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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 40,1.1926-1927

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Heft 4 (Januarheft 1927)
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Popp, Josef: Die moderne Baukunst, [2]
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Wall, Theodor: Albin Egger-Lienz: ein Nachwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.8881#0252

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erledlgten Historiziömus neuen Mut gemaoht nnd dic Iugend verwirrt. Das
Brauchbare von Ostendorfs Lehre isl heute Gemeingut dcr führenden Archi-
Lekken, aber srei von alLem Schema und Gewand. Zu gleicher Zeik wies Brink-
mann aus den klassizistischen Skädkebau hin. Es schicn, als ob der immer noch
nökige Kampf um die Klärung der neuen Jdeale in eiuen UnisormstreiL aus-
arten sollke. Da LraL durch Osteudorss hcldischen KriegsLod Stillstand ein,
bis Hegemann dcn verlorenen Posten des Klassizismus aufs neue bezog und
sich sür den Einzel- wie Städtebau in solchem Sinne einsetzte — zugleich in
einer 2lrL, die die Freunde seiner Begabung wie die angegrisscnen Künstler
gleich schmerzlich berührk. Durch die WeiLerentwicklung der Baukunst in der
Kriegs- und Nachkriegszeik, zumal wie sie von Holland ausgegangen und bei
uns jetzk weitergesührt wird, ist für irgeud ein klassisches Ideal vorläufig
keinerlei Platz. Wir fassen zwar die Form klarer, gcmessener, strenger denu
jc, wollen sie aber durchaus frei entwickcln. Wichtiger als eine verfrühte
UniformitäL ist es, lebcnsfroh, praktisch und überzcugend zu bauen; wenn es
sein muß mit Würde und MonumenLaliLäL, aber lieber im Bewußtsein unse-
res Werdcns als im Sinne des Ideales einer gewesencn 2lrt.

Mbin Egger-Lienz

Ein Isachwort

Bou Theodor W all

^^m WinLcr 1925 waren im Künstlerhause zu Wien rund 70 Schöpsungen
^)oon Eggcr-Licnz ausgestellt; zum leHLenmal. Von Bildern aus der 22or-
kriegszeit warcn zu sehen: Nach dem Friedensschluß iu Tirol 180g, 2lvc
Maria nach der Schlacht am Berg Isel, Die Lebensalter, Der Mensch,
Die 2llkeu, Borsrühling in Südtirol; von Wcrken aus den Kriegsjahren:
Die Namenloseu, Finalc, Tokentanz; von Arbeiten seit 1918: Die Familie,
Weihwasser nchmcndcr Bauer, Die Mukker, Kriegssrauen, Das MiLLag-
essen, Tischgebet, HirLcn, Der Pslüger, Parabel, Maria mik dcm Kinde, Christi
2luscrstehung. Reichlich genug also, um dcn Willen und die 2lrk von Egger-
Licnz deutlich erkcnncn zu lasseu.

Was sich im Bcschaucr dieser 2lusstellung als erster und hauptsächlichster
Eindruck bildete, war der: hicr spricht ein kosmischer Mensch zu dir! Ein durch-
aus vcrwcscntlichLcr 2luschauer der Wclt als eines Lrganismus; der also in
jeder Erscheinung dieser Welt ihr Ganzes anschauk. Er ist Tiroler, Berg-
tiroler; aber nicht „Bauer". Dennoch malt cr so guk wie nichks anderes als
Baueru und Bauernlcbcn. Dabei gehk es ihm aber einzig und allein darum:
an deu ElementarLypcn dieser Bauern und ihrcs Lebens den GrundLypus aller
wcltlichcn Existenzcu und dic Grundformcu und Grundauswirkungeu des Lebens
der Welt übcrhaupt zu zeigen. So daß ihm denn seiue Bauern uud ihre
vierundzwanzig Stunden nichks andercs als eben Medien seincs Willens
bedcutcten: den ganzcn Kosmos auszudrücken.

Ich erinnere mich daran, daß ich, diesen Eindruck auss gewissenhasteste über-
lcgend, kopfschüktclnd immer wiedcr von ucuem die Bildcr besonders dcr letzten
Iahre beLrachtete. HaLLe ich rechk? Denn jener Wille, den ganzen Kosmos

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