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Kunstwart und Kulturwart — 27,4.1914

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Heft 22 (2. Augustheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14290#0359

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inan muß ihr Gelegenheit geben, daß
sie mit sich selbst bekannt wird, daß
sie sich ihrer selbst annimmt; nur
erst dann wird sie sich selbst achten
und von anderen Achtung zu erzwin-
gen wissen. Darauf hinzuarbeiten,

dies ist alles, was wir können. Die
Bande des Vornrteils lösen, die
Wiedergeburt leiten, pflegen und sie
in ihrem freien Wachstum nicht hem«
men, weiter reicht unser hoher Wir-
kungskreis nicht. Scharnhorst

Unsre Bilder und Noten

as Pastell von Otto Soltau führt uns über ferne Meere, aber
auch auf dern, das unsere Küsten bespült, sind Erscheinungen, wie
diese nicht selten. Die Wolkenwand, hinter welcher das Licht sprüht,
als tzimmelsmauer groß, davor aber das feine wie flüsternde Gegaukel
der leichten dünnen Nebelschwaden-Gespenster über der See. Auf dieses
Spiel im Vorder- und Mittelgrunde muß achten, wer die eigentümliche
Naturstimmung dieses Bildes und ihrer Gestaltung genießen will.

Dann Bauernbilder aus den Bergen. Iedes wirkliche Kunst, aber auch
jedes Kunst andrer Richtung.

Das „Mittagesfen" von Egger-Lienz ist keines seiner bekanntesten
Bilder, aber wir glauben, man wird es einmal zu seinen besten zählen.
And nicht nur, weil es als Zimmerlicht-Studie vortrefflich ist. Die
derben Menschen, die da nach harter Feldarbeit zum „Mittag-
essen" um die Schüssel sitzen, sind mit einer Sicherheit gesehen und mit
einer Selbstverständlichkeit geschildert, die meisterlich sind. Bei den
„ruhenden Bauern" desselben Meisters ist schon viel mehr bewußtes
Stilisieren nach dem Großen hin. Die verstärkte Amrißlinie meldet sich,
die Vereinfachung und für das Wandbild die Antersicht. Aber das alles
dient dem Ausdruck von Innenleben. Wir enLnehmen die beiden Bilder
dem bei Weise L Co. in Berlin erschienenen schönen Studienbuch über
Egger-Lienz von Kurt tz. Weigelt.

Walter Klemms graphisches Blatt schildert bäuerliche Kirchen-
gänger mit ein wenig gutmütigem tzumor. Nicht etwa mit Spott: der
Kunstmaler nimmt nur diese warmbekleideten Damen nicht gerade feierlich,
deren Gedanken sich jetzt nach getaner Andacht doch immerhin wieder
den Dingen dieser Weltlichkeit zuzuwenden scheinen. Im übrigen war's
ihm wohl vor allem um das Graphische zu tun, um die erfreuliche Schwarz-
Weiß-Ansicht des Straßenbildes.

Dann zeigen wir tzeide-Bilder zu dem kleinen Aufsatze in der
Rundschau. Sie sind nach geradezu meisterlichen Photographien von Albert
Wande in Salzwedel hergestellt, dem die Kunstwartleser schon manches
verdanken, den sie aber heute erst als Künstler kennen lernen.

» ber Kurt Lange, von dem wir in der Notenbeilage drei Lieder
^4-nach der Handschrift veröffentlichen, ist in dem Beitrage „Neuere
Lieder" des letzten Heftes gesprochen worden. Auch auf diese Kompo-
sitionen wurde dabei des näheren eingegangen, so daß wir jetzt darauf
verweisen können.

tzerausgeber: Qr. b. e. Ferd. Avenarius in Dresden»Blasewitz; verantwortlich: der Herausgeber —
InSsterreich-Ungarn für Herausgabe und Schriftleitung verantwortlich: l)r. Richard Batka in WtenXIH/6
— Verlag von Georg D. W. Eallwey, Druck von Kastner K Callwey, k. Hosbuchdruckerei in München
 
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