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Kunstgewerbeblatt: Vereinsorgan der Kunstgewerbevereine Berlin, Dresden, Düsseldorf, Elberfeld, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Karlsruhe I. B., Königsberg i. Preussen, Leipzig, Magdeburg, Pforzheim und Stuttgart — NF 26.1915

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Segmiller, Ludwig: Über Glasmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.3871#0100

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weggeht oder verwischt wird. Ist der Überzug trocken
geworden, so beginnt der Glasmaler die Lichter mit einem
Stupfpinsel oder einem Gänsekiel herauszunehmen, so daß
nur der Mittelton und die Schattenfläche stehen bleiben.
Das Ganze wird nun vermittelst eines Fixierrohres mit
Petroleum leicht übersprüht und dadurch die bis jetzt auf-
getragene Farbe wieder in eine Ölfarbe verwandelt; dann
trägt man mit einem dunklen Ton die Schatten auf (falls
nicht mit Überzug allein gearbeitet wird).

Dieses ganze Verfahren erscheint auf den ersten Schritt
wenig kompliziert, bietet aber insofern manche Schwierig-

ohne Verbleiung zu erreichen, was künstlerisch nur wenig
zu empfehlen ist. Dem sind von vorneherein Grenzen
gesetzt, weil es nur möglich ist, höchstens 1/3 qm ohne
Gefahr des Gebogenwerdens oder Springens zu bren-
nen. Die Glasmalerei fand deshalb nie die ausgedehnte
Verwendung der Ölmalerei, obwohl sie durch das Färben
der Lichtstrahlen dieselbe bei weitem an Leuchtkraft über-
trifft.

Die Anfangsstadien der Bearbeitung einer Scheibe sind
bis zur Schattierung die gleichen wie bei Verwendung bunter,
zusammengesetzter Stücke. Hier aber unterscheidet sich

Starkfarbige Wollstickerei. Klasse für Flächenkunst. Lehrer: Wilh. Poetter. Schüler: Ludwig Walger und Maria Portten

keit, als das gleichmäßige Überziehen erst nach längerer
Übung gelingt und beim Reiben der Konturfarbe darauf
geachtet werden muß, daß die Quantität des Dicköls richtig
erraten wird, weil sonst die Farbe entweder als zu mager
überhaupt nicht haften bleibt oder aber als zu fett beim
Brennen rissig wird oder springt.

Es gibt hier einige Abarten der Technik, indem man
z- B. die Konturfarbe in Wasser aufträgt, was besonders
°e' größeren Arbeiten, welche in kurzer Zeit gefertigt werden
sollen, von Vorteil ist, aber das Überziehen ungemein er-
schwert und eine große Übung voraussetzt.

Bedeutend schwieriger aber wird die Technik, wenn
wir versuchen, die Bildwirkung auf einer weißen Glastafel

das Verfahren hauptsächlich dadurch, daß wir jetzt auch
die Farben selbst auftragen müssen, das heißt es wird mit
Farben schattiert. Diese Technik wurde derart ausgebildet,
daß es z. B. möglich ist, ein Porträt in allen seinen Ton-
abstufungen und Farbennuancen zu kopieren. Dies setzt
jedoch vom Glasmaler, abgesehen von seinem künstlerischen
Können, eine ungemeine Vertrautheit mit dem Verändern
der Farben beim Brennprozeß voraus. (Auf die chemische
Veränderung der Farben im Brandofen kann hier wegen
Raummangels nicht eingegangen werden.)

Um einige Beispiele anzuführen: Das Silber wird als
breiige, undurchsichtige Masse aufgetragen und erscheint
nach dem Brennen in einem wunderbaren Goldglanz. Pur-

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