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Bredt, Ernst Wilhelm: Zur Anpassungsphrase
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0098
BATIK.
LEHRER: KARL KRIETE
KLASSE FÜR FIGÜRLICHE KOMPOSITION
SCHÜLER: WALTER BECKER
liehen Wehrgängen und Türmchen maskieren wollen. — Und
diese Anpassungssucht an das fiktive Bild eines früheren
Architekturcharakters der ganzen Landschaft tritt gerade
heute immer mehr, immer hemmender einer konsequenten
Bauentwicklung entgegen. Man achte nur einmal darauf,
wie oft da ein romanischer und auch ein gotischer — dort
ein klassizistischer oder wieder mittelalterlicher Neubau als
wundervolle »Anpassung« an die Bauphysiognomie derselben
Stadt gerühmt wird. Selbst wenn Städte, die nur eine kurze
Epoche des Reichtums durchgemacht, also in den Bau-
normen nur einen Stilcharakter zeigen, so fragt sich doch
noch sehr, ob da die Anpassung an den vorherrschenden
Baustil gerade eine kulturelle Notwendigkeit ist. Denn
alle Städte, die Jahrhunderte hindurch reiche Bauherren be-
91
sessen, haben jeweils in der neuen Art ihrer Zeit gebaut.
Weshalb sollen wir da in einer rein schematischen formel-
haften Anpassung an Altes den Willen fortschrittlichster
Baukünstler unserer Zeit unterdrücken? Ist uns nicht sonst
immer die »gute alte Zeit«, die »Tradition« alles? Wie
soll die viel wichtigere Einheitlichkeit im Sinne Lebruns
erreicht werden, wenn Äußeres und Inneres von ver-
schiedener Form?
Unter der Flagge der »Heimatkunst« feiert die An-
passungsphrase tragikomische Erfolge. Niemals sind z. B.
in Oberbayern so viel aWfränkische Landhäuser erbaut worden
wie gegenwärtig — obwohl doch das oberbayerische Bauern-
haus ein ausgesprochener Typ ist und zuvor das Land-
schaftsbild Oberbayerns auch beherrschte. In den Kneip-
14*
LEHRER: KARL KRIETE
KLASSE FÜR FIGÜRLICHE KOMPOSITION
SCHÜLER: WALTER BECKER
liehen Wehrgängen und Türmchen maskieren wollen. — Und
diese Anpassungssucht an das fiktive Bild eines früheren
Architekturcharakters der ganzen Landschaft tritt gerade
heute immer mehr, immer hemmender einer konsequenten
Bauentwicklung entgegen. Man achte nur einmal darauf,
wie oft da ein romanischer und auch ein gotischer — dort
ein klassizistischer oder wieder mittelalterlicher Neubau als
wundervolle »Anpassung« an die Bauphysiognomie derselben
Stadt gerühmt wird. Selbst wenn Städte, die nur eine kurze
Epoche des Reichtums durchgemacht, also in den Bau-
normen nur einen Stilcharakter zeigen, so fragt sich doch
noch sehr, ob da die Anpassung an den vorherrschenden
Baustil gerade eine kulturelle Notwendigkeit ist. Denn
alle Städte, die Jahrhunderte hindurch reiche Bauherren be-
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sessen, haben jeweils in der neuen Art ihrer Zeit gebaut.
Weshalb sollen wir da in einer rein schematischen formel-
haften Anpassung an Altes den Willen fortschrittlichster
Baukünstler unserer Zeit unterdrücken? Ist uns nicht sonst
immer die »gute alte Zeit«, die »Tradition« alles? Wie
soll die viel wichtigere Einheitlichkeit im Sinne Lebruns
erreicht werden, wenn Äußeres und Inneres von ver-
schiedener Form?
Unter der Flagge der »Heimatkunst« feiert die An-
passungsphrase tragikomische Erfolge. Niemals sind z. B.
in Oberbayern so viel aWfränkische Landhäuser erbaut worden
wie gegenwärtig — obwohl doch das oberbayerische Bauern-
haus ein ausgesprochener Typ ist und zuvor das Land-
schaftsbild Oberbayerns auch beherrschte. In den Kneip-
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