600 Gegen-
stände, die hauptsächlich aus den Sammlungen von S. Ursyn-
Rusiecki und Graf Zamoyski stammen. Es sind hauptsäch-
lich Arbeiten des 18. Jahrhunderts, Pokale, Gläser, Flaschen,
durchweg mit Wappen und Sprüchen geschmückt. Namentlich
die Arbeiten der Glashütten in Urzecz und Naliboki sind
von einzigartiger Schönheit. Aus Urzecz stammen auch
schöne Spiegel und Kronleuchter.
Eine besondere Abteilung bilden die Polonica, näm-
lich Arbeiten ausländischer Fabriken in Glas und Porzellan,
die entweder für Polen verfertigt worden sind, oder in ihrem
Schmuck polnische Themata behandeln. Man sieht hier
Meißner, Berliner, Wiener, Sevres, Venezianer Teller und
Tassen mit Bildnissen polnischer berühmter Persönlichkeiten,
mit Wappen polnischer Geschlechter, mit polnischen mili-
tärischen und Volkstypen, mit polnischen Landschaften.
Anhangsweise ist der Ausstellung noch eine Samm-
lung polnischer Bronzen angegliedert worden. Die Wände
sind mit polnischen Teppichen und Geweben geschmückt.
Die ganze Ausstellung gibt ein Bild der reichen kunstin-
dustriellen Tätigkeit Polens in vergangenen Jahrhunderten.
W. T.
SAMMLUNGEN
Im Museum der bildenden Künste zu Leipzig fand
eine italienische Küstenlandschaft von Michele Marieschi
Aufstellung, die von Dr. H. Voss kürzlich in London er-
worben worden ist. Die glücklich abgewogene Komposition
weist rechts im Vordergrunde eine Ruine in antiken Formen
auf, links wird der Blick über eine weite Wasserfläche zu
einer steilen Gebirgsküste geführt, auf der sich ein Leucht-
turm erhebt. Kolorit und Pinselführung gemahnen in
Frische und Reiz unmittelbar an Guardi, der als der wesent-
lich Jüngere von Marieschi beeinflußt zu sein scheint.
Dagegen zeigt sich in der korrekten und etwas harten
Zeichnung der Ruine noch die Nachwirkung des Canaletto-
stils. Der italienische Raum des Leipziger Museums erfährt
durch die neuerworbene Landschaft eine um so erwünsch-
tere Bereicherung, als dadurch das Ensemble reiner Figuren-
bilder angenehm durchbrochen und in seiner Schwere
entlastet wird. Außerdem war nach den Gemälden von
Bissolo, Tintoretto und der von Wilhelm Bode kürzlich
geschenkten, farbig ungemein reizvollen Grablegung von
Gius. Bazzani ein Vertreter der spätesten venezianischen
Malerei sehr willkommen.
Es scheint von der im ganzen recht glücklichen neuen
Zusammenstellung des Italienersaales, in dem die Schulen