Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,1.1926-1927

DOI Heft:
Heft 2 (Novemberheft 1926)
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Artikel:
Umschau
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.8881#0130

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
verwetten: der Berlierende geht in selbstgewählke Leibeigenschast. Gleichgilttg ob
jünger, ob krästlger: er läßt sich am Pflocke feilbieten. Derart ist noch im Unsinn
lhre Hartnäckigkeik; sie sagen, Treue. Sklaven dieses Standes verhandelt man tveiter,
um ja den Gewlnst vom Gefühle zu wälzen. Die andern Sklaven nützt man nicht —
wie uns herkömmlich — durch Derteilung der Arbelten über daö Gesind; sie gebieten
über Ansitz und Herd, eine Kornleistung fordert der Herr oder Tiere oder Gewand
wie vom Pachter, und der Sklave pflichtet insoweit. Die gesamten Hauögefchäfte
besorgen Weib und Kinder. Den Sklaven auspeitfchen, oder in Ketten frohnden lassen
ist selten; man erschlägt sie wohl, nicht in peinlichem Zuchtvollzuge sondern in auf-
zuckender Wut wie Feinde, außer daß eS straffrei ist. Freigelassene stehn kaum über
Sklaven, selten von Bedeutung im Hause, nie im gemeinen Wesen, auögenommen
füglich die Dölker unter Königen; wo sie nämlich über Gemeinfreie und Edlc auf-
steigen; sonst zeugen rechtlose Frei'gelassene für echten Freistaud. Geldgeschäfte trei-
ben und auf Zinsen leihen ist Herren wie Sklaven mehr unbekannt als verboten.
Ackerland wird von Gemeinwegen soviel belegt als Siedler sind; hernach teilt man
es unter einander nach Ansehn auS: die Feldermaaße machen Teilung leicht. Jährlich
wird Flur gewechselt und noch bleibt Ackerland über; denn sie wetteifern weder mit
der Ergiebigkeit noch Breite deS Erdreiches durch Betriebsamkeit: als Baumschulen
veredeln, Wiesen trockenlegen, Krautgärten wässern: Saat ausschll'eßli'ch wird der Erde
zugemutet. Daher sie auch den Jahrlauf nicht in gar viele Gezeiten unterfcheiden.
Winter Frühjahr Sommer sind Begriffe und Bezeichnungen, vom Herbste Namen
wie Gaben gleich unerhört. Niemand geizt nach Leichenehren. Beobachtet wird
einzig, daß Leiber Erlauchtcr mit bestimmten Holzarten verbrannt werden. Auf den
Brandstoß häuft man weder Gewcb noch Gedüfte. Jedem werden seine Waffen,
einigen auch ihr Pferd in die Flammen beigefchoben; die Grabstätte bedeutet eine
Rasenstufe. Das Großtun mi't mühlich aufgetürmten Denkmälern ist ihnen als die
Verblichnen beklemmend zuwider. Jammer und Zähren lassen sie bald, Harm und
Trauer lang nicht. Beklagen schickt sich Frauen, Männern Angedenken.

Umschau

Internationale Plakatanssiellung
Frankfurt a. Ilr.

ic inkernationalcn Kunstausstcllungen dic-
scs ^lnhreS siehen unter keincm gutcn
Stern. Benedig, das srüher ost recht anre-
gend war, bot nichts von solcher Bedeutung,
daß es ciner europäifchen Kunstschau würdig
gcwesen. Die gleichgerichteten Unternehmun-
gcn in Drcsdcn und München wurdcn in dicsen
Blättcrn im nämlichen Sinn beurteilt. Einc
cngere Auüwahl modcrner curopäischer Kunsi,
im Auftrag ciner amerikanifchen Millionärin,
war nicht besser und versagte inübcsondere
hinsichtlich Deutschlands. Was in don zwei
crsien Sepkemberwochen alü „Jntcrnatio-
nale Plakataussicllung" in Frankfurt a. M.
sich auftat, siand nicht höher. Auch hier
wäre cinc wohlübeclegte Bcschränkung frucht-
barer und nützlicher gewesen. Wollte man
schon eine internationale Rückschau und Um-

Il4

schau halten, wenn auch nur in „Auswahl",
durfte man sich nicht mit solchen Zufalls-
stücken zufriedengeben, wie es hier geschchen.
Man mußte mit Hilfc wirklicher Fachlcutc
und ösfcntlichcr wie privaker Sammlungen
von Rang das Schlagcndsie bringen.

So könnte man über die Veransialtung
ruhig zur Tagcsordnung übergehcn; auch
deshalb, weil nicht einmal besie, neueste
Plakate von Ocutschland gcnügend vcrtreten
waren — aber daS Ganze isi so bczcich-
nend in seinen Mängcln, daß man um des-
sentwillen dazu Stellung nehmen muß. Das
Ganze ging aus von der Ortsgruppc dcs
„Vcrbandcö deutscher Rcklamesachleute", d. h.
also wcsentlich von Kaufleuten, die damit
crwiescn, daß der gutc Wille noch nicht
genügt, daß sie noch geraume Zeit daS
Gängclbaud dcr Künstler und Kunsigelehrten
brauchen, um selbständig zu wcrdon und Ge-
schmack zu gewinnen. WaS hier als „AuS-
 
Annotationen