Handstickerei- Kissen
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Handstickerei-Kissen
Arbeiten der Lehr-Werkstätte
man ohne weiteres den Luxus erklären müssen, dessen
Kostspieligkeit nicht harmonisch zu der übrigen Lebens-
führung des betreffenden Menschen paßt. Nützlich kann
nur der Luxus sein, bei dem diese Harmonie gewahrt ist-
Wenn Frau Soundso, die »sichs leisten kann«, in der
Sommerfrische in Samt und Seide geht und dabei nicht
richtig deutsch spricht, so redet der unbeteiligte Dritte mit
Recht von Protzentum und verurteilt den Aufwand, der da
vertan wird — schmählich vertan wird, weil er doch nicht
zu dem Ergebnis führt, eine vornehme Erscheinung herbei-
zuführen. Geht Ihre Exzellenz in gleicher Kleidung fort,
wo die Eleganz hingehört, und ruht auf dieser Erscheinung
der unverkennbare Glanz von persönlichem Schliff, so sieht
der normale Betrachter mit Wohlgefühl darauf, stellt fest.
daß sie die Eleganz mit Anstand zu tragen wisse, und
meint, daß, wenn »diese Leute es nicht können, es dann
eben niemand kann. Wenn der kostspielige Aufwand
wirklich immer Geld unter die Leute bringt, Industriearbeiter
ernährt usw., so müßte ja solcher Aufwand immer nützlich
sein, ganz gleich, ob Frau Soundso oder wer sonst die
Kleider trägt, wie denn auch der griechische Philosoph
Herakleides Pontikos den Luxus als Ansporn zu allen
menschlichen Tugenden und Fortschritten ansah, und wie
z. B. Thiers sagte, daß der Luxus der Reichen die Armen
ernähre. Wäre aber unnötiger oder übertriebener Aufwand
unter allen Umständen für das Gedeihen der Allgemeinheit
schädlich, so wäre zunächst nicht einzusehen, warum es
einen Wesensunterschied machen soll, ob die Protzin oder
die Aristokratin ihn treibt.
Darin liegt ja auch der Fluch der Mode, der den Luxus
und seine Nützlichkeit mit sich in den Abgrund zieht. Denn
dadurch, daß jede einzelne Modeerscheinung, je weiter sie
sich verbreitet, von ihrem Reiz, ihrer Vornehmheit, ihrer
ästhetischen Feinheit verliert und Surrogatzüchterei treibt,
trägt sie ihren Todeskeim in sich, wendet Hochkonjunktur
in abbauende, verschlechternde Hetzerei und bringt in sich
selbst alle jene krisenhaften Erscheinungen mit, über welche
die Saisonindustrie, die Musterzeichner, das Kunstgewerbe
zu klagen haben.
Während also der Modewechsel und das Luxusbedürfnis
an sich nur anregend wären, ist es diese unzweckmäßige
Nachahmung und das destruktive Tempo des Vernichtungs-
gebrauchs, was das Fieberhafte bringt und die Krisen und
wirtschaftlichen Schäden herbeiführt — also das eigentlich
Kapitalistische des ganzen Prozesses, das ohne die Weihe
zweckmäßig-künstlerischer Harmonie nur die rein materiali-
stische Seite des Luxus hervorkehrt. Das nährt den Klassen-
haß, der nirgends stärker als gegen die rein materielle
(Geldsack-) Klassenbildung reagiert, züchtet andererseits
Schmeichler und Bettler und alle jene sozialpolitisch schäd-
lichen psychischen Bewegungen, um deretwillen man schon
so oft gegen den Luxus zu Felde zog.
In ein Schloß gehören Prunkmöbel; die stillose Einfach-
heit der Fürsten, wie man sie z. B. auf dem Schloß Burgk
an der Saale sieht, wirkt nicht nur ernüchternd, sondern
so unharmonisch, daß man sich geradezu versucht fühlt,
dem Besitzer mit irgend einer Dedikation unter die Arme
zu greifen. Besät der protzige Mäzen seine Wände so mit
guten Gemälden, daß auf der also gepflasterten Wand kein
Beschauer mehr das einzelne würdigen kann, so schadet
er dem Meister, der die Bilder malte, selbst wenn er ihn
fürstlich bezahlt, während man auf eine große leere Wand
eines reichen Herrn den nützlichen Luxus eines guten Ge-
mäldes hinwünschte.
Dieser durch das Unharmonische entfachte Neid und
andere sozialpolitisch unvorteilhafte Wertungsverschiebungen
sind es, die den durch die Geldausgaben gestifteten Nutzen
des Luxus oftmals gänzlich aufwiegen, weil sie das Gleich-
der beurteilenden Volkspyche stören und an der Verteilung
der Güter offensichtlich irre werden lassen.
Was aber ist gegen all das zu machen? Nur der
Einzelne kann zur Gesundung wirtschaftlicher Mißverhält-
nisse hinwirken, indem er wirtschaftlich richtig denkt und
den Wert der Waren richtig abmißt, das heißt die Einzel-
ausgabe sowohl zu seinen Gesamtausgaben wie auch zu
der Gesamtheit seiner Lebensführung in Harmonie setzt
und auch die Harmonie zu den Volksgenossen nicht außer
acht läßt. Mit Verboten, wie es in manchmal recht in-
teressanter Weise früher versucht wurde, ist wenig oder
gar nichts zu erreichen.
So interessant und wichtig diese ethische und sozial-
ästhetische Seite der Luxusfrage ist, so wird sie jedoch
im wesentlichen subjektive Antworten erhalten und ein
klares Urteil über die wirtschaftliche Bedeutung des Luxus
nielit bringen. Das kann nur aus wirtschaftlichen Tatsachen
hergeleitet werden.
— 28
E. Kopecki
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man ohne weiteres den Luxus erklären müssen, dessen
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nur der Luxus sein, bei dem diese Harmonie gewahrt ist-
Wenn Frau Soundso, die »sichs leisten kann«, in der
Sommerfrische in Samt und Seide geht und dabei nicht
richtig deutsch spricht, so redet der unbeteiligte Dritte mit
Recht von Protzentum und verurteilt den Aufwand, der da
vertan wird — schmählich vertan wird, weil er doch nicht
zu dem Ergebnis führt, eine vornehme Erscheinung herbei-
zuführen. Geht Ihre Exzellenz in gleicher Kleidung fort,
wo die Eleganz hingehört, und ruht auf dieser Erscheinung
der unverkennbare Glanz von persönlichem Schliff, so sieht
der normale Betrachter mit Wohlgefühl darauf, stellt fest.
daß sie die Eleganz mit Anstand zu tragen wisse, und
meint, daß, wenn »diese Leute es nicht können, es dann
eben niemand kann. Wenn der kostspielige Aufwand
wirklich immer Geld unter die Leute bringt, Industriearbeiter
ernährt usw., so müßte ja solcher Aufwand immer nützlich
sein, ganz gleich, ob Frau Soundso oder wer sonst die
Kleider trägt, wie denn auch der griechische Philosoph
Herakleides Pontikos den Luxus als Ansporn zu allen
menschlichen Tugenden und Fortschritten ansah, und wie
z. B. Thiers sagte, daß der Luxus der Reichen die Armen
ernähre. Wäre aber unnötiger oder übertriebener Aufwand
unter allen Umständen für das Gedeihen der Allgemeinheit
schädlich, so wäre zunächst nicht einzusehen, warum es
einen Wesensunterschied machen soll, ob die Protzin oder
die Aristokratin ihn treibt.
Darin liegt ja auch der Fluch der Mode, der den Luxus
und seine Nützlichkeit mit sich in den Abgrund zieht. Denn
dadurch, daß jede einzelne Modeerscheinung, je weiter sie
sich verbreitet, von ihrem Reiz, ihrer Vornehmheit, ihrer
ästhetischen Feinheit verliert und Surrogatzüchterei treibt,
trägt sie ihren Todeskeim in sich, wendet Hochkonjunktur
in abbauende, verschlechternde Hetzerei und bringt in sich
selbst alle jene krisenhaften Erscheinungen mit, über welche
die Saisonindustrie, die Musterzeichner, das Kunstgewerbe
zu klagen haben.
Während also der Modewechsel und das Luxusbedürfnis
an sich nur anregend wären, ist es diese unzweckmäßige
Nachahmung und das destruktive Tempo des Vernichtungs-
gebrauchs, was das Fieberhafte bringt und die Krisen und
wirtschaftlichen Schäden herbeiführt — also das eigentlich
Kapitalistische des ganzen Prozesses, das ohne die Weihe
zweckmäßig-künstlerischer Harmonie nur die rein materiali-
stische Seite des Luxus hervorkehrt. Das nährt den Klassen-
haß, der nirgends stärker als gegen die rein materielle
(Geldsack-) Klassenbildung reagiert, züchtet andererseits
Schmeichler und Bettler und alle jene sozialpolitisch schäd-
lichen psychischen Bewegungen, um deretwillen man schon
so oft gegen den Luxus zu Felde zog.
In ein Schloß gehören Prunkmöbel; die stillose Einfach-
heit der Fürsten, wie man sie z. B. auf dem Schloß Burgk
an der Saale sieht, wirkt nicht nur ernüchternd, sondern
so unharmonisch, daß man sich geradezu versucht fühlt,
dem Besitzer mit irgend einer Dedikation unter die Arme
zu greifen. Besät der protzige Mäzen seine Wände so mit
guten Gemälden, daß auf der also gepflasterten Wand kein
Beschauer mehr das einzelne würdigen kann, so schadet
er dem Meister, der die Bilder malte, selbst wenn er ihn
fürstlich bezahlt, während man auf eine große leere Wand
eines reichen Herrn den nützlichen Luxus eines guten Ge-
mäldes hinwünschte.
Dieser durch das Unharmonische entfachte Neid und
andere sozialpolitisch unvorteilhafte Wertungsverschiebungen
sind es, die den durch die Geldausgaben gestifteten Nutzen
des Luxus oftmals gänzlich aufwiegen, weil sie das Gleich-
der beurteilenden Volkspyche stören und an der Verteilung
der Güter offensichtlich irre werden lassen.
Was aber ist gegen all das zu machen? Nur der
Einzelne kann zur Gesundung wirtschaftlicher Mißverhält-
nisse hinwirken, indem er wirtschaftlich richtig denkt und
den Wert der Waren richtig abmißt, das heißt die Einzel-
ausgabe sowohl zu seinen Gesamtausgaben wie auch zu
der Gesamtheit seiner Lebensführung in Harmonie setzt
und auch die Harmonie zu den Volksgenossen nicht außer
acht läßt. Mit Verboten, wie es in manchmal recht in-
teressanter Weise früher versucht wurde, ist wenig oder
gar nichts zu erreichen.
So interessant und wichtig diese ethische und sozial-
ästhetische Seite der Luxusfrage ist, so wird sie jedoch
im wesentlichen subjektive Antworten erhalten und ein
klares Urteil über die wirtschaftliche Bedeutung des Luxus
nielit bringen. Das kann nur aus wirtschaftlichen Tatsachen
hergeleitet werden.
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