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Kunstwart und Kulturwart — 27,4.1914

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Heft 23 (1. Septemberheft 1914)
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Den Geistern der Ahnen: zu unsern Bildern
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Zu unsern Noten
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https://doi.org/10.11588/diglit.14290#0416

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fühl einporgerungen zur vollendeten klaren Ordnung in aller Bewegtheit
einer harmonischen Ruhe. Neben ihm Schiller, welcher nie den Riß,
der durch die Schöpfung geht, überbrncken konnte, der aber gerade aus
der Empfindnng des ewigen Widerspruchs zu rastlosem Denken und Bilden
vorwärts getrieben wurde. Beide schreiten, jeder in seiner Weise, zum
Licht. Der Weg Kleists endete in Nacht, weil er um des Vaterlandes
willen starb, das die Glut und Stärke seiner Liebe zu ihm nicht erkannte.

Wenn wir die deutsche Musik in einem Namen als einem Symbol
zusammenfassen wollen, so sagen wir: Beethoven. Stürmisches Drän-
gen zur Anendlichkeit und zugleich Innigkeit, die beim Kleinsten verweilt.

Von unsern bildenden Künstlern denken wir heut an zwei in ihrem
Wesen grundverschiedene und doch gleich deutsche: an Ludwig Richter,
der mit seiner Liebe den schlichten Reichtum des kleinen deutschen tzauses,
der deutschen Bürger- und Bauern-tzeimat ins Bleibende hob, und Böck-
lin, den Seher der weiten und großen Gesichte.

Unter den sittlichen Lehrmeistern unsrer Zeit stehn obenan Kant und
Fichte. Iener, der aus der Anscheinbarkeit eines alltäglichen Lebens
auf der Spur seltsamer Widersprüche in das Geheimnis des Denkens ein-
drang und aus dem Tiefsten der Welt das Gesetz der sittlichen Pflicht hob.
Dieser, der seinem zerrissnen und unterdrückten Volk lehrte, was Volk
und Vaterland sein kann, und den Beruf der Deutschen in der Menschheit
predigte. Aber auch aus Arndts Feuerkopf wollen wir heute blicken,
der für deutsches Volkstum, deutsche Einheit und deutsche Freiheit mit
Prophetenfeuer dachte und sprach.

Was wir als politisches Volk geworden sind, das gründet sich auf die
beiden Gestalten Steins und Bismarcks. Auf den Reichsfreiherrn,
der aus Antertanen Staatsbürger machte und damit eine neue Art des
politischen Lebens für uns einführte, auf den Iunker, der die Kräfte
Deutschlands zu einer großen Organisation zusammenzwang und sie im
Weltringen zu gebrauchen lehrte.

Den Staatsmännern zur Seite stehn unsre tzeerführer, die, von Scharn-
horst an, ein eigentümlich geistiges Gepräge auszeichnet. Für sie alle
möge der eine Moltke stehn, hinter dessen Schweigen die unbedingte
Entschlossenheit, aber zugleich auch das zartstarke und feinstgegliederte
Leben der höchsten inneren Kultur arbeitete.

Auch diese Männer wuchsen nicht aus sich allein. Wir denken an
Mozart, denken an Bach, an den großen Friedrich und den großen Kur-
fürsten, an Leibniz, an Luther, Melanchton und tzutten, aber auch an
den Iesuiten Spee, an tzolbein, Dürer und Grünewald. Ie tiefer wir
hineinschauen in den Himmel des deutschen Geisteslebens, um so mehr
Sterne tauchen aus ihm auf, immer neue, die deshalb nicht kleiner sein
mögen, als die alltäglich erkannten, weil sie unsern Augen ferner stehn.
Wo immer unser Blick mit Ruhe verweilt, da schimmert aus den großen
Dunkeln der Ewigkeit auch deutsches Licht. A

Zu unsern Noten

Beilage zu unserm Artikel über tzumperdinck bringt dies
tzeft eine Probe aus des Meisters jüngster Oper „D ie Marke -
^d-^tend erin", die im Mai dieses Iahres ihre Araufführung in
Köln erlebte. Diese „deutsche Spieloper", wie der Textverfasser Robert
Misch die frei erfundene Episode aus den Freiheitskriegen nennt,

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