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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Schmidt, Paul F.: Die kunstgewerbliche Abteilung an den technischen Lehranstalten zu Offenbach a.M.
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0014

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Bildhauerklasse Karl Huber

Schüler: Stegmüller

Bildhauerklasse Karl Huber

Schüler: Stegmüller

lerische Frauenarbeit lehrt, und Throll für Dekorations-
malerei. Diese verleihen der Schule ihren Charakter.
Die Vorklassen unter Maler Ziegler und Klein
üben Entwerfen und Zeichnen von Mustern und
Gegenständen — auch in der Klebetechnik mit Bunt-
Papieren — aus dem Gedächtnis; sowie Tempera-
und Aquarellmalen nach mitgebrachten Blumen usw.
Hier soll nur das Formgedächtnis geübt und eine
allgemeine Anschauung gebildet werden, auf Grund
deren sich die Schüler späterhin für ein bestimmtes
Fach entscheiden.

Auch das Zeichnen nach dem Naturvorbild, der
menschlichen und tierischen Figur, der Landschaft,
bei Maler Wolf muß als Vorstufe zu den eigentlich
kunstgewerblichen Übungen betrachtet werden. Denn
bevor man an das kunstgewerbliche Umformen und
freie Erfinden gehen kann, sollen erst die Dinge der
Natur selber beherrscht werden. Aber hier gilt es,
,e Klippe der höheren akademischen Prätentionen
*u vermeiden und die Kunstgewerbeschule nicht zu
e|"er Vorbereitung für die reine Künstlerlaufbahn, zu
„j. !r Brutstätte von Malertalenten zu machen (deren

so w^SH°h"ehin zum UnSlück schon §enug)- Und
p . n'er auch das Naturstudium nicht als ein

p-eht m SOnderr> als Mittel betrieben; und die Lehre
fT h u Vereinfachung der Dinge in kunstgewerblich-
tri ■• r»!3 lm S'nn- Licht_ und Schattenmassen werden
möglichst beisammen gehalten und dekorativ gegen
-"nander ausgewogen. Die plastische Modellierung
wird eher beschränkt als geduldet.

Die buchgewerblichen und ornamentalen Konse-
quenzen aus dieser Schulung zieht dann vor allem
die Klasse für Flächendekoration von Franz Francke.
Es ist eine der tätigsten und erfolgreichsten Klassen,
da sie über das theoretische Ornamentzeichnen hin-
aus zu praktischer Anwendung für Buchgewerbe und
Kaufmannskunst ihre Schüler erzieht. Sie beginnen
mit ganz schlichten Motiven, die sie in Linoleum
schneiden, in ewigem Rapport abdrucken und aus-
kolorieren, und schreiten dann zu immer komplizier-
teren Aufgaben der Flachornamentik vor: Buchschmuck
und Illustration aller Art, bemalte Kästchen, Zeug-
und Papiermuster, Linoleum- und Holzschnitte, Pla-
kate, Annoncenzeichnung u.s.f., oft in Verbindung
mit der Schriftzeichenlehre. Die treffliche, stilis-
tische Strenge, welche sie hierbei empfangen, geht
mittelbar auf den Lehrer Franckes zurück, Nigg, den
Thormählen von Magdeburg nach Köln mitgenommen
hat. Es ist eine klare und energische Schulung, die
von diesem schwerblütigen Stilisten ausgeht und
immer weiter wirkt, weil das erlernbare, das tradi-
tionelle Element in ihr stärker ist als das persönliche:
für Zwecke der angewandten Kunst ein großer Vorteil.

Für die künstlerische Frauenarbeit ist vor einem
Jahr die Wienerin Mizzi Vogl berufen worden, eine
Schülerin von Josef Hoffmann, die mit ihrer Wiener
Farbenfreude die Solidität und Tonigkeit von Francke
sehr glücklich ergänzt. Die Schüler werden auch hier
nicht etwa durch eigene Vorbilder erzogen, sondern
zu selbständigem Suchen und Finden angeleitet, nur
 
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