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Kunstwart und Kulturwart — 27,4.1914

DOI Heft:
Heft 20 (2. Juliheft 1914)
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Walzel, Otto: Impressionismus und ästhetische Rubriken
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Riemann, Ludwig: F. A. Steinhausens Lehre von der Klaviertechnik: Selbstanzeige des Herausgebers
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https://doi.org/10.11588/diglit.14290#0122

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er grundsählich crblehnt? Teils verwertet er sie in versteckter Weise,
teils schafft er sie neu. So lebendig impressionistische Schilderungen wir-
keN) sie bleiben doch zu sehr im Gedachten steckeN) als daß sie die logischen
Verknüpfungsformen ganz aufgeben könnten. Nur verknüpfen sie nicht
gern das Nächstliegende mit ihrem Gegenstand, nicht das, was seit Iahr«
hunderten oder gar seit Iahrtausenden herangeholt worden ist. Sie be--
sprechen ein Drama, aber sie erwähnen beileibe nicht technische Eigenheiten
dramatischer Kunst, die von älteren Beobachtern ungern bei gleicher Ge«
legenheit aus dem Aug verloren wurden. Auch des Witzes Seele ist,
Entferntes miteinander zu verknüpfen. Impressionistische Kritik erweist
sich vielfach, und besonders bei Kerr, als ein Werk des Witzes. Das
ist frisch ünd belebend! Das wirkt neu und unverbraucht! Doch der pedan-
tische Gelehrte fragt zuletzt skeptisch: was kommt dabei heraus?

Ich scheue den Vorwurf nicht, ein pedantischer Gelehrter zu sein. Pedan-
tisch habe ich zwei Beispiele impressionistischer Kritik unter die Lupe ge-
nommen. Das Ergebnis war, daß der impressionistische Kritiker ohne
Sammelbegriffe nicht auskommt, daß er nicht einzig mit unsystematisch
freier Wiedergabe von Eindrücken arbeiten kann. Die Ordnungsbegriffe
— und was sind die sogenannten Rubriken der Asthetik anderes als Ord-
nungsbegriffe? — lassen sich nicht völlig abschaffen. Selbstverständlich
bleibt die Bahn offen für ein impressionistisches Erfühlen der eigensten
und heimlichsten Züge eines Künstwerks, auch wenn die Betrachtung mit
dem Versuche beginnt, das Kunstwerk einer Gattung einzuordnen, die als
Gattung, das heißt als Teil eines gedanklich geordneten Ganzen, längst
geprüft und erprobt worden ist. Darum kann es mich nur freuen, wenn
ich auch in neuester Zeit ernste Forscher bestrebt sehe, die alten Ordnungs-
begriffe zu prüfen und neue zu schaffen. Sie brauchen wirklich nicht den
Vorwurs zu scheuen, daß sie völlig veraltete Waffen anpreisen und andere
verlocken, mit diesen Waffen sicheren Biederlagen entgegenzugehen.

O. Walzel

F. A. Stemhausens Lehre von der Klaviertechnik

Selbstanzeige des Herausgebers*

it der höheren Entwicklung des Klavierbaus und der damit ver-
bundenen Veränderung der ganzen Mechanik des Instruments
ging auch eine Wandlung der Klavierspieltechnik tzand in tzand.

^ Der Kunstwart hat schon mehrere Male Aufsätze über das Klavierspiel
gebracht. In Tausenden von Häusern wird Klavier gespielt, von Dausenden
im Klavierspiel unterrichtet. Es ist also eine Frage von höchster Bedeutung
für die Musikpflege eines Volkes, ob dieser Unterricht vernünftige oder unver-
nünftige Grundsätze hat. Langsam, aber heute noch lange nicht hin-
reichend hat eine natürliche, wissenschaftliche Auffassung aller im Klavier-
spiel gegebenen Fragen sich durchgesetzt. F. A. Steinhausens Werk bedeutet
nach unserer Meinung die Wertvollste, dauernd gültige Errungenschaft dieses
Vordringens der Sinsicht und Natürlichkeit in ein kunstpädagogisches Gebiet,
das jahrzehntelang durch Iugendquälerei, Stumpfsinn und Annatur gekenn-
zeichnet war. Wir haben darum den Herausgeber der neuen Auflage von
Steinhausens Werk, Or. Ludwig Riemann, der zugleich Verfasser des ausge-
zeichneten, für Klavierlehrer sehr nützlichen Werkes „Das Wesen des Klavier-
klangs" ist, um eine Selbstanzeige des Werkes gebeten.

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