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Kunstwart und Kulturwart — 27,4.1914

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Heft 20 (2. Juliheft 1914)
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Vom Heute fürs Morgen
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Unsre Bilder und Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14290#0188

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Zertung, Germania, Reichsbote,
Tägliche Rundschau, Kölnische
Zeitung, Rhernisch-Westfälische Zei-
tung, Post, Deutsche Tageszertung,
Kreuzzeitung, Norddeutsche Allge-
meine Zeitung und die Ansgabe B
des Blattes »Der Tag«?" Und er
findet: Das ließe sich leicht
machen, denn man lerne sehr schnell
das Wesentliche vom Unwesent«
lichen unterscheiden. Mit anderen
Worten: zu lesen brauche man
diese Zeitungen ja gar nicht alle,
genug, wenn man verfolgt, was sre
über wichtige Fragen sagen.

Der Verfasser nimmt dann noch
die einzelnen Fakultäten durch, in-
dem er dem nachgeht, was nach
seiner „Statistik" ihre Studierenden
eigentlich lesen — „das allgemeine
Resultat ist nicht sehr erfreulich^.
Andre Beobachtungen ergeben min-
der Krasses, aber erfreulich sind ihre
Ergebnisse auch nicht. Bei wei-
tem die meisten Studenten unter-
richten sich durchaus einseitig, gerade
sie, die doppelt und dreifach ver-
pflichtet wären, sich den Kopf klar
zu halten, weil sie später im Le-
ben die Ration führen sollen. Auch
diese Erscheinungen muß verstehen,
wer die Wichtigkeit der neuen Iu-
gendbewegung und des Freideut-
schen Gedankens überhaupt würdi-
gen will.

Keine Einsendungen ohne
vorherige Änfrage!

ir möchten an unsre alte Bitte
jetzt zur Urlaubszeit besonders
erinnern. Es ist erstaunlich, wie
sich die Einsendungen an den Kunst-
wart vermehren, und damit auch

die ohne vorherige Anfrage, ob-
gleich wir in jedem Heft darauf hin-
weisen, daß wir nur für solche
Niederschriften eine Verantwortlich»
keit übernehmen können, um die
wir ersucht haben. Eine Postkarte
an uns ist doch schnell geschrieben:
„Könnt ihr zu dem oder jenem Ge-
genstand einen Aufsatz von der und
der Länge mit der und der Absicht
prüfen oder nicht?" — und sie er-
spart nicht nur uns, sondern vor
allem dem Absender selber Zeit und
unter Nmständen Geld und Ver-
druß.

„Neue Richtungen"

an sollte nicht so viel von „Rich-
tungen" sprechen, als ob die
Richtungen den Künstler machen und
nicht umgekehrt. Der alte Schadow
pflegte seinen Schülern, die ihre
schlechte Arbeit mit dem schlechten
Ieichenmaterial zu entschuldigen
suchten, zu antworten: „Mein Sohn,
der Bleistift ist nicht dumm." Die
Richtung ist nur das äußere Gewand
eines Künstlers; steckt ein Kerl da-
hinter, ist die Richtung gut; auch
in der Kunst macht der Rock nicht
den Mann. —

Den Beweis für die Wahrheit
seiner Kunst kann der Maler nur
dadurch erbringen, daß er uns über-
zeugt. Bis dahin lachen wir ihn
aus. Die sprichwörtliche Dummheit
des Publikums, einen großen Künst-
ler verkannt zu haben, besteht in
nichts weiter, als darin, daß es
eine Sprache nicht verstanden hat,
die es noch nicht gelernt hatte.

Max Liebermann

Unsre Bilder und Noten

uch vor Iulius Seylers Strandbild wird der erste Gedanke
l des Kenners sein: „Das ist Malerei", und der holt auch nicht alle
^^Freude daraus, die für ihn drin steckt, der sich nicht in ihr Handwerk
einfühlen, der nicht im Geist die Pinsel selbst führen und sich an ihrer
 
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