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Kunstwart und Kulturwart — 27,4.1914

DOI Heft:
Heft 19 (1. Juliheft 1914)
DOI Artikel:
Arend, Max: Gluck, der tragische Seher: zum zweihundertsten Geburtstage Glucks
DOI Artikel:
Buschmann, Johann Wilhelm: Hauswirtschaftlich und Kaufmännisch: zur Bildung der weiblichen Jugend
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https://doi.org/10.11588/diglit.14290#0032

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an seinem zweihundertsten Geburtstage im tiefsten Herzen zu freuen und
neue Kraft aus ihm zu schöpfen, für die Kunst und für das Leben!

Max Arend

Hauswirtschaftlich und Kaufmännisch

Zur Bildung der weiblichen Zugend*

issen und Können heißen die Waffen auch für die Frau, sie ist
>M W Msogar doppelten Gefahren ausgesetzt, wenn sie unausgerüstet in
^^^den Kampf des Lebens gestoßen wird. Es bestehen enge Zusammen-
hänge zwischen nichts lernen, nichts leisten, nichts verdienen, Äot und
Schande. Das gilt auch für die kaufmännische Bildung der Frau. Sie wird,
in rechter Weise erworben, ihr zum Rückhalt für das ganze Leben. Zudem
hat die kaufmännische Bildung einen großen allgemeinen Bildungswert für
jeden Menschen. Man darf sie also keineswegs als unnötig für die
zukünftige tzausfrau und Mutter betrachten. Wer braucht ein größeres
Verständnis für Einnahmen, Ausgaben und deren richtiges Verhältnis
zueinander, als die tzausfrau? Auch die Kenntnisse in Warenkunde,
welche die Urteilsfähigkeit über gute und schlechte Ware vermitteln, wer
könnte größeren Nutzen daraus ziehen als die zukünftige tzausfrau? Wäre
die Urteilsfähigkeit für gut und schlecht bei den Käufern verbreiteter, so
würde das für die einzelnen Familien wie für unsere gesamte Volkswirt-
schaft von Segen sein. Es sind Ansummen, die gerade unsere wenig
verständnisvollen tzausfrauen für geringwertige Lrzeugnisse ausgeben, ohne
daß durch diese Summen Werte für die Familie gewonnen werden.
Außerdem wird die Fähigkeit, sich schriftlich bestimmt und gewandt aus-
zudrücken, der Frau im ganzen Leben von Wert sein. Endlich bildet die
kaufmännische Lrziehung auch den Lharakter, indem sie gewöhnt, klar
und zielbewußt alle Verhältnisse zu überblicken und sachlich zu handeln.
Gerade das aber brauchen unsre Mädchen als Gegengewicht gegen ihre
bisherige Erziehung, die so wenig dafür geeignet war, ihnen ein Ziel zu
geben, das von ihrer eigenen Tüchtigkeit und Pflichttreue zu erreichen
ist. Dreihunderttausend Frauen stehen heut im tzandel. Aber ihre Arbeit
ist immer noch nur „Notstandsarbeit", sie wird zum großen Teil erst
dann ergriffen, wenn die Not zu einem Erwerbsberufe zwingt. Die
gründliche Ausbildung fehlt also oder ist nur sehr beschränkt, eben wenn
die Not eintritt. Wenn es trotzdem die Frauen so weit gebracht haben,
ohne daß ihnen die gleichen Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung
standen wie dem Manne, so liegt darin ein Beweis, daß der kaufmännische
Beruf zweifelsohne geeignet ist für die Begabung der Frau. Wie schwer
aber den meisten der im kaufmännischen Beruf tätigen Frauen ihr Berufs-
weg ohne eine sichere Grundlage durch eine geeignete Ausbildung ge-^
worden ist, das wissen nur diese Frauen selbst. Weil sie es wissen, kämpfen
sie dafür, daß der weiblichen Iugend bessere Bildungsmöglichkeiten geschaffen
werden.

Wenn man kaufmännische Pflichtfortbildungsschulen für Mädchen ein-
richtet, die als die einzige Möglichkeit anzusehen sind, um der Gesamtheit

* Im zweiten Februarheft hatte Iohannes Buschmann auch Hauswirt-
schaftskunde für die Fortbildungsschule gewünscht. Dagegen wendet sich diese
Zuschrift, die wir zugleich rnit Buschmanns Antwort wiedergeben.
 
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